Religionen in Russland
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht oder unzureichend durch Quellenangaben (Literatur, Webseiten usw.) belegt worden, wodurch den fraglichen Inhalten eine Löschung droht. Bitte hilf der Wikipedia, indem du gute Belege für die Informationen nennst. |
Durch die Christianisierung Russlands im Jahre 988 wurde der Russische Staat monokonfessionell und orthodox. Mit der Ausdehnung des Reiches kamen Gebiete mit Anhängern des Islams, des Protestantismus, des Katholizismus, des Buddhismus und des Judentums, sowie dem Schamanismus indigener Völker in Sibirien dazu.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Christentum
[Bearbeiten] Russisch-Orthodoxe Kirche
Im Zarenreich gab es strenge Vorschriften für die Anhänger der Russisch-Orthodoxen Kirche. Sie durften beispielsweise nicht zu einer anderen Konfession, auch wenn sie christlich war, hinübertreten, sie durften "Nichtchristen" nicht heiraten. Der Russisch-Orthodoxen Kirche war es als einziger Religion erlaubt zu missionieren. Erst mit der Revolution von 1905 wurden die Gesetze gelockert. Nach der Herrschaftsübernahme der Kommunisten wurden hauptsächlich Mitglieder dieser Kirche unterdrückt, da sie ein Symbol für die zaristische Monarchie gewesen war. Zwischen 1918 und 1939 wurden ca 40.000 orthodoxe Geistliche hingerichtet. Während es 1917 noch 77.800 Gemeinden gab, wurden 1941 nur noch etwa 3.100 gezählt.
Heute erlebt die Russisch-Orthodoxe eine Art Wiederbelebung. Viele Klöster wurden gegründet. Die Kirche zählt gegenwärtig etwa 100 Millionen Mitglieder, von denen jedoch nur 5-10% regelmäßige Gottesdienstbesucher sind. Auch in der Politik spielt die Russisch-Orthodoxe Kirche wieder vermehr eine Rolle. Religionsunterricht an Schulen wurde 2006 eingeführt.
[Bearbeiten] Abspaltungen von der Russisch-Orthodoxen Kirche
Die älteste Abspaltung dürften die sogenannten Altorthodoxen oder Altgläubigen sein, die von der offiziellen Hierarchie auch Raskolniki (deutsch: Abspalter) genannt werden. Weitere aus der Orthodoxie hervorgegangene Glaubensrichtungen sind die Molokanen. Aus ihnen gingen wiederum die Duchoborzen hervor. Beide Religionsgemeinschaften lehnen Reichtum ab, versuchen ein Leben in Bescheidenheit zu führen und suchen nach einer wahrhaft biblischen Gemeinschaft. Von einigen Leibeigenen wurde die Gemeinschaft der Subbotniki gegründet. Diese berufen sich in erster Linie auf das Alte Testament. Viele dieser Sekten oder Gruppierungen waren im Zarenreich willkürlichen Verfolgungen ausgesetzt und wurden zu großen Teilen nach Sibirien oder in den Kaukasus verbannt, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten.
[Bearbeiten] Römisch-Katholische Kirche
Die Römisch-Katholische Kirche war im Zarenreich von jeher verhasst, da die Regierung eine Invasion des Papstes über das katholische Königreich Polen befürchtete. Peter I. erlaubte im Jahre 1705 erstmals den Bau einer römisch-katholischen Kirche. Die Katholiken waren während der Herrschaft der Zaren sehr strengen staatlichen Kontrollen unterstellt.
Im Laufe der Jahre nach der Oktoberrevolution wurden die Katholiken wieder mehr beobachtet (einige Zeit kümmerten sich die Bolschewiki in erster Linie um die Kontrolle der Orthodoxen Kirche). Bis 1930 waren alle kirchlichen Strukturen der Kirche zunichte gemacht. Nach 1945 gab es im russischen Teil der Sowjetunion gerade mal 20 Gemeinden, denen es allerdings untersagt war, Verbindungen untereinander aufzubauen. Heutzutage existieren ungefähr 200 katholische Gemeinden in Russland.
[Bearbeiten] Evangelisches Christentum
Das evangelische Christentum war früher fast nur unter den Russlanddeutschen und in ihren Kolonien verbreitet. Erst nach der Revolution von 1905 wurden auch für Russen und Ukrainer andere Konfessionen legalisiert. Jedoch gab es auch durch die russlanddeutschen Adventisten und Baptisten erfolgreiche Missionierungsversuche unter der einheimischen Bevölkerung vor der Lockerung der Religionsgesetze.
- Erste Lutheraner gab es schon 1576 in Moskau. Die damals schon bestehenden Gemeinden bestanden aus deutschen Händelern und Handwerkern, die nach Russland ausgewandert waren. Zur Zeit der Kolonisation Südrusslands kamen mehr Lutherander in das Reich. Unter den Deutschen in Russland war die Evangelisch-Lutherische Kirche die größte Konfession. Heute sin d die Ltheraner in der ELKRAS organisiert. Der Sitz befindet sich in Sankt Petersburg. Sie hat ca 228 Gemeinden.
- Die Mennoniten (Hauptartikel: Russlandmennoniten) ließen sich im späten 18. Jahrhundert bzw. im frühen 19. Jahrhundert im russischen Zarenreich nieder. Dort gründeten sie Kolonien, die sich hauptsächlich auf dem heutigen Gebiet der Ukraine befanden. Viele Mennoniten schlossen sich im Laufe der Zeit anderen Freikirchen, hauptsächlich dem Baptismus, an oder spalteten sich ab. So entstand auch die Mennonitische Erneuerung. Heute gibt es nur noch 9 kleiner Gemeinden in ganz Russland.
- Die Baptisten begannen 1861, nach der Bauernbefreiung mit der Missionsarbeit unter Deutschen und slawischen Stämmen in Südrussland und im Wolgagebiet. Der bekannte baptistische Missionar Johann Gerhard Oncken reiste sogar selbst nach Russland, um dort Menschen zu taufen. 1884 wurde der Bund russischer Baptisten und 1907 die Missionsgesellschaft evangelisch-christlicher Baptisten gegründet. Der Baptismus wurde als sehr gefährliche "Sekte" eingestuft, da er immer mehr russische Bauern und Grundbesitzer bekehren konnte. Deshalb wurden sie unter dem Zaren sehr verfolgt.
- Die Siebenten-Tags-Adventisten kamen seit 1886 erstmals in Russland vor. Dabei spielten in erster Linie die Einflüsse der Mennoniten und schwäbischen Pietisten eine Rolle. Aber auch durch amerikanische Einflüsse gelang der Adventismus nach Russland. Durch die Hilfe der Subbotniki verbreitete sich der Adventismus auch unter den Russen. Heute gibt es in Russland 50.000 getaufte Mitglieder der STA. Außerdem befindet sich in der Nähe von Tula die Adventistische Hochschule Saokski, die vor einigen Jahren Opfer einer antisemitischen Hetze wurde.
- Die Pfingstler kamen nach Russland durch Rückwanderung der nach Amerika ausgewanderten Russlanddeutschen. Heute ist die Pfingstbewegung die größte Strömung innerhalb der evangelischen Christen in Russland.
Der Protestantismus erlebte in den 1920er Jahren trotz des Atheismus der Regierung der Sowjetunion eine Blütezeit (insbesondere die Baptisten, Siebenten-Tags-Adventisten und die Pfingstler). Jedoch wurden die Baptisten, Evangeliumschristen und die Pfingstler zu zentralistischen Ordnungen gezwungen, um sie besser kontrollieren zu können. Mit den Siebenten-Tags-Adventisten und den Mennoniten geschah dasselbe im Jahr 1963. In der Zeit des Stalinismus wurden viele Baptisten, Adventisten, aber hauptsächlich Mennoniten hingerichtet. Dennoch fanden der Baptismus und der Adventismus immer häufiger Anhänger unter den Russen.
[Bearbeiten] Islam
- Siehe Hauptartikel: Islam in Russland
Der Islam ist auf dem heutigen russischen Staatsgebiet schon seit dem 7. Jahrhundert verbreitet. Die einheimischen Völker des Kaukasus und die Turkvölker sind zumeist sunnitische Gläubige. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts waren im Russischen Reich 11,1% der Gesamtbevölkerung muslimischer Herkunft. Im heutigen Russland ist der Anteil der Muslime mit rund 14% etwa ebensogroß wie er einst in der Sowjetunion war.
Seit 1990 existiert in Russland eine islamische Partei, die sich Wiedergeburt nennt. Sie gibt es auch in anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Seitdem sind zahlreiche weitere Organisationen und Abspaltungen entstanden. Zentren des Islam in Russland sind heute neben Kasan und Moskau auch Ufa und Dagestan.
[Bearbeiten] Judentum
Seit dem 4. Jhd. lassen sich Juden in Armenien und auf der Krim nachweisen. Im späten 8. oder frühen 9. Jhd. konvertierten die Chasaren zum Judentum. Nach der Vernichtung des Chasaren-Reiches durch Sviatoslav I von Kiew (969) beschränkt sich das Judentum im wesentlichen auf Kiew, die Krim und den Kaukasus. Im Großfürstentum Moskau werden Juden 1471 das erste Mal erwähnt. Bis zur Zeit Iwan des Schrecklichen (1533-84) wurden Juden bis auf einige gegen sie gerichtete Gesetze toleriert. Ab 1721 wurden Juden aus dem Russischen Reich ausgewiesen, bis dies durch die Eingliederung der östlichen Teile Polens (1793 und 1795) (siehe auch Geschichte der Juden in Polen) unmöglich wurde. Die Juden mussten jedoch weiterhin innerhalb des Ansiedlungsrayons leben, der sich auf dem heutigen Gebiet der Ukraine, Weißrusslands und des Baltikums befand. Im 19. Jhd. unterstützten die zaristischen Beamten antisemitsche Strömungen in der Bevölkerung. So kam es im südlichen Russland 1881 zu vielen Pogromen, nachdem den Juden fälschlich der Anschlag auf Alexander II. unterstellt wurde. Die Gesetzgebung vertrieb die Juden selbst im Ansiedlungsrayon aus den ländlichen Gebieten, und begrenzten mit Quoten die Anzahl der Juden, die zu höherer Bildung zugelassen wurden, auf 3-10%. Zwischen 1880 und 1920 flohen mehr als zwei Millionen Juden aus Russland, besonders nach Amerika. 1903 brachen neue Pogrome aus, die sich in der Russischen Revolution nochmals verstärkten und zu zwischen 70.000 und 250.000 Opfern in der jüdischen Zivilbevölkerung führten. Während des Stalinismus wurde das Jüdische Autonome Gebiet in Russisch-Fernost gegründet, wo allerdings nur wenige Juden ansiedelten, da dort bis in die Zwanziger Jahr kein Jude gelebt hatte.
Im Vergleich zu den Jahrzehnten davor, gibt es heute nur noch wenige Juden, da viele von ihnen nach Deutschland oder nach Amerika, die meisten aber nach Israel, ausgewandert sind.
Heute gibt es in ganz Russland 87 Synagogen, die meisten davon allerdings in Sankt Petersburg und in Moskau.
Fast alle in Russland lebenden Juden sind Aschkenasim, aber es gibt auch noch einige wenige Bergjuden und Bucharische Juden.
[Bearbeiten] Buddhismus
Ursprünglich war der Buddhismus nur unter asiatischen Völkern verbreitet (Kalmüken, Tuwiner). Auch buddhistische Mönche wurden während der kommunistischen Herrschaft verfolgt und unterdrückt, wie jede Religion in der Sowjetunion. Seit der politischen Wende in Russland und den anderen Staaten der ehemaligen USSR verzeichneten die buddhistischen Gemeinschaften Mitgliederzuwachs von den Angehörigen der traditionell buddhistischen Völker, aber auch von Russen und anderen Nationalitäten. In Russland ist die tibetische Form des Buddhismus verbreitet.
[Bearbeiten] Schamanismus
Der Schamanismus ist unter der indignen Bevölkerung in Sibirien wieder weit verbreitet. In vielen Gebieten und autonomen Republiken werden schamanistischen Feiertage von vielen Menschen begangen. Zwar sind heute die meisten Bewohner Sibirien Christen, dennoch sehen sie es nicht als Widersrpuch die Rituale ihrer Vorfahren zu praktizieren.
[Bearbeiten] Situation heute
Was die Zugehörigkeit zur Religion angeht, gibt es keine zuverlässigen Zahlen, da die Mitglieder von Kirchen und Gemeinden nicht registriert werden. Nach einer Meinungsumfrage des Instituts für sozialpolitische Studien der Russischen Akademie der Wissenschaften vom Januar 1997 bezeichneten sich 51 Prozent der Befragten als Anhänger der Russisch-Orthodoxen Kirche, 7 Prozent bekannten sich zum Islam, ein Prozent zu anderen Konfessionen. 11 Prozent glaubten an eine übernatürliche Kraft ohne sich an eine Glaubensrichtung gebunden zu fühlen. 30 Prozent bezeichneten sich als Atheisten. [1]
Das CIA-World-Factbook geht für das Jahr 2006 von folgenden groben Schätzungen aus für praktizierende Gläubige aus, also von solchen die ihren Glauben aktiv ausüben: 15 bis 20 Prozent Russisch-Orthodoxe, 10 bis 15 Prozent Muslime, 2 Prozent übrige christliche Konfessionen. Dazu komme ein hoher Anteil an nicht praktizierenden Gläubigen sowie Atheisten. [2]
Nach Angaben des Russischen Justizministeriums vom 20. November 2006 gab es 2005 in Russland 22.513 registrierte Gemeinden. Davon gehörten 12.214 zum Moskauer Patriarchat der Orthodoxen Kirche, 3.668 zum Islam, 1.558 zur Pfingstbewegung, 956 zu den Baptisten, 740 zu den Evangelischen Kirchen, 652 zu den Adventisten, 408 zu den Zeugen Jehovas, Weiter waren vertreten: Altgläubige: 285, Juden: 284, Lutheraner: 228, Katholiken: 255, Buddhisten: 197, Presbyterianer: 187, Methodisten: 115, Neuapostolische Kirche: 80, Hare Krishna: 78, Armenische Apostolische Kirche: 68, Mormonen: 53, so genannte heidnische Religionen einschließlich Schamanismus: 22.
Dem Justizministerium zufolge gibt es aktuell folgende Tendenzen: Die Pfingstgemeinden verzeichnen weiter ein Wachstum, die Orthodoxen können leicht zulegen. Rückläufig waren Baptisten und Hare Krishna, der Rest notierte 2005 im Vergleich zum Vorjahr im wesentlichen unverändert. [3]
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Information der Botschaft der RF in der Bundesrepublik
- ↑ CIA The World Factbook
- ↑ Religiöse Statistik des Russischen Justizministeriums zum Jahresende 2005 Meldung der Nachrichtenagentur Interfax vom 20. September 2006
[Bearbeiten] Literatur
- Stefanie Theis: Religiosität von Russlanddeutschen. Kohlhammer, ISBN 978-3-17-018812-9
- Robert Weinberg: Birobidshan.Stalins vergessenes Zion.Verlag Neue Kritik ISBN 3-8015-0367-4
- Mensing, Björn/Rathke, Heinrich, Mitmenschlichkeit, Zivilcourage, Gottvertrauen. Evangelische Opfer von Nationalsozialismus und Stalinismus, Leipzig, 2003, ISBN 3-374-02057-7