Jan Vermeer
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Jan Vermeer van Delft (getauft 31. Oktober 1632 in Delft; begraben 15. Dezember 1675 in Delft; zeitgenössisch: Joannis ver Meer, Joannis van der Meer) ist einer der bekanntesten holländischen Maler aus der Barockzeit. Er wirkte in der Epoche des Goldenen Zeitalters der Niederlande, in der das Land eine politische, wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit erlebte. Er malte seine Bilder nach Prinzipien, die sich erst im Impressionismus allgemein durchsetzten, und verwendete technische Neuerungen wie die Camera obscura. Neben seiner Tätigkeit als Maler arbeitete Jan Vermeer als Kunsthändler.
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[Bearbeiten] Leben
Über das Leben von Jan Vermeer van Delft ist nur wenig bekannt. Er wurde am 31. Oktober 1632 in der Nieuwe Kerk in Delft getauft und war das zweite Kind und der einzige Sohn seiner Eltern. Sein Vater Reynier Jansz kam ursprünglich aus Antwerpen und zog 1611 nach Amsterdam, wo er als Seidenweber arbeitete. 1615 heiratete er Digna Baltens und ging unter dem Namen Vos nach Delft, wo er einen Gasthof betrieb. Nebenbei arbeitete er weiter als Weber und trat außerdem der St.-Lukas-Gilde in Delft offiziell als Kunsthändler bei. Dort begegnete Jansz Malern wie Pieter Steenwyck, Balthasar van der Ast und Pieter Groenewegen, was für Jan Vermeer einen frühen Kontakt mit der Malerei bedeutete.
[Bearbeiten] Ausbildung
Über die Ausbildung Jan Vermeers zum Maler gibt es keine gesicherten Informationen. Er wurde als Freimeister am 29. Dezember 1653 Mitglied der St.-Lukas-Gilde. Dieser Aufnahme muss eine sechs Jahre umfassende Lehrzeit bei einem von der Gilde anerkannten Maler vorausgegangen sein. Es wird vermutet, dass Vermeer Schüler von Leonaert Bramer gewesen sein könnte. Diese Hypothese fand jedoch aufgrund großer Unterschiede im Stil wenig Zustimmung, der Kontakt Vermeers zu ihm ist jedoch urkundlich belegt. Belegt ist auch der Kontakt zu Gerard ter Borch.[1] Daneben wurde angenommen, Vermeer sei Schüler Carel Fabritius gewesen, der von Rembrandt ausgebildet worden war. Diese Hypothese war seit William Thoré-Bürger im 19. Jahrhundert lange allgemein anerkannt und ist noch heute weit verbreitet. Aktuell geht die Kunstwissenschaft jedoch nicht mehr davon aus, dass Fabritius Lehrmeister Vermeers war. Statt dessen wird Pieter de Hooch, der zwischen 1652 und 1661 in Delft lebte, eine prägende Rolle für die Malerei Jan Vermeers zugewiesen, da dieser de Hoochs Stil im Bezug auf die Genremalerei wahrscheinlich übernahm und weiter verfeinerte.
[Bearbeiten] Familien- und Arbeitsleben
Jan Vermeer heiratete am 20. April 1653 Catharina Bolnes in Schipluy, einem Dorf in der Nähe von Delft. Die Ehe stieß zunächst auf den Widerstand der Mutter Catharinas, Maria Thins. Ein Grund dafür kann die Konfessionszugehörigkeit Vermeers gewesen sein, der dem Calvinismus angehörte, während Catharina Bolnes der katholischen Kirche angehörte. Erst nach der Fürsprache des Katholiken Leonaert Bramer gab Maria Thins ihre Vorbehalte gegen eine Eheschließung auf. Ob Vermeer zum katholischen Glauben übertrat ist umstritten.
1660 zog Vermeer mit seiner Frau in den Haushalt seiner Schwiegermutter am Oude Langendijk. Mit Catharina Bolnes hatte er 15 Kinder, von denen jedoch vier schon im frühen Kindesalter starben. Jan Vermeer scheint zu dieser Zeit relativ viel Geld verdient zu haben, weil er seine Kinder ohne Probleme ernähren konnte. Da er durchschnittlich nur zwei Bilder pro Jahr malte[2], muss er noch weitere Einkommensquellen gehabt haben. So half er seiner Mutter beim Führen der Schenke 'Mechelen' am Delfter Großen Markt, die diese nach dem Tod ihres Mannes geerbt hatte und in der Vermeer sicherlich seinen Kunsthandel betrieb, was eine verbreitete Nebentätigkeit niederländischer Maler des 17. Jahrhunderts war. In den Jahren 1662 und 1663 sowie 1670 und 1671 war Vermeer Dekan der St.-Lukas-Gilde und leitete sie in dieser Position. Da in der damaligen Zeit jeder Handwerker und Künstler zum Ausüben seines Berufes Mitglied einer Gilde sein musste und diese die Regeln für den Beruf festlegte, war die Position des Dekans eine einflussreiche und zeigt, dass Jan Vermeer eine angesehene Persönlichkeit in Delft war.
Bereits zu seinen Lebzeiten konnte Jan Vermeer gute Preise für seine Bilder erzielen. Vermeer malte nur wenige seiner Bilder für den freien Kunstmarkt. Seine Bilder gingen meist an Mäzene. Die beiden wichtigsten Gönner Vermeers waren der Bäcker Hendrick van Buyten und der Druckereibesitzer Jacob Dissius, der laut einer 1682 verfassten Inventarliste 19 Gemälde Vermeers besaß. Dabei ist nicht bekannt, ob Vermeer mit dem Malen der Bilder beauftragt wurde oder die Mäzene nur ein Vorkaufsrecht auf seine Werke besaßen[3]. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit arbeitete Jan Vermeer auch als Kunstexperte. So prüfte er beispielsweise die Echtheit einer Sammlung venezianischer und römischer Bilder, die der Kunsthändler Gerard Uylenburgh dem Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm I. für eine Summe von 30.000 Gulden verkaufen wollte. Vermeer reiste 1672 nach Den Haag, wo er die Bilder zusammen mit einem anderen Künstler, Hans Jordaens, begutachtete. Er bestritt vor einem Notar deren Echtheit und erklärte, dass sie höchstens ein Zehntel des geforderten Preises wert wären.
[Bearbeiten] Letzte Jahre und Tod
In seinen letzten Lebensjahren verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation Jan Vermeers, so dass er Kredite aufnehmen musste. In Folge des 1672 ausgebrochenen und bis 1679 andauernden französisch-niederländischen Krieges konnte er keine weiteren Bilder verkaufen. Daneben gab Maria Thins in einer Bitte um teilweisen Schuldenerlass vom 30. April 1676 an, dass ihr Mann während des Krieges Bilder mit denen er Handel trieb unter Wert verkaufen musste.[3] 1675 wurde Vermeer schließlich krank und starb im Verlauf von wenigen Tagen. Am 15. Dezember 1675 wurde Jan Vermeer in der Familiengruft in der Oude Kerk in Delft beigesetzt. Seine Frau musste zur Abtragung der Schulden auf ihr Erbrecht verzichten und übertrug dieses den Gläubigern.
[Bearbeiten] Werk
Jan Vermeers Gesamtwerk umfasst mach heutiger Kenntnis nur 37 Gemälde, die meist sehr schwer zu datieren sind. Diese Gemäldezahl ist ziemlich niedrig, weshalb es lange Zeit immer wieder Gerüchte gab, es gäbe weitere unbekannte Bilder. Heute ist die Zahl von 37 jedoch in der Wissenschaft allgemein anerkannt, wobei es bei den Bildern Junge Frau am Virginal und Mädchen mit Flöte Zweifel an Vermeers Urheberschaft gibt.
[Bearbeiten] Historienbilder
Einige der frühesten Bilder von Jan Vermeer lassen sich der Gattung der Historienbilder zuordnen. Diese nahm, vor der Porträt-, Landschafts-, Stillleben- und Tiermalerei, im Gattungsgefüge der Malerei die höchste Stellung ein. Unter die Historienmalerei fielen zur Zeit Vermeers die Darstellung von Ereignissen der Antike, von Mythen und von Heiligenlegenden, sowie kirchengeschichtlichen und biblischen Motiven.
Im Vergleich zu den späten Werken Vermeers waren seine beiden Historienbilder Christus bei Maria und Martha mit 160 × 142 Zentimetern und Diana mit ihren Gefährtinnen mit 98,5 × 105 Zentimeter ziemlich großformatig. Ein Beispiel für die Größe der späteren Werke ist Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge, das nur 45 × 40 Zentimeter misst.
In dem Bild Christus bei Maria und Martha, das etwa in den Jahren 1654 und 1655 entstand, greift Jan Vermeer eine Stelle aus dem Lukas-Evangelium auf. Jesus befand sich auf einem Marktplatz und wurde von Martha in ihr Haus eingeladen, wo sie ihn bewirten wollte. Als sie das Essen vorbereitet, hört Maria Jesus beim Reden zu. Martha fragt ihn, warum er Maria nicht dazu auffordern würde ihr zu helfen, und erhält als Antwort: „Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.“[4] Diese Geschichte wurde schon vor Vermeer oft behandelt, weil sich an ihr das von den Reformatoren aufgezeigte Problem des guten Werkes verdeutlichte, welches sie als oberflächliche, äußerliche Handlung betrachteten. Die Komposition ist im Vergleich zu späteren Werken Vermeers schlicht und erfolgte nach einem Pyramidenschema. Martha steht mit einem Brotkorb in der Hand hinter Jesus, der auf einem Stuhl sitzt und dessen Kopf von einer schwachen Aureole umgeben ist. Im Vordergrund sitzt Maria mit aufgestütztem Kopf auf einem Schemel. Diese Geste Marias soll Nachdenklichkeit verdeutlichen. Als Zeichen der Demut vor Jesus trägt sie keine Schuhe. Der ausgestreckte, auf sie zeigende Arm von Jesus soll Martha bedeuten, dass ihre Schwester sich für die bessere Tätigkeit entschieden hat. Vermeer nutzte dabei kräftige Farbkontraste wie zwischen dem Weiß des Tischtuches und dem Rot von Marias Oberteil sowie dem Blau des Gewandes von Jesus.
Das zweite Historienbild Vermeer, Diana mit ihren Gefährtinnen, entstand um 1655/1656. Diana, auch Artemis genannt, ist die griechische Göttin der Jagd und galt als besonders keusch. Auf dem Bild wird sie auf einem Stein sitzend und von vier Nymphen umgeben dargestellt. Diana wurde auf Bildern meist nackt abgebildet, wohingegen Vermeer sie bekleidet darstellt. Das ist ein Zeichen dafür, dass Nacktheit in dieser Zeit immer anstößiger empfunden wurde. So wendet sich auch eine nur halbbekleidete Nymphe hinter Diana ab, so dass sie dem Betrachter den Rücken zuwendet. Das Bild ist handlungsarm, zwei Nymphen sitzen mit Diana auf dem Stein, eine steht im Hintergrund und betrachtet, wie die Vierte einen Fuß Dianas wäscht. Diese rituelle Handlung stellt einen Bezug zu Jesus dar. Die Szene spielt in der Dämmerung, weswegen die Gesichter der Frauen im Schatten liegen. Die Dunkelheit ist eine Anspielung auf die häufige Gleichsetzung Dianas mit der Mondgöttin Selene. Deshalb trägt sie auf dem Bild auch ein Diadem mit einer Mondsichel. Das Bild Diana mit ihren Gefährtinnen weist, vor allem in der Darstellung der Körperhaltungen, viele Mängel auf. Deshalb wurden schon früh stilkritische Zweifel laut, ob dies überhaupt ein Werk Vermeers ist. Diese Zweifel lassen sich bis heute nicht bestätigen beziehungsweise entkräften.
[Bearbeiten] Stadtansichten
Vermeer malte zwei Bilder mit Bezug zu seiner Heimatstadt, zum einen die Straße in Delft und dann die Ansicht von Delft. Stadtansichten wurden meist infolge von öffentlichen oder privaten Aufträgen, kaum aber für den freien Markt gemalt. Sie erzielten auch höhere Preise als nicht auftragsgebundene Landschaftsbilder.
Das Bild Ansicht von Delft entstand wohl um 1660 und 1661. Jan Vermeer malte es wahrscheinlich mit Hilfe einer Camera obscura von einem höheren Stockwerk eines Hauses aus. Der Umstand des erhöhten Standpunktes wird vor allem an der Draufsicht auf die Figuren am linken unteren Bildrand deutlich. Das Bild zeigt eine Ansicht der Stadt mit dem Fluss Schie im Vordergrund. Jan Vermeer verwendet wie in seinen anderen Bildern die bildparallele Anordnung der architektonischen Elemente des Bildes, während andere Maler mit in die Tiefe führenden Straßen das Innenleben einer Stadt zugänglich machen wollten. Daneben wird von Vermeer in der Komposition ein dreieckiger Uferstreifen im Vordergrund verwendet. Dieses Element, das von Piter Brueghel eingeführt wurde, fand häufig Verwendung, beispielsweise in dem Bild Blick auf Zierikzee von Esaias van de Velde. Vermeer verwendete vor allem Braun- und Ockertöne. Bei den im Schatten liegenden Gebäuden im Vordergrund und an dem Rümpfen der Schiffe setzte er Farbtupfen um die Fugenstruktur und Verkrustungen zu zeigen. Das die Wolken durchbrechende Licht beleuchtet vor allem sich im Hintergrund befindende Gebäude und den Turm der Nieuwe Kerk. Mit dem hell erleuchteten Kirchturm wollte Jan Vermeer vermutlich ein politisches Statement abgeben.[5], In der Nieuwe Kerk befand sich das Grabmahl des 1584 bei einem Attentat in Delft gestorbenen Wilhelm I. von Oranien, der als Held des Widerstandes gegen Spanien galt.
[Bearbeiten] Moralisierende Bilder
Bei der Kupplerin aus dem Jahr 1656 war das erste Bild Jan Vermeers, das der Genremalerei zuzuordnen ist. Es ist wahrscheinlich, dass Vermeer sich von dem gleichnamigen Bild des Malers Dirck van Baburen, das sich im Besitz seiner Schwiegermutter Maria Thins befand, inspirieren ließ. Dieses Bild erscheint weiterhin in einigen Werken Vermeers als Anspielung auf das behandelte Thema. Bei der Kupplerin lässt sich der Kategorie des „Bordeeltje“, des Bordellbildes, zuordnen, die eine Unterkategorie des Genrebildes darstellt. Das Bild zeigt vier Personen, zwei Frauen und zwei Männer. Für eine konkrete Bezeichnung der Figuren fehlt die Klarheit, ob es sich tatsächlich um eine Szene in einem Bordell handelt oder eine häusliche Szene. Im ersten Fall würde es sich bei der Frau am rechten Bildrand um eine Prostituierte handeln, bei dem Mann, der hinter ihr steht, um einen Freier. Die schwarz gekleidete Frau wäre die Kupplerin, die das Geschäft organisiert hätte. Handelt es sich jedoch um eine häusliche Szene, würde das Bild das Entstehen einer außerehelichen Beziehung darstellen. In diesem Fall wäre die Kupplerin wohl eine Frau aus der Nachbarschaft, welche diese Beziehung organisiert hätte. Bei dem Mann am linken Rand des Bildes könnte es sich um Vermeer selbst handeln. Es wäre sein einziges Selbstbildnis. Von den abgebildeten Personen ist nur der Oberkörper sichtbar, da sich im Vordergrund ein Tisch befindet. Diese Komposition des Bildes erzeugt beim Leser Distanz zu den Handlungsträgern des Bildes. Da Genrebilder meistens Werte vermitteln sollten, werden Probleme in ihnen aufgegriffen. Durch Verwendung des Weinmotives durch Abbildung der Karaffe und des Weinglases in der Hand der Prostituierten, deren Wangen durch den Alkoholkonsum gerötet sind, sollte vermittelt werden, dass man bei klarem Verstand bleiben sollte. Der zentrale Aspekt des Bildes, die Käuflichkeit der Liebe, wird nur indirekt dargestellt, indem die Prostituierte ihre Hand öffnet, um eine Münze von dem Freier entgegenzunehmen. Damit ist Vermeer im Gegensatz zu Künstlern, die drastischere Anspielung verwendeten wie Frans van Mieris, der im Hintergrund des Bildes Der Soldat und die Dirne kopulierende Hunde darstellte, relativ zurückhaltend.
Ein weiteres Bild Vermeers mit moralisierendem Hintergrund ist das Schlafende Mädchen, das um 1657 gemalt wurde. Die abgebildete junge Frau sitzt an einem Tisch, der mit einem orientalischen Teppich bedeckt ist. Dieser bildet am vorderen Ende des Tisches ein Dreieck und wurde von Vermeer zusammen mit einer Weinkaraffe und einem Obstteller arrangiert. Die Frau schläft und stützt dabei ihren Kopf mit dem Arm ab, was symbolisch den Müßiggang unterstreichen soll. An der Kleidung erkennt man, dass es sich nicht um eine Dienstmagd, sondern um eine den Haushalt verwaltende Ehefrau handelt. Jan Vermeer hatte anfangs in dem Bild mehrere erzählerische Elemente verwendet um die Frau innerhalb des Bildes interagieren zu lassen. So zeigte eine Röntgenuntersuchung, dass sich in der Tür ein Hund und im linken Bildhintergrund ein Mann befanden, die später übermalt wurden. Damit wurde das Bild von der Komposition her für Interpretationen offener. Das Thema des Weingenusses wird in diesem Bild durch das Abbilden der Karaffe erneut aufgegriffen und wurde beispielsweise in der Betitelung des Bildes beim Verkauf am 16. Mai 1696 als Ein betrunkenes, schlafendes Mädchen an einem Tisch manifestiert. In Folge des durch den Weinkonsum bedingten Schlafes vernachlässigt die Frau ihre Pflichten im Haushalt, was die moralische Aussage des Bildes darstellt.
[Bearbeiten] Frauendarstellungen
Die meisten Darstellungen von Frauen in Bildern Vermeers stehen in einem narrativen Zusammenhang, wobei Attribute wie etwa Musikinstrumente oder Haushaltsgegenstände die Vorstellung der Handlung beeinflussen. Nur drei Bilder unterscheiden sich in größerem Maß davon und können als Porträts bezeichnet werden. Auf ihnen werden die Frauen nahansichtig abgebildet ohne die Andeutung einer Handlung.
Das Bild Briefleserin am offenen Fenster, das um 1657 und damit in Vermeers Frühphase gemalt wurde, zeigt eine Frau mit einem Brief, der hauptsächlich die Handlung des Bildes bestimmt. Das Element des Briefes greift Vermeer des weiteren auch in weiteren Bildern auf. In diesem Bild zeigt Jan Vermeer eine mittig im Bild positionierte Frau mit einem Brief in der Hand vor einem offenen Fenster. Am rechten Bildrand befindet sich ein Vorhang, im Vordergrund ein Tisch. Die Frau ist nur im Profil abgebildet, der Betrachter kann jedoch auch die Spiegelung im Fenster sehen. Dass es sich bei dem Brief wahrscheinlich um einen Liebesbrief handelt, wird an Details deutlich wie der Andeutung von Evas Sündenfall durch die mit Pfirsichen und Äpfeln gefüllte Obstschale. Der Vorhang, der im Vordergrund zu sehen ist, kann diese Aussage noch verstärken, wenn er als Zeichen der Offenbarung zur Seite geschoben ist. Es kann jedoch auch sein, dass er nur ein von Vermeer mehrmals benutztes Element der Komposition ist.
Damit spielen auch in den meisten Bildern von Jan Vermeer mit Frauendarstellungen moralische Aussagen eine bedeutende Rolle. Auch in den Bildern mit musizierenden Frauen wird dieses Thema aufgegriffen. Ein Beispiel dafür ist das zwischen 1673 und 1675 entstandene Werk Stehende Virginalspielerin. Schon der Name des Instrumentes Virginal ist eine Anspielung auf die Jungfräulichkeit des abgebildeten Mädchens. Diese ist vor allem vor den Hintergrund zu verstehen, dass im 17. Jahrhundert in den Niederlanden strikt darauf geachtet wurde, dass die Frau bis zur Heirat keinen Geschlechtsverkehr hatte. Das Bild mit der Cupido-Darstellung im Bildhintergrund stellt zu diesem Moralverständnis einen Kontrast dar.
Das wohl bekannteste und heute populärste Bild von Jan Vermeer ist das um 1665 entstandene Porträt Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge. Es handelt sich hierbei um ein Porträt, weil das abgebildete Mädchen nahansichtig und ohne erzählerische Attribute dargestellt wird, was es von den anderen Werken Vermeers deutlich abhebt. Es ist nicht bekannt, wer die Abgebildete ist. Es könnte sich um ein Modell handeln, vielleicht war das Bild aber auch eine Auftragsarbeit. Der Hintergrund des Bildes ist neutral und dunkel, jedoch nicht schwarz. Die dunkle Hintergrundfarbe vergrößert den Kontrast zum Mädchen und lässt es heller erscheinen. Es neigt den Kopf, was den Anschein von Gedankenverlorenheit beim Betrachter hervorruft. Das Mädchen interagiert mit dem Betrachter, indem es ihn direkt anblickt und der Mund leicht geöffnet ist, was in der niederländischen Malerei häufig die Andeutung einer Ansprache des Bildbetrachters darstellt. Die Kleidung des Mädchens wurde von Vermeer mit annähernd palettenreinen Farben gemalt, was die Anzahl der auf dem Bild vorhandenen Farben begrenzt. Die Jacke des Mädchens ist bräunlichgelb und bildet damit Kontraste zum blauen Turban und weißen Kragen. Der Turban mit dem gelben, von ihm herabfallenden, Tuch ist ein Zeichen für das in damaligen Zeit vorhandene Interesse an der morgenländischen Kultur in Folge der Türkenkriege. Im 15. Jahrhundert waren Turbane deshalb ein beliebtes und weit verbreitetes Accessoire in Europa. Daneben fällt besonders die Perle am Ohr des Mädchens auf, die aus der Schattenzone des Halses hervorsticht.
[Bearbeiten] Darstellung der Wissenschaften
In dem Gemälde Der Geograph, das in den Jahren 1668 und 1669 entstand, sowie dem Parallelbild Der Astronom aus dem Jahr 1668 beschäftigte sich Jan Vermeer mit der Wissenschaft. Daneben spielt er in einigen Bildern auf die Kartographie an, indem er im Bildhintergrund Karten darstellt. Die Kartographie war eine junge Wissenschaftsdisziplin und befand sich noch in der Entwicklung. Im 17. Jahrhundert waren Karten ein Luxusgut, aber neben einem Zeichen von Reichtum stellten sie in Vermeers Bildern auch Bildung dar. Ein Beispiel für die Verwendung der Karte bei Vermeer ist Der Soldat und das lachende Mädchen.
Das Bild Der Geograph zeigt den Wissenschaftler in der Bildmitte als zentrales Motiv. Der Geograph trägt sein langes Haar hinter den Ohren gebündelt und ist mit einer langen Robe bekleidet. Auf dem Tisch im Vordergrund befinden sich eine Karte und eine für deren Ausbreitung zusammen geschobene Decke. Auf dem Schrank im Hintergrund steht ein Globus. Der Geograph prüft mit Hilfe eines Zirkels Entfernungen auf der Karte, blickt in dem im Bild festgehaltenen Moment aber aus dem Fenster. Dabei fällt ihm Licht ins Gesicht, was auf Erleuchtung anspielt. In Kombination mit der Robe wirkt der Geograph damit als geheimnisvoller Charakter. Diese Wirkung ist als Abbildung der allgemeinen Wahrnehmung von Wissenschaftlern zur Zeit Vermeers zu verstehen.
Mit der Darstellung eines Geographen und eines Astronomen griff Jan Vermeer einen wichtigen Paradigmenwechsel auf. Bis in das 17. Jahrhundert hinein war es verpönt sich mit der Ausdehnung, Gestalt und Geschichte der Erde, sowie mit den Sternen zu beschäftigen. Dies wurde als Widerhandlung gegen den Heilsplan Gottes verstanden und als vermessen betrachtet. Nun begannen die Wissenschaften, die sich mit der Erde und den Sternen auseinandersetzten aufzublühen und es wurden große Fortschritte gemacht.
[Bearbeiten] Allegorien
Jan Vermeer malte neben seinen realistischen Bildern, die sich meistens mit Themen aus dem Alltag beschäftigten, auch zwei Allegorien, in denen er ein abstraktes Thema metaphorisch darstellte. Diese beiden Bilder tragen die Titel Allegorie des Glaubens, entstanden zwischen 1671 und 1674, und Die Malkunst (Allegorie der Malerei).
Die Allegorie der Malerei entstand um das Jahr 1673 und hat eine Größe von 130 ×110 Zentimetern, womit es zu den größten Gemälden Vermeers gehört. Das Bild wurde von vielen Kunsthistorikern als Vermeers malerisches Vermächtnis betrachtet. So verwendete beispielsweise Hans Sedlmayr den Titel Das Lob der Malkunst. Diese Betitelung ist auf den Namen des Bildes bei der Schuldentilgung nach Vermeers Tod zurück zu führen, als es „Ein Stück Malerei, [...], worauf die Malkunst dargestellt ist“ hieß.[6]
Das Bild zeigt ein Atelier, das eventuell von Vermeers eigenem inspiriert worden war, da ein solcher Eichentisch in dessen Inventarliste auftauchte. Auf diesem Tisch befindet sich ein Buch und eine Maske, die als Symbol der Bildhauerei zu verstehen ist. Als zentrale Person in diesem Bild sitzt der Maler in der Mitte des Bildes vor einer fast leeren Leinwand. Er wendet dem Betrachter den Rücken zu, so dass er seine Anonymität bewahrt. Da der Maler gerade arbeitet, befindet sich im Bildhintergrund eine junge Frau, die Modell steht. Sie trägt eine blaue Robe aus Seide und einen gelben Rock. In ihrer linken Hand hält sie ein Buch, in ihrer Rechten eine Posaune. Auf ihrem Kopf trägt sie eine Krone aus Blättern.
Die leere Leinwand galt seit der Renaissance als ein Symbol für die künstlerische Idee, die im Malprozess dann Gestalt annimmt. Dass der Maler an einem Bild arbeitet, während auf dem Tisch eine Maske liegt, wurde als Ergebnis des Wettstreites der Künste, des „Paragone“, gedeutet. Somit hätte die Malerei über die Bildhauerei triumphiert. Nach dem heutigen Stand der Forschung ist es sicher, dass die junge Frau nicht einfach ein Modell ist, sondern die Muse Klio darstellt. Sie ist in der griechischen Mythologie die Muse der Geschichtsschreibung und Heldendichtung. Damit ist das Thema des Bildes nicht die Malerei, sondern die Geschichte. Dafür spricht auch die Karte von Nicolaus Visscher an der Wand im Hintergrund, welche die 17 alten Provinzen vor dem Waffenstillstand mit Spanien 1609 zeigte. Die Karte ist an beiden Rändern mit Stadtansichten gesäumt und Klio steht mit der Posauna, die als Zeichen des Ruhmes galt, vor Den Haag mit der Ansicht des königlichen Hofes. Dies kann als Huldigung der Oranier durch Vermeer gedeutet werden. Das Bild entstand in der Anfangszeit des Französisch-Niederländischen Krieges, der von 1672 bis 1678 dauerte, zu einer Zeit innerer Unruhen in den Niederlanden, in der die Hoffnung auf den Oraniern ruhte. Daneben wird eine positive Einstellung gegenüber dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zum Beispiel durch den Kronleuchter mit dem habsburgischen Doppeladler deutlich. Das Bild ist somit kein Lob der Malerei, sondern vielmehr eine Stellungnahme Vermeers zur aktuellen politischen Situation in den Niederlanden.
[Bearbeiten] Zeichnungen
Es gibt keine Zeichnungen, die Jan Vermeer zweifelsfrei zugeordnet werden können. Das Fehlen dieser hat dazu geführt, dass viele Autoren davon ausgehen, dass Vermeer keine Studienzeichnungen für sein Schaffen benötigte. Dem entgegen steht die umstrittene Zeichnung Magd mit Fußwärmer, die von Befürwortern Vermeer zugeschrieben und auf das Jahr 1655 datiert wird. Sie ist 25,5 × 16,5 Zentimeter groß, mit Kreide auf blauem Papier ausgeführt und befindet sich heute in der Graphische Sammlung im Schlossmuseum Weimar. Befürworter führen die Zuordnung der Zeichnung zu Vermeer vor allem auf stilistische Gemeinsamkeiten und die Ähnlichkeit des Monogramms auf dem Fußwärmer mit den Signaturen auf den Gemälden Briefleserin am offenen Fenster und Ansicht von Delf zurück. Zweifler führen beispielsweise das blaue Zeichenpapier als Begründung für ihre Position an.
[Bearbeiten] Bedeutung
Jan Vermeer war in der Malerei seiner Zeit ein Vorreiter im Bezug auf die Prinzipien der Gestaltung. Er verwendete eine ausgewogene Aufteilung der Flächen, mit der er auch komplexe Sachverhalte und Strukturen einfach und mit wenigen Elementen darstellte. Dabei spielte die Geometrie eine wichtige Rolle für die Komposition des Bildes. Vermeer ging in seinen Bildern so mit dem Licht um, dass annähernd der Eindruck von Freilichtmalerei erreicht wurde. Weiterhin verwendete er nicht mehr graue Farbtöne zur Darstellung von Schatten.
Beim Malen seiner Bilder nutzte Jan Vermeer auch optische Entdeckungen, die im Allgemeinen noch zwei Jahrhunderte lang ungenutzt blieben. So setzte er bei den meisten seiner Bilder eine Camera obscura ein. Diesen Umstand versuchte er auch nicht zu verschleiern, was daran deutlich wird, dass Lichtpunkte und Randunschärfen auf den Bildern mit abgebildet wurden. Die Verwendung der Camera obscura wird damit prägend für den Stil Vermeers, da offensichtlich ist, dass er nur das Bild eines Reproduktionsmediums und nicht das eigentliche Objekt malte.
Auch kommerziell besaß Vermeer eine herausgehobende Bedeutung. So wurden am 16. Mai 1696 bei einer Auktion von Gerard Houet 134 Bilder versteigert, von denen 21 Gemälde Vermeers gewesen sein sollen. Die geforderten Preise für diese Bilder lagen zwischen 17 und 200 Gulden. Diese sind ein Zeichen dafür, dass Vermeer ein gesuchter Künstler war und seine Bilder hohe Preise erzielten. In der gleichen Auktion wurde beispielsweise ein Kopfbildnis von Rembrandt für etwas über sieben Gulden und eine Carel Fabritius zugeschriebene Enthauptung Johannes des Täufers für 20 Gulden verkauft, was den Stellenwert Vermeers unterstreicht.
Auch wenn Vermeer im 17. und 18. Jahrhundert nicht vollkommen in Vergessenheit geriet und manchmal lobend erwähnt wurde, so wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts seine Malerei sehr viel häufiger rezipiert. Der französische Publizist und Politiker William Thoré-Bürger lernte auf seinen Reisen durch Holland und Belgien die niederländische Malerei aus dem 17. Jahrhundert kennen. Dabei erkannte er, dass ihr Realismus in der Darstellung des Alltagslebens der damaligen Zeit den Vorstellungen der in der zu seiner Zeit vorherrschenden Vorstellung der Ästhetik entsprach. Die Impressionisten kamen durch die Beobachtung des Lichts zu ähnlichen Feststellungen wie Vermeer, dessen Bilder die Lichtverhältnisse in ihrer natürlichen Art wiedergaben. So erfuhren Jan Vermeer und sein Werk erst in dieser Epoche ihre volle Würdigung.
Heute zählt Jan Vermeer zu den populärsten niederländischen Malern. So besuchten 1995 und 1996 460.000 Besucher innerhalb von 14 Wochen in Den Haag die Ausstellung Johannes Vermeer in der 22 seiner Werke zu sehen waren. Außergewöhnlich ist, dass alle Tickets bereits im Vorverkauf verkauft wurden. In Washington (D.C.) besuchten die selbe Ausstellung 327.551 Besucher.
[Bearbeiten] Fälschungen
Da heute nur 37 Bilder von Jan Vermeer bekannt sind, gab es immer wieder Gerüchte, es würden noch weitere Bilder existieren, deren Aufbewahrungsort bisher nur nicht bekannt sei. Dieser Umstand führte dazu, dass immer wieder Fälscher angeblich bisher unentdeckte Bilder Vermeers malten und auf den Kunstmarkt brachten. So stellte der Niederländer Han van Meegeren so perfekte Fälschungen her, dass selbst der Vermeer-Experte Abraham Bredius Expertisen für die Echtheit dieser Bilder ausstellte. Er bestätigte unter anderem die Echtheit des Emmausmahl von van Meegeren, welches das Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam 1938 erwarb. Daneben kaufte auch der deutsche Reichsmarschall Hermann Göring eine Fälschung von Han van Meegeren, ebenso wie der niederländische Staat. Dieser kaufte das Bild Fußwaschung im Jahre 1943, das sich heute im Rijksmuseum in Amsterdam befindet. Neben Bredius stellten auch auch Wilhelm von Bode und der Direktor des Mauritshuis, Wilhelm Martin, Expertisen für falsche Vermeers aus. Diese Bilder gehören heute der National Gallery of Art in Washington.[7] [8]
Inzwischen gibt es Untersuchungsmethoden, mit denen man eindeutig herausfinden kann, ob Werke, die Jan Vermeer zugeschrieben werden, zu seinen Lebenszeiten gemalt worden sind. Fälschungen, bei denen modernes Blei oder moderne Bleiverbindungen wie die Bleipigmente verwendet wurden, können mit Hilfe der Blei-210-Methode erkannt werden. Das Blei-210 ist ein Blei-Isotop der Uran-238-Zerfallsreihe, in der es aus Radium-226 entsteht und mit einer Halbwertszeit von 22 Jahren weiter zerfällt. Diese kurze Halbwertszeit kann man auch zur Erkennung von Fälschungen aus jüngster Zeit nutzen. Daneben wurde das zu Lebzeiten Vermeers in den Niederlanden verwendete Blei aus Lagerstätten in den europäischen Mittelgebirgen gewonnen. Seit dem 19. Jahrhundert werden jedoch Bleierze aus Amerika und Australien eingeführt, so dass sich das moderne Bleiweiß sich im Gehalt von Spurenelementen und in der Isotopenzusammensetzung des Bleis vom älteren Bleiweiß unterscheidet. Dieses zeichnete sich zusätzlich durch hohe Silber- und Antimongehalte aus, während das moderne Bleiweiß diese Elemente nicht mehr enthält, da diese bei der Verhüttung vom Blei getrennt werden.
[Bearbeiten] Rezeption
In jüngster Vergangenheit erlangte Jan Vermeer durch die Veröffentlichung des Romanes Das Mädchen mit dem Perlenohrring im Jahre 2001 eine größere Popularität und Bekanntheit. Das von Tracy Chevalier geschriebene Buch, befasst sich mit der Frage, wer die Frau auf dem Bild Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge ist. Dabei wird eine fiktive Geschichte um die Magd Griet entwickelt, welche dann Modell für dieses Bild sitzt. 2003 wurde das Buch von dem britischen Filmregisseur Peter Webber verfilmt. Die Hauptrolle der Magd spielte Scarlett Johansson, Vermeer wurde von Colin Firth verkörpert. Das Mädchen mit dem Perlenohrring erhielt mehrere Preise und wurde für drei Oscars nominiert.
Bereits 1985 griff Peter Greenaway in seinem Film Ein Z und zwei Nullen Jan Vermeer auf, als versucht wird, dessen Werke in der Realität nachzustellen. Und auch der Film All the Vermeers in New York von Jon Jost aus dem Jahr 1990 thematisierte Jan Vermeer am Rande, da eine französische Schauspielerin sich in einer Galerie mit Vermeer-Bildern mit einem Makler traf.
Daneben schrieb Luigi Guarniri 2005 den Roman Das Doppelleben des Vermeer, der nach einem authentischen Fall die Geschichte des Kunstfälschers Han van Meegeren erzählt. Dieser hat nur indirekt mit Jan Vermeer zu tun, da er sich vor allem mit angeblichen Werken Vermeers und deren Verkauf beschäftigt.
[Bearbeiten] Marcel Proust
Großer Bekanntheit erfreut sich auch die Rezeption des Bildes Ansicht von Delft durch den französischen Schriftsteller Marcel Proust. Proust bereiste im Oktober 1902 die Niederlande und sah dort Vermeers Ansicht von Delft, welches ihm am besten gefiel.[9] Als im Frühling 1921 im Museum Jeu de Paume in Paris eine Ausstellung mit Werken niederländischer Meister gezeigt wurde, besuchte Marcel Proust diese, obwohl er an Asthma erkrankt war und sich zurück gezogen hatte, da auch die Werke Ansicht von Delft, Dienstmagd mit Milchkrug und Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge von Vermeer ausgestellt wurden. Auf der Treppe zur Ausstellung erlitt er einen Schwächeanfall, den er einem vorher verzehrten Kartoffelgericht zuschrieb. Marcel Proust griff das Bild mit seiner Romanfigur Bergotte auf, ebenso wie den Schwächeanfall. Bergotte wird durch eine Kritik auf ein „gelbes Mauerstück“ in der Ansicht von Delft aufmerksam.
Dieses Mauerstück gibt noch heute Rätsel auf, da es scheinbar nicht vorhanden ist. Die Lage wird durch die Übersetzung falsch wiedergegeben und im französischen Original mit „Le petit pan de mur jaune avec unauvent“ und „du tout petit pan de mur jaune“ (deutsch etwa: „eine kleine Fläche gelben Mauerwerks mit einem Vordach“) angegeben..[10] Aber diese Stelle ist auf dem Bild nicht vorhanden. So geht man davon aus, dass Proust entweder diese Mauerstelle für seinen Roman erfunden hat oder aufgrund seiner Krankheit nicht mehr sorgfältig arbeitend einen Fehler beim Schreiben dieser Passage aus seiner Erinnerung gemacht hat.
[Bearbeiten] Liste der heute bekannten und Vermeer zugeschriebenen Bilder
Nr. | Bild | Titel | entstanden | Größe | Ausstellung/Sammlung/Besitzer |
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Christus bei Maria und Martha | 1654/1655 | 160 × 142 cm | National Gallery of Scotland in Edinburgh |
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Die heilige Praxedis | 1655 | 101,6 x 82,6 cm | Musée de la Chapelle de la Visitation in Monaco (Barbara Piasecka Johnson Collection) |
3 | ![]() |
Diana mit ihren Gefährtinnen | 1655/1656 | 98,5 × 105 cm | Mauritshuis in Den Haag |
4 | ![]() |
Bei der Kupplerin | 1656 | 143 × 130 cm | Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden |
5 | ![]() |
Schlafendes Mädchen | 1657 | 87,6 × 76,5 cm | Metropolitan Museum of Art in New York |
6 | Briefleserin am offenen Fenster | 1657 | 83 × 64,5 cm | Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden | |
7 | ![]() |
Straße in Delft | 1657/1658 | 54,3 × 44 cm | Rijksmuseum in Amsterdam |
8 | ![]() |
Der Soldat und das lachende Mädchen | 1658 | 49,2 × 44,4 cm | Frick Collection in New York |
9 | ![]() |
Herr und Dame beim Wein | 1658 - 1660 | 66,3 × 76,5 cm | Gemäldegalerie in Berlin |
10 | ![]() |
Dienstmagd mit Milchkrug | 1658 - 1660 | 45,4 × 41 cm | Rijksmuseum in Amsterdam |
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Das Mädchen mit dem Weinglas (Die Dame mit zwei Herren) | 1659/1660 | 78 × 67,5 cm | Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig |
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Ansicht von Delft | 1660/1661 | 98,5 × 117,5 cm | Mauritshuis in Den Haag |
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Die unterbrochene Musikstunde | 1660/1661 | 38,7 × 43,9 cm | Frick Collection in New York |
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Briefleserin in Blau | 1662 - 1664 | 46,5 × 39 cm | Rijksmuseum in Amsterdam |
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Die Musikstunde (Herr und Dame am Virginal) | 1662 - 1665 | 74,6 × 64,1 cm | Gemäldegalerie im Buckingham Palace in London |
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Die Perlenwägerin (Frau mit Waage) | 1662 - 1664 | 42,5 × 38 cm | National Gallery of Art in Washington D.C. |
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Lautenspielerin am Fenster | 1664 | 51,4 × 45,7 cm | Metropolitan Museum of Art in New York |
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Junge Dame mit Perlenhalsband | 1664 | 55 × 45 cm | Gemäldegalerie in Berlin |
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Junge Frau mit Wasserkanne am Fenster | 1664/1665 | 45,7 × 40,6 cm | Metropolitan Museum of Art in New York |
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Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge | 1665 | 45 × 40 cm | Mauritshuis in Den Haag |
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Das Konzert | 1665/1666 | 69 × 63 cm | Isabella Stewart Gardner Museum in Boston (seit 1990 gestohlen) |
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Briefschreiberin in Gelb | 1665 - 1670 | 45 × 39,9 cm | National Gallery of Art in Washington D.C. |
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Mädchenkopf | 1666/1667 | 44,5 × 40 cm | Metropolitan Museum of Art in New York |
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Mädchen mit Flöte | 1666/1667 | 20 × 17,8 cm | National Gallery of Art in Washington D.C. |
25 | Mädchen mit rotem Hut | 1666/1667 | 23,2 × 18,1 cm | National Gallery of Art in Washington D.C. | |
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Dame mit Dienstmagd und Brief | 1667/1668 | 89,5 × 78,1 cm | Frick Collection in New York |
27 | Der Astronom | 1668 | 50,8 × 46,3 cm | Louvre in Paris | |
28 | Der Geograph | 1668/1669 | 53 × 46,6 cm | Städelsches Kunstinstitut in Frankfurt am Main | |
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Der Liebesbrief | 1669/1670 | 44 × 38,5 cm | Rijksmuseum in Amsterdam |
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Die Spitzenklöpplerin | 1669/1670 | 24,5 × 21 cm | Louvre in Paris |
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Briefschreiberin und Dienstmagd | 1670 | 71 × 59 cm | National Gallery of Ireland in Dublin |
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Junge Frau am Virginal | 1670 | 25,5 x 20 cm | Sammlung Wynn in Las Vegas |
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Allegorie des Glaubens | 1671 - 1674 | 114,3 × 88,9 cm | Metropolitan Museum of Art in New York |
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Die Gitarrenspielerin | 1672 | 53 × 46,3 cm | Kenwood House in London |
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Die Malkunst (Allegorie der Malerei) | 1673 | 130 × 110 cm | Kunsthistorisches Museum in Wien |
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Stehende Virginalspielerin | 1673 - 1675 | 51,7 × 45,2 cm | The National Gallery in London |
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Sitzende Virginalspielerin | 1673 - 1675 | 51,5 × 45,5 cm | The National Gallery in London |
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Ben Broos, Arthur K. Wheelock: Vermeer. Das Gesamtwerk Seite 15, 16
- ↑ Norbert Schneider: Vermeer sämtliche Gemälde. Taschen, Köln 2004. Seite 8
- ↑ a b DuMont: Vermeer. DuMont Literatur- und Kunstverlag, Köln 2003. Seite 12
- ↑ http://www.bibel-online.net/buch/42.lukas/10.html#10,39
- ↑ Norbert Schneider: Vermeer sämtliche Gemälde. Taschen, Köln 2004. Seite 19
- ↑ Norbert Schneider: Vermeer sämtliche Gemälde. Taschen, Köln 2004. Seite 81
- ↑ Beispiel: http://www.nga.gov/cgi-bin/pinfo?Object=64+0+none
- ↑ Beispiel: http://www.nga.gov/cgi-bin/pinfo?Object=65+0+none
- ↑ http://d-e-zimmer.de/PDF/proust-vermeer1996.pdf Seite 4
- ↑ http://d-e-zimmer.de/PDF/proust-vermeer1996.pdf Seite 3
[Bearbeiten] Literatur
Allgemeines:
- Norbert Schneider: Vermeer sämtliche Gemälde. Taschen, Köln 2004, ISBN 3-8228-6377-7
- Piero Bianconi, István Schlégl: Das Gesamtwerk von Vermeer. Kunstkreis, Luzern 1967
- Ben Broos, Arthur K. Wheelock (Hrsg.): Vermeer. Das Gesamtwerk. Belser, Stuttgart 1995, ISBN 3-7630-2322-4
- Ludwig Goldscheider (Hrsg.): Johannes Vermeer: Gemälde. Phaidon Verlag, Köln 1958
- Anthony Bailey: Vermeer. Siedler, Berlin 2002, ISBN 3-88680-745-2
- Michael Eissenhauser (Hrsg.): Johannes Vermeer, der Geograph. Die Wissenschaft der Malerei. Staatliche Museen, Kassel, 2003, ISBN 3-931787-23-0
- Sara Hornäk: Spinoza und Vermeer. Immanenz in Philosophie und Malerei. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2745-0
- Philip Steadman: Vermeer's camera. Uncovering the truth behind the masterpieces. University Pres, Oxford 2001, ISBN 0-19-280302-6
Zeitschriftenartikel:
- Ariana Rüßeler: Die Entdeckung einer Camera Obscura in Jan Vermeer van Delfts Gemälde Die Malkunst in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, Jg. 69, Heft 4 (2006), S. 541-547.
Fälschungen:
- Heinz Althöfer (Hrsg.): Fälschung und Forschung. Ausstellungskatalog. Museum Folkwang, Essen 1979, ISBN 3-7759-0201-5
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Jan Vermeer – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Personendaten | |
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NAME | Vermeer van Delft, Jan |
ALTERNATIVNAMEN | ver Meer, Joannis; van der Meer, Joannis |
KURZBESCHREIBUNG | holländischer Maler |
GEBURTSDATUM | getauft 31. Oktober 1632 |
GEBURTSORT | Delft |
STERBEDATUM | begraben 15. Dezember 1675 |
STERBEORT | Delft |
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