Chişinău
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Flagge und Wappen | |
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Karten | |
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Stadtdaten | |
Amtssprache: | Moldauisch (Rumänisch) |
Geographische Lage: | Koordinaten: 47° 00' 50" N, 28° 51' 00" O47° 00' 50" N, 28° 51' 00" O |
Höhe: | ca. 85 m.ü.M. |
Fläche: | Stadt Chişinău: 120 km² Munizip Chişinău: 635 km² |
Einwohner: (1. Januar 2006) |
Stadt Chişinău: 593.800 Munizip Chişinău: 717.900 davon Stadt: 648.900 davon Land: 69.000 |
Bevölkerungsdichte: | 4.938 Einwohner pro km² |
Stadtgliederung: | 5 Stadtbezirke |
Flughafen: |
Chişinău Airport (KIV) Distanz: ca. 15 km |
Bürgermeister: | Vasile Ursu |
Offizielle Website: | www.chisinau.md |
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Chişinău - Satelliten-Aufnahme | |
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Grafik: Bevölkerungsentwicklung |
Chişinău [kiʃi'nəʊ] (deutsch auch Kischinau geschrieben; russisch Кишинёв/Kischinjow; bis 1989 moldawisch-kyrillisch Кишинэу; veraltete ungenaue russische Transkription Kischinew) ist die Hauptstadt Moldawiens. Die Stadt hat eine Fläche von 120 km² und ist mit circa 593.800 Einwohnern (etwa 13,3 Prozent der Gesamtbevölkerung; Stand 1. Januar 2006) die bevölkerungsreichste Stadt des Landes. In Kischinau befinden sich eine Universität, sechs andere Hochschulen, Theater, Museen und Kultureinrichtungen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
Die Stadt Kischinau liegt am Bîc auf etwa 85 m.ü.M. bei 47° 00' 50" nördlicher Breite 28° 51' 00" und östlicher Länge und hat eine geschätzte Fläche von 120 km². Das Stadtgebiet ist in fünf, mit Ausnahme des Centru, flächenmäßig etwa gleich große Stadtbezirke (rumänisch Sector) eingeteilt:
-
Centru (Чентру/Центр) Rîşcani (Рышкань/Рышкановка) Botanica (Ботаника) Ciocana (Чокана) Buiucani (Буюкань/Боюканы)
Zum Munizip Chişinău (Municipiul Chişinău) mit einer Fläche von 635 km² gehören neben elf kleineren Dörfern zusätzlich sechs umliegende Gemeinden:
-
Codru Sîngera Cricova Vadul lui Vodă Durleşti Vatra
Politisch liegt die Stadt mitten im Zentrum Moldawiens im gleichnamigen Bezirk Kischinau (Judeţul Chişinău). Geografisch gelegen im Osteuropäischen Flachland, ist die Stadt umgeben von einer flachhügeligen Landschaft mit sehr fruchtbarem Erdboden aus Schwarzerde, welcher schon seit Urzeiten die Grundlage für landwirtschaftliche Nutzung, sowohl im Anbau von Wein als auch Obst, bot. Durchzogen vom Fluss Bîc zeigt die Stadt, besonders im Frühling und Sommer, ein sehr naturbezogenes Stadtbild mit vielen Bäumen und großen Parkanlagen.
[Bearbeiten] Klima
Erste Wetterdaten reichen bis in das Jahr 1884 zurück. Damals beschäftigten sich die Forschungen allerdings eher mit dem idealen Klima für einen optimalen Weinbau. Dabei rechnet man im Verlauf eines Jahres mit etwa 2215 Stunden Sonne - 329 Stunden alleine im Rekordmonat Juli - hingegen bloß mit 54 Stunden Sonnenschein im Dezember. Regional herrscht ein kontinentales Klima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 9,6 °C und einer Niederschlagsmenge von 547 mm/m². Der Sommer beginnt etwa Mitte Mai, er fällt kurz, aber stark aus. Hohe Temperaturen um 25 °C erreicht das Thermometer vor allem in den Monaten Juni, Juli und August. Mit verstärktem Niederschlag ist im Juni und Juli zu rechnen. Wie der Sommer ist auch der Winter sehr kurz. Der Januar erreicht mit durchschnittlich -3,2 °C die tiefsten Temperaturen, der Oktober mit 27 mm/m² die geringste Niederschlagsmenge. Ausgeprägt lang und warm ist der Herbst dank der Lage nahe dem Schwarzen Meer, welches das Klima der Region ebenfalls stark beeinflusst. Meistens herrscht jedoch mit 10 °C eine mittlere Temperatur, mit einer generell geringen Niederschlagsmenge während des ganzen Jahres.
Jahr | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | |
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Maximale Temperatur | 39°C | 15°C | 16°C | 25°C | 32°C | 36°C | 37°C | 39°C | 39°C | 37°C | 33°C | 28°C | 16°C |
Durchschnittliche Temperatur | 9.4°C | -3.5°C | -2.5°C | 2.6°C | 9.5°C | 15.8°C | 19.3°C | 21.5°C | 20.7°C | 15.9°C | 10.1°C | 3.9°C | -0.9°C |
Minimale Temperatur | -32°C | -30°C | -32°C | -23°C | -9°C | -2°C | 4°C | 8°C | 7°C | -1°C | -16°C | -22°C | -22°C |
- GDCN-Wetterstations-ID: 63100033815 (33815)
[Bearbeiten] Flora
Kischinau ist eine ausgesprochen grüne Stadt. Die Hauptstraßen sind gesäumt mit vielen Bäumen. Hinzu kommen großzügige Parkanlagen, welche auf dem ganzen Stadtgebiet verteilt liegen und das Stadtbild prägen. Zu den wichtigsten Parks gehören:
- Gradina Publica Ştefan cel Mare şi Sfînt (Im Zentrum): Der Park liegt am Bulevardul Ştefan cel Mare şi Sfînt. Hier steht neben der Statue von Ştefan cel Mare auch der 1957 eröffnete Weg der Klassik. Es handelt sich um eine Allee mit Bronzebüsten von Alexandru Hajdau, Geogre Cosbuk, Mihail Eminescu, Nicolae Milesku-Spataru, Tudor Arghezi, Vasile Alexandri, Bogdan Petriceiku Hajdau, Konstantin Stamati, Alecu Russo, Lucian Blaga, George Asachi, Constantin Stere, Alexei Matievici, Constantin Negrusi, Mircia Iliade, Ion Creangă, Alexandru Donici und Dimitrie Cantemir.
- Parcul Catedralei (Im Zentrum): 1836 wurde der neun Hektar große Park zeitgleich zur Einweihung der Catedrala Naşterea Domnului eröffnet. Er liegt ebenfalls im Stadtzentrum, am Bulevardul Ştefan cel Mare şi Sfînt.
- Parcul Slivic (im Norden)
- Parcul La Izvor (im Nordwesten): Der Park zur Quelle bietet mit seinen 150 Hektar zwei große Seen, eine Brücke für die Fußgänger und eine Wasserfontäne. Er wurde 1972 eröffnet.
- Parcul Dendrologic (westlich vom Zentrum)
- Parcul Valea Morilor (im Südwesten): Südwestlich des Zentrums befindet sich die vom Architekten R. Curts gestaltete Parkanlage Tal der Mühlen. Der Park wurde 1951 eröffnet und bietet mit einer Fläche von 114 Haktar auch einen großen See.
- Parcul Valea Trandafirilor (im Südosten): Der Park der Rosen liegt südöstlich im Bezirk Botanica und hat eine Fläche von etwa 145 Hektar. Als Attraktion bietet er ein Riesenrad und weitere Freizeitangebote an.
[Bearbeiten] Fauna
Eigentlich eine für Tiere unnatürliche und gefährliche Umgebung bietet sich aber auch eine Stadt als gutes Zuhause für eine Vielzahl von Tieren an. In den Parkanlagen von Kischinau leben etwa 14 Vogel-, 14 Reptil- und Amphibienarten im Einklang mit den Menschen. Unter den Säugetieren findet sich der Igel, der Maulwurf, das Wiesel und der Marder sowie die Fledermaus. Dazu kommen verschiedene Nagetiere, wie beispielsweise das Eichhörnchen und die Feldmaus. Bei den Vögeln findet man eine Reihe verschiedener Taubenarten, wie zum Beispiel die Waldtaube. Weiter gibt es den Mauersegler, die Stare und den Spatz. In den Gewässern des Parks Valea Morilor, im südwestlichen Teil von Kischinau gelegen, leben etwa 20 verschiedene Fischarten. Der See bietet Lebensraum für Barsche sowie Karauschen, Brachsen, Karpfen und weitere Karpfenfische.
[Bearbeiten] Geschichte
Die erste schriftliche Erwähnung von Kischinau geht ins Jahr 1436 zurück, als die Ortschaft Teil des Fürstentums Moldau war. In den darauf folgenden Jahrhunderten blieb eine nennenswerte Entwicklung aus, und das Gebiet blieb bis in das 19. Jahrhundert als Bojaren- und Klostersiedlung praktisch unverändert. 1818 wurde Kischinau Regierungssitz des durch das Osmanische Reich an das Russische Zarenreich im Frieden von Bukarest abgetretene Gouvernement Bessarabien. Kischinau genoss als Stadt am Rande des Russischen Imperiums keinen guten Ruf, sondern galt als Strafversetzungslager für Unzufriedene und Aufmüpfige. Der junge russische Nationaldichter Alexander Sergejewitsch Puschkin war vom 21. September 1820 bis 1823 als Übersetzer nach Kischinau verbannt und schrieb über die Stadt:
"O Kischinjow, o dunkle Stadt!", "Verfluchte Stadt Kischinjow, die Zunge wird nicht müde, Dich zu beschimpfen."
[Bearbeiten] Aufschwung im Industriezeitalter
Ab 1834 entstand durch einen großzügigen Stadtentwicklungsplan ein imperiales Stadtbild mit breiten und langen Straßen. Der Plan teilte die Stadt grob in zwei Bereiche. Die Altstadt - mit ihren verwinkelt gebauten Straßen und den unregelmäßigen Gebäudestrukturen, sowie die Innenstadt - mit dem im Voraus geplantem Konzept des Straßenverlaufs. Zur selben Zeit wurden ebenfalls das Stadtzentrum und der im Bezirk Centru liegende Bahnhofplatz geplant. Zwischen dem 26. Mai 1830 und dem 13. Oktober 1836 errichtete der Architekt Avraam Melnikov die Catedrala Naşterea Domnului mit ihrem prächtigen Glockenturm. 1840 folgte der Bau des im darauf folgenden Jahr fertig gestellten Triumphbogens durch den Architekten Luca Zauşkevici. In unmittelbarer Umgebung begann der Bau einer Vielzahl weiterer Gebäude und Plätze.
1858 entstand die vom Architekten P. Piskariov erbaute Catedrala Sfîntul Mare Mucenic Teodor Tiron, die sich mit einem blauen Erscheinungsbild abhebt. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts wuchs die Stadt kontinuierlich. 1891 leitete der Schweizer Architekt Alexander Bernardazzi den Bau mehrerer Projekte, darunter den der Biserica Sfîntul Pantelemon (Grecească - die griechische Kirche), sowie von 1900 bis 1903 des Frauengymnasiums Dadiani und der dortigen Kapelle (1895–1897). Zwischen 1898 und 1901 entstand am Bulevardul Ştefan cel Mare şi Sfînt durch Mitrofan Elladi und Alexander Bernardazzi das Fosta Dumă Orăşenească, das Gebäude des Bürgermeisters.
Stadt Chişinău | |
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Jahr | Einwohner |
1812 | 7.000 |
1835 | 34.000 |
1861 | 93.400 |
1897 | 108.500 |
1913 | 116.500 |
1930 | 114.800 |
1950 | 134.000 |
1963 | 253.500 |
1980 | 519.200 |
1991 | 676.700 |
1993 | 663.400 |
1996 | 662.500 |
2002 | 662.200 |
2003 | 662.400 |
2004 | 662.200 |
2005 | 592.600 |
2006 | 593.800 |
[Bearbeiten] Das Pogrom von Kischinew

Kischinau war um 1900 ein Zentrum jüdischen Lebens in Russland. So bildeten Juden mit einem Anteil von 45,9% nach einer Zählung aus dem Jahr 1897 die größte Bevölkerungsgruppe in Kischinau, noch vor den Russen (27,0%) und den Rumänen (17,6%). Am 19. und 20. April 1903 (im bis 1918 benutzen Julianischen Kalender: 6./7. April 1903), dem ersten Osterfeiertag, kam es in Kischinau zu einem großen antisemitischen Volksaufstand. Der Tumult kostete 45 jüdischen Einwohnern das Leben und schätzungsweise 400 wurden verletzt, mehrere hundert Haushalte und nochmals so viele Geschäfte wurden geplündert und zerstört. Die als das "Pogrom von Kischinew" bezeichneten Ausschreitungen wurden offenbar vom Verleger der damals einzigen offiziellen Zeitung Bessarabez (Бессарабецъ) demagogisch geschürt und wiesen Anzeichen einer organisierten Tat auf. Die Reaktionen auf diesen Vorfall in der Weltpresse waren heftig, auch im Russischen Zarenreich selber. So wurde im Juli 1905 eine vom amerikanischen Volk an Präsident Theodore Roosevelt aufgetragene Petition dem Zaren Nikolaus II. übergeben, welche allerdings keine Wirkung auf seine Politik hatte. Seit der Ablehnung der Petition durch den Zaren, lagert sie bis heute im Besitz der US-Regierung.
Nachdem der Verleger der Zeitung, Pawolatschi Kruschewan, nach einer Messerattacke durch den Kiewer Studenten Pinkus Daschewski am 17. Juni 1903 auf dem Newski-Prospekt in Sankt Petersburg nur knapp überlebte, wurde er 1905 durch eine Gruppe des Jüdischen Kolonisierungsverbandes (ICA) erschossen. Zeitungen wurden zu dieser Zeit durch die damalige russische Geheimpolizei Ochrana in ihrem antisemitischen Tun bewusst unterstützt und gefördert. Dazu gehörte auch die Verbreitung von Publikationen, wie die sogenannten "Protokolle der Weisen von Zion".
Am 22. August 1905 kam es in der Stadt erneut zu einer blutigen Eskalation, wobei die Polizei das Feuer auf geschätzt 3.000 demonstrierende Landarbeiter eröffnete. Vergleichbar ist diese Tragödie mit dem Petersburger Blutsonntag, welcher sich am 22. Januar 1905 (Julianischer Kalender: 9. Januar 1905) in Sankt Petersburg ereignete. Auch dort wurden etwa 1.000 demonstrierende Arbeiter getötet.
Nur wenige Monate später, am 1. und 2. November (Julianischer Kalender: 19./20. Oktober 1905), geriet ein Demonstrationszug, welcher sich gegen die Erklärung des Oktobermanifestes von Zar Nikolaus II. richtete, außer Kontrolle und Anhänger der Oktobristen (Schwarze Hundertschaften, Schwarzhunderter) führten in der Stadt bewaffnete Attacken gegen Juden, liberale Studenten und sozialdemokratische Arbeiter. Bei den Ausschreitungen kamen wiederum 19 Juden ums Leben und 56 wurden verletzt. Dieser Feindlichkeit gegenüber folgte schließlich ein stetiges Abwandern des jüdischen Bevölkerungsteils in die Vereinigten Staaten und nach Palästina. Während des Zweiten Weltkrieges kam es allerdings unter deutsch-rumänischer Besatzung zu noch wesentlich schlimmeren Vorfällen in Bessarabien.
[Bearbeiten] Erster Weltkrieg
Im Zuge der russischen Oktoberrevolution übernahm im November 1917 eine nationale Vollversammlung namens Sfatul Ţării (Landrat) mit Sitz in Kischinau die Regierung. Am 15. Dezember 1917 (Julianischer Kalender: 2. Dezember 1917) wurde das Land vom gestürzten Russischen Zarenreich unabhängig und die Moldauische Demokratische Republik wurde gegründet. Nachdem Bolschewiken am 5. Januar 1918 Chişinău besetzt hatten, erbat der Landrat Rumänien um militärischen Beistand. Die am 16. Januar einmarschierten rumänischen Truppen stellten innerhalb von wenigen Tagen die Ordnung im Land wieder her. Die Bevölkerung unterstützte den Schritt der Unabhängigkeit und stimmte am 6. Februar 1918 (Julianischer Kalender: 24. Januar 1918) für den neuen Staat, woraufhin Bessarabien am 9. April 1918 (Julianischer Kalender: 27. März 1918), unter Beibehalt einer Teilautonomie, den Anschluss an Rumänien erklärte. Der Anschluss wurde 1920 im Frieden von Paris durch die westlichen Alliierten bestätigt. Kischinau verlor mit der Auflösung der Sfatul Ţării den Titel als Hauptstadt und rückte in den Hintergrund.
In der Zeit zwischen 1918 und 1940 unternahm die Stadt große Renovierungsarbeiten im Zentrum der Stadt. Dabei wurde 1927 auch ein Denkmal an den ruhmreichen Fürsten von Moldau Ştefan cel Mare şi Sfînt durch den Künstler Alexandru Plămădeală und den Architekten Eugen Bernardazzi errichtet.
Siehe: Oktoberrevolution
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
In den Wirren des Zweiten Weltkrieges wurde Kischinau fast vollständig zerstört. Dies setzte bereits mit der sowjetischen Besetzung durch die Rote Armee vom 28. Juni 1940 ein. Dabei wurde das zu Rumänien gehörende Gebiet, das ehemalige Bessarabien, von der Sowjetunion annektiert. Von der Besetzung kaum erholt, ereignete sich am 10. November 1940 ein verheerendes Erdbeben. Das Beben mit Epizentrum im östlichen Rumänien hatte eine Stärke von 7,3 auf der Richterskala und führte in der Stadt zu einer massiven Zerstörung.
Nach knapp einem Jahr verhandeltem Frieden (Hitler-Stalin-Pakt) folgte am 22. Juni 1941 mit dem Unternehmen Barbarossa der Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion, dem sich auch rumänische Truppen anschlossen. Zu Beginn des Großangriffs befand sich im Gebiet der Stadt das II. mechanisierte Korps (Panzer mit motorisierter Infanterie) stationiert. Das Gebiet um die Stadt herum lag unter der Kontrolle der 9. Roten Armee von Jakow Timofejewitsch Tscherewitschenko und der durch Andrei Kirillowitsch Smirnow befehligten 18. Roten Armee. Im Juli 1941 war die Stadt bei zähem Widerstand der sowjetischen Truppen schwer umkämpft und es kam zu Bombardierungen durch Luftangriffe. Die vorrückende 11. Armee, Teil der Heeresgruppe Süd unter der Führung des Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, später Teil der Heeresgruppe Don, wurde durch Truppen der rumänischen 3. und 4. Armee unterstützt. Der Widerstand hielt sich, bis Kischinau am 17. Juli 1941 schließlich fiel. Die deutsch-rumänischen Truppen besetzten die Stadt aus dem Norden über die Ortschaft Sculeni und vom Süden via Hînceşti. Das Kommando der 11. Armee beim Sturm auf Kischinau wurde von Generaloberst Eugen Ritter von Schobert geführt. Aus der Sicht der damals größtenteils rumänischstämmigen Bevölkerung wirkte die Besetzung durch die deutsch-rumänischen Truppen als Befreiung von der sowjetischen Militärherrschaft.
Siehe: Russlandfeldzug 1941–1945
In der Zeit während der deutsch-rumänischen Besetzung kam es in der Stadt zu systematisch organisiertem Massenmord von vorwiegend jüdischen Einwohnern. Die zusammengetriebenen Personen wurden dabei auf Lastwagen verladen und aus der Stadt hinaus transportiert. Dort wurden sie dann in teilweise selbst ausgehobenen Gruben erschossen. Das Kommando über die Ausführung hatte Paul Zapp, er war der Anführer des Sonderkommandos 11a. Als Teil der Einsatzgruppe D unterstand die Abteilung dem Befehl von SS-Gruppenführer Otto Ohlendorf. Die Zahl der bei der Besetzung der Stadt Kischinau ermordeten Juden wird auf ungefähr 10.000 geschätzt.
Das am 24. Juli 1941 in der Altstadt von Kischinau fertig gestellte Ghetto diente als Zwischenstation, dessen Bewohner man als Arbeitskräfte im Steinbruch von Ghidighichi arbeiten ließ. Das Ghetto beschränkte sich auf wenige Straßen und bestand aus wenigen Gebäuden, von denen die meisten bereits stark zerstört waren. Um das Ghetto herum verlief eine Mauer mit mehreren kontrollierten Ein- und Ausgängen. Laut Angaben der rumänischen Armee waren im Ghetto von Kischinau 11.525 Personen.
Zehntausende Juden und andere unerwünschte Ethnien wurden direkt in sogenannten Todesmärschen in das östlich gelegene Transnistria, nicht zu verwechseln mit dem heute flächenmäßig kleineren Transnistrien, deportiert. Es gab Überquerungsorte bei Rezina nahe Rîbniţa, bei Cosăuţi in der Nähe von Soroca und in Otaci bei der ukrainischen Ortschaft Mohyliw-Podilskyj. Etwa ein Drittel von ihnen starben an Erschöpfung, andere wurden erschossen, nur wenige konnten sich in der Ukraine verstecken. Einige ausgesonderte Gruppen ließ man erst in Lagern sammeln, wie etwa 23.000 im Lager in Vertujeni (heute Vertiujeni), um sie zur Zwangsarbeit zu pressen. Andere Lager befanden sich in Secăreni, Edineţ, und Mărculeşti.
Verschiedene Berichte zeugen von grässlichen Geschehnissen in dieser Region, dazu gehört auch der Todeszug von Iaşi. Am 1. August 1941 brachte man auf Befehl der Gestapo 450 Juden aus dem Ghetto von Kischinau, darunter besonders Frauen und Gelehrte, nach Visterniceni, etwa zwei Kilometer von der Stadt entfernt. Von ihnen wurden 411 erschossen, wie die Überlebenden nach ihrer Rückkehr berichteten. Am 6. August wurden etwa 200 Juden durch Beamte der Polizei von Kischinau erschossen und die Leichen in den einige Kilometer östlich von Kischinau fließenden Dnister geworfen. Daraufhin brachte man zwischen dem 7. und 8. August 525 Juden (davon 25 Frauen) zur Arbeit beim Bahnhof Ghidighichi, wovon nach einer Woche schätzungsweise noch 200 von ihnen zurückkamen.
Auf Befehl von Ion Antonescu begann man schließlich das Ghetto in Chişinău zwischen dem 4. Oktober 1941 und Mai 1942 ebenfalls zu räumen und ließ die Gefangenen auf Todesmärschen nach Transnistria deportieren. Von den ehemals 65.000 Juden in Kischinau im Jahr 1939 fielen 53.000 den Verbrechen des NS-Regimes zum Opfer. Der Holocaustforscher Matatias Carp hat sich eingehend mit dem Thema Holocaust in Rumänien befasst.
Siehe: Holocaust - Zeit des Nationalsozialismus
Stark ins Kriegsgeschehen gezogen wurde die ehemalige bessarabische Landeshauptstadt auch gegen Kriegsende beim Rückzug der deutsch-rumänischen Truppen. Dabei überschritten am 28. März 1944 die Armeen der 2. Ukrainischen Front den Pruth nördlich von Jassy (Iaşi) und bezogen eine Linie am Karpatenkamm. Die Front wurde immer weiter zurückgedrängt, bis Anfang April die 3. Ukrainische Front im Osten bei Tiraspol entlang dem Dnister zum stehen kam.
Am 20. August 1944 folgte schließlich der sowjetische Großangriff "Operation Jassy-Kischinew" unter der Führung von Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin und Rodion Jakowlewitsch Malinowski. Durch den Angriff in Form einer Zangenoperation geriet ein Teil der Heeresgruppe Süd von Generaloberst Johannes Frießner, darunter die neugruppierte deutsche 6. Armee unter Führung von General der Artillerie Maximilian Fretter-Pico, am 24. August bei ihrem Rückzug südwestlich von Kischinau und Huşi in einen Kessel und wurde aufgerieben. Ebenfalls im Kampfgeschehen mit dabei war der spätere Stadtkommandant von Berlin, Generaloberst Nikolai Erastowitsch Bersarin, welcher mit seiner 5. Stoßarmee die deutschen Linien am Dnister durchbrach. Teile der 8. Armee konnten sich über die Karpaten nach Ungarn zurückziehen, während die 6. Armee zum Großteil vernichtet wurde. Die mit den Deutschen verbündete rumänische Armee wechselte bereits am 23. August 1944 die Fronten und hatte schon vor dem sowjetischen Angriff den Kampf eingestellt. Kischinau fiel schließlich am 24. August 1944 an die Rote Armee.
Die Stadt verlor trotz der Verschonung durch direkte Kampfhandlungen bis zum Kriegsende schätzungsweise 70 % der Wohnfläche. Vor allem das Erdbeben von 1940 und die Luftangriffe beim Vorbeiziehen der Fronten trugen dabei als wesentlicher Teil dazu bei.
Siehe: Operation Jassy-Kischinew
Nach der Wiedereroberung förderte die Sowjetunion unter Josef Stalin das bereits aufgrund des geheimen Zusatzprotokolls des Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakts von 1939 (Hitler-Stalin-Pakt) annektierte Bessarabien als rechtmäßiger Besitzer zurück. Mit dem Friedensvertrag von Paris im Februar 1947 erkannte Rumänien Moldawien als Teil der UdSSR an. Kischinau wurde Hauptstadt der Moldauischen Sozialistische Sowjetrepublik.
[Bearbeiten] Zeit in der Sowjetunion
In den Folgejahren von 1947 bis 1949 entwickelte der Architekt Alexei Wiktorowitsch Schtschussew (Aleksei Victorovici Şciusev) unter Mithilfe eines mehrköpfigen Architektenteams einen Plan zum schrittweisen Wiederaufbau der Stadt.
Zu Beginn der 50er Jahre setze ein rasantes Bevölkerungswachstum ein. Während Stalin weiter auf riesige Paläste im Zuckerbäckerstil (Sozialistischer Klassizismus) setze, entstand bei den Arbeiterklassen ein zunehmender Wohnungsmangel. Mit dem Beginn der Nikita Chruschtschow-Ära im September 1953 wurde in der ganzen Sowjetunion zu Sparmaßnahmen aufgerufen. Chruschtschow versammelte im Dezember 1954 die leitenden Architekten und Baufunktionäre der Sowjetunion zur "Allunionskonferenz der Bauschaffenden" und ließ öffentlich die Entstalinisierung der Baukultur und die Abschaffung des "Konservatismus in der Architektur" bekanntgegeben - unter dem Motto "Besser, billiger und schneller bauen" folgten drastische Änderungen im Wohnkonzept. Mit dem neuen Baustil jener Zeit entstand das bis heute charakteristische Stadtbild von Kischinau mit vielen, großen "Chruschtschowki" (хрущёвки; Wohnblocks), angeordnet im Stil von "Chruschtschoby" (хрущобы; Plattenbau-Siedlungen). Um das eigentliche Stadtzentrum herum entstanden neue Wohnbezirke, sogenannte Schlafstädte, welche neben Einzelhandelsgeschäften und Schulen nur wenig eigene Infrastruktur besaßen.
Siehe: Sozialistischer Städtebau
[Bearbeiten] Geschichtlicher Überblick
-
- 17. Juli 1436: Erste Erwähnung der Ortschaft im damaligen Fürstentum Moldau.
- 1511: Eroberung durch das Osmanische Reich unter Selim I..
- 1812: Das Gebiet wird nach dem Frieden von Bukarest Teil von Russland.
- 1818: Ernennung zur Hauptstadt des Gouvernements Bessarabien.
- 1918–1940: Als Hauptort des teilautonomen Gebiets bei Rumänien.
- Im Zweiten Weltkrieg zwischen Rumänien und der Sowjetunion heftig umkämpft.
- 1945–1991: Hauptstadt der Moldauischen Sowjetrepublik (Sowjetunion).
- 27. August 1991: Formeller Austritt aus der Sowjetunion als Folge der Perestroika.
- Kischinau wird Hauptstadt der unabhängigen Republik Moldau (Moldawien).
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Bürgermeister
Der aktuelle Bürgermeister ist Vasile Ursu, welcher zuvor Vizebürgermeister war und wegen einer zu geringen Stimmbeteiligung bei der Wahl 2005 das Amt behalten konnte. Sein Vorgänger, und zwischen August 1994 und April 2005 im Amt als Bürgermeisters von Kischinau, war Serafim Urecheanu. In seiner Amtszeit wurde durch sein Engagement der Kirchturm der Catedrala Naşterea Domnului wieder errichtet und die Kirche in ihrem ursprünglichen Aussehen wiederhergestellt. Im öffentlichen Verkehr eröffnete er neue Trolleybus-Linien und erhöhte die Kapazitäten bereits bestehender, wichtiger Linien, um die Stadtbezirke besser zu verbinden. Der erste Bürgermeister von Kischinau war Angel Nour im Jahr 1817. 1941 wurde das Amt des Bürgermeisters abgeschafft. Nach der Sowjet-Ära und der Wiedereinführung das Amtes im Jahr 1990 war Nicolae Costin der erste Bürgermeister.
[Bearbeiten] Aktuell
Zwischen dem 23. Mai und 10. Juni 2005 nahm die Wahlkommission Bewerbungen der möglichen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters entgegen. Die Wahlen fanden am 10. Juli, 24. Juli, 27. November und dem 11. Dezember 2005 statt. Die erste Wahl vom 10. Juli ergab eine Stimmbeteiligung von 26,93 % und musste wegen der geringen Beteiligung unter 33 % wiederholt werden. Bei den drei Wahlwiederholungen im Juli, November und Dezember sank die Wahlbeteiligung jedoch auf 19,82 %, 22,37 % und 22,07 %. Da nach einer längeren Wartezeit und der Aufforderung des Präsidenten bei der Wahl vom 27. November 2005 noch immer keine genügende Wahlbeteiligung erreicht wurde, könnte der momentane Amtsinhaber Vasile Ursu möglicherweise das Amt bis zu den nächsten Wahlen 2007 weiter führen. Der vorherige Bürgermeister Serafim Urecheanu hatte sein Parlamentsmandat angenommen und im April seinen Rücktritt als Bürgermeister bekanntgegeben.
Name | Amtsantritt | Ende der Amtszeit |
---|---|---|
Angel Nour | 1817 | - |
kein Bürgermeister | von 1941 | bis 1990 |
Nicolae Costin | 1990 | 1994 |
Serafim Urecheanu | 9. August 1994 | 20. April 2005 |
Vasile Ursu | 20. April 2005 | - |
[Bearbeiten] Der Name der Stadt
Die Etymologie des Namens Chişinău stammt nach Ansicht einiger Historiker aus der Kombination des altrumänischen Wortes chişla (Wasserquelle, heute cişmea) und nouă (neu) und würde somit auf eine Grundwasserquelle hinweisen, welche in der Ursprungszeit der Stadt als wichtige Versorgungsgrundlage diente. Jene Wasserquelle befindet sich heute an der Kreuzung zwischen den Straßen A. Puşkin- und Albişoara. Eine andere Theorie geht davon aus, dass der Name aus dem kumanischen Wort kesene für Krypta abgeleitet wurde, denn Chişinău entstand bereits im damals zum Osmanischen Reich gehörenden Gebiet als Bojaren- und Klostersiedlung.
Die offizielle Bezeichnung der Stadt lautet Municipiul Chişinău (Munizip Chişinău), wobei auch die umliegenden, zum Munizip gehörenden Gemeinden gemeint sind. Durch die häufigen Veränderungen der Gebietszugehörigkeit wurde die Stadt mehrmals umbenannt. So nannte man sie zur Zeit, als sie Hauptstadt von Bessarabien war, bei ihrem russischen Namen Кишинёв/Kischinjow [kiʃɨˈnʲɔf]. Später, als Bessarabien Teil von Rumänien wurde, bekam die Stadt den offiziellen Namen Chişinău [kiʃi'nəʊ] (deutsch Kischinau geschrieben). Während der kurzzeitigen, deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt vermutlich mit der damals gängigen, russisch-deutschen Transkription Kischinew bezeichnet. Mit der sowjetischen Annexion nach dem Zweiten Weltkrieg führte man in der Moldauischen Sowjetrepublik die kyrillische Schrift ein und der Name wurde nun als Кишинэу/Kischineu (moldauisch) und Кишинёв/Kischinjow (russisch) geschrieben. Diese Schreibweisen hielten sich bis zum 31. August 1989, als die Wiedereinführung der lateinischen Schrift und die Erklärung der rumänischen Sprache zur Amtssprache durch die Spitze der damaligen Moldauischen Sowjetrepublik. Seitdem nennt sich die Stadt offiziell wieder Chişinău (im Deutschen wieder Kischinau geschrieben).
Siehe: Liste alternativer Städtenamen
offizieller Name | Moldauisch/Rumänisch | Sowjet.-Mold. Schreibweise | Russisch | Deutsch |
---|---|---|---|---|
Municipiul Chişinău | Chişinău | Кишинэу | Кишинёв | |
Munizip Kischinau (deutsch) | Kischineu | Kischinjow / Kischinew* | Kischinau | |
Kišinėu | Kišinёv | |||
* = alte Transkription | [kiʃi'nəʊ] | [kiʃi'nəʊ] | [kiʃɨˈnʲɔf] |
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Kischinau hat insgesamt sieben Partnerschaften mit anderen Städten geschlossen. Seit Dezember 1989 unterhält Chişinău eine Städtepartnerschaft mit Mannheim in Deutschland. Es ist die einzige deutschsprachige Partnerstadt. Daneben gibt es noch weitere Partnerschaften mit Grenoble (Frankreich) seit 1977, Reggio nell'Emilia (Italien), Bukarest (Rumänien), Kiew und Odessa (Ukraine), sowie Sacramento (USA).
Zudem gibt eine Reihe von Kooperationsabkommen mit anderen Städten, dazu gehören Beijing (Peking), Tsingtao und Xi'an (China), Jerusalem und Tel Aviv-Jaffa (seit 2000) (Israel), Città di Castello (Italien), Moskau, Sankt Petersburg, Saratow und Joschkar-Ola (Russland), Hampshire (Vereinigtes Königreich), sowie Minsk (Weißrussland).
[Bearbeiten] Internationale Organisationen
In Kischinau arbeiten verschiedene internationale Organisationen aus dem politischen und humanitären Bereich und der Entwicklungshilfe.
- United Nations Development Programme (UNDP)
- United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR)
- United Nations Children’s Fund (UNICEF)
- die Europäische Kommission
- TACIS (Förderprogramm der EU)
- die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)
- die Weltbank
- der Internationale Währungsfonds
- die Lateinische Union (Uniunea Latină)
[Bearbeiten] Wirtschaft und Verkehr
Kischinau beherbergt vor allem Lebensmittelindustrie. So findet sich dort eine große Weinkellerei, Obst- und Gemüsekonservenindustrie, Tabakindustrie und Textilindustrie. Nach dem Ende des kommunistischen Systems in Moldawien entwickelte sich die Stadt zunehmend als attraktiver Standort für Banken. Aufgrund der schwierigen gesetzlichen Lage im Land und der stagnierenden Korruption blieb ein Zuzug großer ausländischer Investoren, wie in anderen ehemals kommunistisch regierten Republiken, bisher aus.
Bewohner von Kischinau genießen im Vergleich zu den ländlichen Verhältnissen eine höhere Lebensqualität. Im Vergleich zum europäischen Standard sind aber auch die Lebensumstände in der Stadt weit unter dem Durchschnitt. Doch hat sich das nach einem großen wirtschaftlichen Tief um das Jahr 2000 wieder stark verbessert.
[Bearbeiten] Öffentlicher Verkehr
Als öffentliches Transportmittel stehen neben einem dichten Trolleybus-System (seit 12. Oktober 1949) ebenfalls Minibus und Taxi zur Verfügung. Taxis können rund um die Uhr telefonisch gerufen werden.
Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Kischinau eine schienengebundene Straßenbahn mit 1.000 mm Spurbreite. Die Bahn wurde nach dem Krieg erst mit Betriebswagen MAN 1914 geführt. In den 1950er Jahren starteten erste Gothawagen des Typs T57 aus der deutschen Gothaer Waggonfabrik den Betrieb. Das Tramnetz stellte jedoch 1961 den Betrieb ein und die Wagen wurden nach Lemberg (Lwow) in der Ukraine verlegt.
[Bearbeiten] Fernverkehr
[Bearbeiten] Busbahnhof
Generell das meistgenutzte Fernverkehrsmittel in Moldawien ist der Bus. Mit ihm reist man sehr preiswert über mehrere Stunden oder Tage. Er dient als Verkehrsmittel zwischen verschiedenen Städten und Ortschaften, innerhalb, wie auch außerhalb von Moldawien. Beliebte Ziele sind beispielsweise Odessa (Ukraine) und Bukarest (Rumänien).
[Bearbeiten] Eisenbahn
Da Chişinău an der Hauptbahnstrecke Athen / Istanbul-Moskau liegt, stellt vor allem die Eisenbahn eine der wichtigsten Verbindung nach Europa und anderen Großstädten dar. Aufgrund des anhaltenden Konflikts zwischen Moldawien und der international nicht anerkannten Transnistrischen Moldauischen Republik ist der Schienenverkehr in Richtung Ukraine zeitweise komplett zum Stillstand gekommen. Die nationale Bahngesellschaft ist die Căile Ferate Moldova. Beim Personenbahnhof der Stadt liegt auch der einzige Rangierbahnhof des Landes.
Siehe: Transnistrien-Konflikt
[Bearbeiten] Flughafen
Der Aeroportul Internaţional Chişinău (Internationaler Flughafen Kischinau) befindet sich ca. 15 km südlich des Stadtzentrums und bietet internationale Flugverbindungen unter anderem nach Bologna, Budapest, Bukarest, Frankfurt am Main, Istanbul, Kiew, Lissabon, Moskau, Prag, Rom, Tel Aviv, Verona und Wien.
[Bearbeiten] Medien
[Bearbeiten] Fernsehen
Der nationale TV-Sender von Moldawien heißt Moldova 1 und hat seinen Hauptsitz in Kischinau. Der Sender gehört zur staatlichen Teleradio Moldova, kurz TRM.
Pro TV Chişinău ist ein lokaler Fernsehsender der seit dem Sendestart am 3. September 1999 täglich jeweils ein Nachrichtenformat sowie zwei Sendungen auf Rumänisch bzw. Russisch überträgt. Der Rest der Sendung wird aus Bukarest (Rumänien) weiter übertragen.
[Bearbeiten] Radio
Es gibt mehrere lokale Radiosender in Kischinau, sowie auch aus Rumänien, die durch lokale Sendefenstern in Kischinau übertragen werden. Die wichtigsten Sender sind Kiss FM, Pro FM, Radio 21/Hit Radio und Naţional FM/Fresh FM, Radio Chanson, Русское Радио (Russkoje Radio).
[Bearbeiten] Hotels
Kischinau bietet Hotels verschiedener Preisklassen an. Je nach Preis unterscheidet sich die Qualität und der angebotene Service der Unterkunft jedoch frappant. Eine Registrierung innerhalb von drei Tagen nach der Ankunft im Land bei den zuständigen Behörden (Registrierungsstelle) ist nicht mehr notwendig.
[Bearbeiten] Kultur
[Bearbeiten] Volksfeste
Jeweils jährlich am 14. Oktober feiern die Einwohner Chisinaus den Geburtstag der Stadt mit einem großen Umzug und diversen kleinen Ständen und Attraktionen im autofreien Stadtzentrum.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Catedrala Naşterea Domnului: Die vom Architekten Avraam Melnikov in den Jahren 1830 bis 1836 erbaute moldauisch-orthodoxe Kathedrale besitzt einen prachtvollen Glockenturm.
- Catedrala Sfîntul Mare Mucenic Teodor Tiron: Wurde 1858 durch den Architekten P. Piskariov erbaut. Die Kathedrale hebt sich mit einem hellblauen Erscheinungsbild ab.
- Porţile Sfinte (auch "Arcul de Triumf" oder "Arcul Biruinţei"): Der Triumphbogen wurde von Luca Zauşkevici im Jahr 1841 errichtet. Eigentlich "Heiliger Bogen" genannt, befindet er sich direkt am Bulevardul Ştefan cel Mare şi Sfînt im Parcul Catedralei, gegenüber dem Regierungsgebäude von Moldawien, in der Nähe der Catedrala Naşterea Domnului.
- Statue von Ştefan cel Mare şi Sfînt: Das aus Bronze gefertigte Denkmal von Ştefan cel Mare entstand 1927. Die Figur entstand in der Zusammenarbeit des Künstlers Alexandru Plămădeală mit dem Architekten Eugen Bernardazzi und steht im Gradina Publica Ştefan cel Mare şi Sfînt.
- Bulevardul Ştefan cel Mare şi Sfînt: Diese großzügig angelegte Straße verläuft von Nordwesten nach Südosten linear durch das Stadtzentrum. Das gesamte restliche Straßenmuster ist am Bulevardul Ştefan cel Mare şi Sfînt ausgerichtet.
- Allee der Herrscher Moldawiens: Am Verteidigungsministerium stehen zehn Bronzebüsten. Sie stellen Bogdan I., Petru I. Musat, Alexandru cel Bun (Alexander der Gute), Ştefan cel Mare şi Sfînt (Stefan der Große und Heilige), Bogdan III. cel Orb, Petru Rares, Alexandru Lapusneanu, Ioan Voda cel Cumplit (Fürst Johann der Schreckliche), Vasile Lupu und Dimitrie Cantemir dar. Die Einweihung fand am 27. August 2004 statt.
[Bearbeiten] Museen und Theater
- Muzeul Naţional de Istorie a Moldovei (Nationales Geschichtsmuseum)
- Muzeul Naţional de Arte Plastice (Nationales Kunstmuseum)
- Museum für Geschichte Chişinău
- Muzeul Naţional de Etnografie şi Istorie Naturală (Ethnografisches und Naturhistorisches Nationalmuseum)
- Muzeul de Arheologie si Etnografie al Academiei de Stiinte din Moldova (Archäologisches und Ethnologisches Museum)
- Muzeul Literaturii Romane "M. Kogalniceanu" (Literarisches Museum)
- Muzeul Pedagogic Republican
- Casa-Muzeu "A.S. Puşkin" (Puschkin Museum)
- Moldexpo
- Die Moldexpo befindet sich beim Parcul Valea Morilor. Die Ausstellungsplattform bietet Platz für nationale und internationale Veranstaltungen verschiedenster Art. Außerdem ruhen hier einige der Überbleibsel aus der kommunistischen Vorgeschichte des Landes - wie beispielsweise die Statuen von Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin), Karl Marx oder Friedrich Engels.
- Teatrul Naţional de "Mihai Eminescu"
- Teatrul Dramatic Rus "A. P. Cehov (Tschechow, Chekhova)"
- Teatrul Republican "Luceafărul"
- Sala cu Orgă (Organsaal): 1911 durch den Architekten Cekerul-Kuş erbaut.
- Filarmonica Naţională (Nationale Philharmonie)
- Jugendchor Gloria
[Bearbeiten] Sport
[Bearbeiten] Fußball
In Chişinău gibt es vier offizielle Fußballclubs, die in der Divizia Nationala (Nationalliga) spielen. Der Fußballclub CSF Zimbru Chisinau erreichte in der Saison 2004/05 den 4. Platz in der Gesamtliga, gefolgt vom FC Dacia Chisinau auf Platz 5. Der FC Unisport-Auto Chisinau und CS Steaua Chisinau erreichten Platz 7 und Platz 8. Zu den größeren Fußballstadien in Kischinau gehören das Stadionul Republica (Republican Stadion) mit 8.009 Sitzplätzen und das Stadionul Dinamo (Dinamo Stadion) mit 2.692 Plätzen. Am 20. Mai 2006 wurde das nach dem Fußballclub benannte Stadionul Zimbru eröffnet.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Geboren in Kischinau
- Alexander Borissowitsch Goldenweiser - Pianist und Komponist
- Alexei Wiktorowitsch Schtschussew - Architekt
- Almira Skriptschenko - Schachspielerin
- Boris Katz - Wissenschaftler
- Elias Bickermann - Historiker
- Grzegorz Grzeban - Schachmeister
- Lewis Milestone - Filmregisseur und zweifacher Oscarpreisträger
- Maria Cebotari - Opernsängerin
- Patricia Kopatchinskaja - Geigerin
- Viorel Bologan - Schachmeister
- William Friedman - Kryptologe
- Avigdor Lieberman - israel. Politiker
- Anna Lesko - Sängerin
[Bearbeiten] Sonstige Persönlichkeiten
Weitere Personen mit Bezug zu Kischinau
- Ion Arachelu
- Alexander Bernardazzi - Schweizer Architekt
- Eugen Bernardazzi - Schweizer Architekt
- Boris Bechet
- Vladimir Beleaev - Komponist
- Eugenia Botnaru
- Pol Cassel - Dresdner Maler und Grafiker
- Ghenadie Ciobanu - Komponist, Moldauischer Kulturminister
- Wiktor Ciutac
- Michail Curagau
- Rudolf Faltin - evangelischer Pastor und Missionar
- Tatiana Lisnic - Moldauische Opernsängerin
- Alexander Sergejewitsch Puschkin - Russischer Dichter
- Maria Sagaidac
- Florentin Smarandache - Rumänisch-Amerikanischer Künstler
- Trigon - Moldauische Jazzband
- Swetlana Toma
- Serafim Urecheanu - 1994–2005 Bürgermeister von Chişinău und Parteipräsident der Demokratischen Partei BMD
- Vladimir Voronin - Präsident von Moldawien und Parteipräsident der Kommunistischen Partei PCRM
- Zdob şi Zdub - Moldauische Band
- Wasile Zubcu
[Bearbeiten] Literatur
- Matatias Carp: Holocaust in Romania: Facts and Documents on the Annihilation of Romania's Jews, 1940–1944. Bucharest: Atelierele Grafice, 1946; Neuauflage bei Simon Publications, 2000, ISBN 0-9665734-7-1 - Holocaust in Romania von Matatias Carp (PDF, engl.)
- Edward H. Judge: Ostern in Kischinjow. Anatomie eines Pogroms. Mainz (Decaton-Verlag) 1995 ISBN 3-929455-30-7
- Horst Junginger: Tübinger Exekutoren der Endlösung: Effiziente Massenmörder an vorderster Front der SS-Einsatzgruppen und des Sicherheitsdienstes. - Tübinger Exekutoren der Endlösung (PDF)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Chişinău – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Wiktionary: Chişinău – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Wikinews: Chişinău – Nachrichten |
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