Josip Broz Tito
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Josip Broz Tito Aussprache ?/i (* 7. Mai 1892 als Josip Broz in Kumrovec, Österreich-Ungarn, heute Kroatien; † 4. Mai 1980 in Ljubljana, Jugoslawien, heute Slowenien) war ein jugoslawischer Politiker und langjähriger Staatspräsident Jugoslawiens.
Das Pseudonym Tito nahm Josip Broz 1934 an, als er Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei Jugoslawiens wurde und in den politischen Untergrund ging.
Als Marschall führte Tito im 2. Weltkrieg die kommunistischen Partisanen im Kampf gegen die deutschen und italienischen Besatzer Jugoslawiens. Nach dem Krieg wurde er zunächst Ministerpräsident und schließlich Staatspräsident seines Landes, ein Amt, das er bis zu seinem Tod bekleidete. Er verfolgte eine von der Sowjetunion unabhängige Politik und galt seit den 50er Jahren als einer der führenden Staatsmänner der Bewegung der blockfreien Staaten.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Jugend und erste Kriegserfahrungen
Josip Broz entstammte einer kleinbäuerlichen Familie in Kroatien, das zur Zeit seiner Geburt zu Österreich-Ungarn gehörte. Sein Vater (Franjo) war ein Kroate, dessen Vorfahren aus dem damals ebenfalls zu Österreich-Ungarn gehörenden Welschtirol (heute Trentino, Italien), eingewandert waren, seine Mutter (Marija) Slowenin.
Er absolvierte eine Schlosserlehre in Sisak und trat 1910 in die sozialistische Partei ein. Er arbeitete als Metallarbeiter in Zagreb, Kamnik, in der Tschechoslowakei und in Deutschland. Später arbeitete Tito als Einfahrer bei Daimler in Wiener Neustadt und wohnte bei seinem Bruder in Neudörfl.
1913 wurde er in die österreichisch-ungarische Armee eingezogen. Als im Jahr darauf der Erste Weltkrieg ausbrach, kam er zunächst als Unteroffizier an die Front gegen Serbien, bis er 1915 in russische Gefangenschaft geriet.
Während der Februarrevolution 1917 wurde er befreit und kam im Juni nach Petrograd, wo er sich politisch betätigte. Tito wurde Zeuge der Oktoberrevolution und trat in jenen Tagen in die Rote Garde (Rote Armee) ein. Auf ihrer Seite kämpfte er im Bürgerkrieg zwischen den Bolschewiki und ihren Gegnern. Erst 1920 kehrte er in seine Heimat zurück, die nun zum neu geschaffenen SHS-Staat gehörte.
[Bearbeiten] In der Zwischenkriegszeit
Josip Broz schloss sich nach seiner Heimkehr der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) an. Als Schmied und Schlosser ausgebildet, benutzt Broz in den zwanziger Jahren seine Kenntnisse zur Verfertigung von Nachschlüsseln und Brecheisen, wird als Einbrecher verurteilt und kommt im Jahr 1928 durch eine allgemeine Amnestie frei.Die Akten der jugoslawischen Polizei ergeben seine Beteiligung an einem Raubüberfall in dem Dorf Kaiserica bei Zagreb (heute Stadtteil von Zagreb) im Februar 1935, bei der einige Landgendarmen verwundet werden und einer ums Leben kommt. Sie ergeben ferner die Beteiligung von Josip Broz an einer Geldfälscherbande. Der Staatsanwalt in Agram lässt Broz wegen der Fälschung von 733 Stück jugoslawischer 50-Dinar-Noten verfolgen. 1927 wurde er zum Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft gewählt. Da die KPJ damals verboten war, wurde er wegen politischer Agitation mehrmals inhaftiert, zuletzt von 1928 bis 1934. Nach seiner Entlassung emigrierte er nach Paris, wurde aber noch im gleichen Jahr in das Zentralkomitee des Politbüros der KPJ gewählt.
In den Jahren von 1936 bis 1938 engagierte sich Tito (wie er sich seit 1934 nannte), auf der Seite der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg, wo er der Verantwortliche für den Menschen-Schmuggel von 11.000 Jugoslawen nach Spanien war, die bis auf einen Rest von weniger als 1.000 Menschen später nicht mehr nach Jugoslawien zurückkehrten. Tito war an der Seite des französischen Kommunistenführers Andre Marty in Albacete, Spanien, an der militärischen Schulung der Kommunisten der Internationalen Brigade beteiligt. 1937 ernannte ihn die Komintern zum Generalsekretär der KPJ, eine Funktion, in der er 1940 durch eine Nationalkonferenz seiner Partei bestätigt wurde.
[Bearbeiten] Als Partisanenführer im Zweiten Weltkrieg
Am 25. März 1941 unterzeichnet die Regierung Cvetković den Beitritt zum Dreimächtepakt. In der zweiten Nacht darauf vollzieht sich in Belgrad der Putsch unter Führung des Generals Simović. Nachdem Nazi-Deutschland Jugoslawien im April 1941 überfallen hatte (Balkankrieg), organisierte Tito den bewaffneten Widerstand der jugoslawischen Kommunisten gegen die deutschen und italienischen Besatzer in Form des Partisanenkrieges.
Während des Krieges gelang es den kommunistischen Partisanen Jugoslawiens unter der Führung Titos, sich gegen die Besatzer und die mit ihnen verbündete faschistische Ustaša-Bewegung aus Kroatien mit massiver Unterstützung der Briten und Sowjets durchzusetzten. Vor allem in Serbien und Bosnien kämpften sie gegen die zunächst kollaborierenden königstreuen Četniks. Die „Volksbefreiungsarmee” (Narodnooslobodilačka vojska/armija) konnte sich als politisch einflussreichste Gruppe etablieren. Während des Widerstandskampfes wurde Tito zum Marschall ernannt und stand ab dem 29. November 1943 als Präsident an der Spitze des „Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung” (AVNOJ), der eine provisorische Regierung bildete und weite Teile des besetzten Landes kontrollierte.
Seit Ende 1944 übte der Antifaschistische Rat die Macht in ganz Jugoslawien aus. Er wurde auch von den Alliierten anerkannt und vor allem vom britischen Premier Winston Churchill unterstützt. Bereits während des Krieges zielte Titos Diplomatie darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen den Westmächten und der Sowjetunion zu halten - einerseits, um im Befreiungskampf von beiden Seiten unterstützt zu werden, andererseits, um nach dem Krieg weiter unabhängig agieren zu können.
[Bearbeiten] Der Staatschef der Nachkriegszeit
Nach Kriegsende ließ sich Tito in einer Volksbefragung den Machterhalt bestätigen. Am 29. November 1945 wurde er Ministerpräsident der Volksrepublik Jugoslawien. Bis 1953 betrieb er mit Hilfe der Nationalen Volksbefreiungsfront und der KPJ die Umwandlung Jugoslawiens in einen sozialistischen Staat.
Dabei setzte er auch brutale Repressionen nach stalinistischem Vorbild ein. So geschah unter seiner Verantwortung im Mai 1945 das Massaker von Bleiburg. Zahlreiche politische Gegner, unter ihnen viele Stalinisten, wurden in den folgenden Jahren inhaftiert, vor allem auf der Gefängnisinsel Goli Otok.
Da Titos Partisanenbewegung Jugoslawien ohne direktes Eingreifen der Roten Armee befreit hatte, war das Land das einzige sozialistische Land ohne sowjetische Besatzungstruppen. Dies ermöglichte Tito eine auf Unabhängigkeit und Gleichberechtigung beruhende Außenpolitik, zu der auch eigenständige Beziehungen zum Westen gehörten.
Zudem nahm er für Jugoslawien in Anspruch, einen eigenen Weg zum Sozialismus zu gehen, der im Kern ein gewisses Maß an Selbstverwaltung der Betriebe vorsah. Dieser so genannte Titoismus brachte das Land in Gegensatz zu den sowjetischen Hegemoniebestrebungen und führte 1948 zum Bruch zwischen Tito und Stalin. Die Auseinandersetzung wurde mit erbitterter Härte geführt. Stalin versuchte vergeblich, die jugoslawische Partei gegen Tito aufzuhetzen und drohte ihm in der Prawda öffentlich mit Mord (das Schicksal Trotzkis ist lehrreich, konnte man dort in Bezug auf Tito lesen). Die Einladung Stalins, in Moskau die Differenzen „freundschaftlich“ zu besprechen, lehnte Tito folglich ab. Erst unter Chruschtschow kam es - zu Titos Bedingungen - wieder zu normalen Beziehungen mit der Sowjetunion.
Nach der Annahme einer neuen Verfassung im Jahr 1953 übernahm Tito das Amt des Staatspräsidenten, das er ab 1963 auf Lebenszeit innehatte. Er setzte sich für die Gleichberechtigung der Staaten, die friedliche Koexistenz der Blöcke und die Entwicklungsländer ein. Zusammen mit den Staatschefs von Ägypten und Indien, Gamal Abdel Nasser und Jawaharlal Nehru gehörte er zu den Protagonisten einer Politik der Blockfreiheit. Diese wurde mit der Gründung der Blockfreienorganisation (Non Aligned Movement, NAM) institutionalisiert. Durch sein Charisma und seine auf Ausgleich zielende Politik erwarb er sich auch außerhalb Jugoslawiens besonderes Ansehen. Er war einer der angesehensten Vertreter der blockfreien Staaten.
Innenpolitisch verfolgte Tito weiterhin einen autoritären Regierungsstil, obwohl es nach der Absetzung des Sicherheitschefs Aleksandar Ranković 1966 zu einer deutlichen Liberalisierung der jugoslawischen Gesellschaft kam, die sich z.B. in einer relativen Freiheit von Kunst und Kultur ausdrückte. Den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR 1968 verurteilte Tito scharf, was sein Image im westlichen Ausland zusätzlich verbesserte. Im Jahr 1971 wandte er sich gegen Demonstrationen in Kroatien, die teilweise von nationalistischen Tönen begleitet wurden. Auf diesen sogenannten Kroatischen Frühling reagierte Tito mit Massenverhaftungen, da er den Kern des jugoslawischen Sozialismus, die „Brüderlichkeit und Einheit“ (Bratstvo i Jedinstvo) angegriffen sah. Die Ereignisse führten jedoch dazu, dass Jugoslawien 1974 auf Initiative Titos eine neue Verfassung erhielt, die den Föderalismus stärker betonte. Dies war, neben einer neuen Aufteilung der erwirtschafteten Devisen, eine der Forderungen des Kroatischen Frühlings gewesen.
In Jugoslawien wurden acht Städte (in jeder Republik und autonomen Region) sowie ein Berg nach Tito benannt: - Titova Korenica (Stadt in Kroatien) - Titov Vrbas (Stadt in der Vojvodina)) - Titov Veles (Stadt in Makedonien) - Titova Mitrovica (Stadt im Kosovo) - Titograd (Stadt in Montenegro) - Titovo Užice (Stadt in Serbien) - Totov Drvar (Stadt in Bosnien und Herzegowina) - Titovo Velenje (Stadt in Slowenien) - Titov Vrv (Berg in Makedonien)
Im Januar 1980 kam der 87-jährige mit einer schweren Thrombose im linken Bein ins Krankenhaus. Es musste kurze Zeit danach amputiert werden. Am 4. Mai 1980 verstarb Tito nach längerer Krankheit im medizinischen Zentrum in Ljubljana. Millionen von Menschen begleiteten seinen Sarg in einem Trauerzug durch das ganze Land.
Er wurde im Belgrader Mausoleum „Kuća cveća” („Haus der Blumen”) beigesetzt.
[Bearbeiten] Bestattung
Die Bestattung Titos war ein Staatsbegräbnis sondergleichen. Was diesen Anlass so einzigartig machte, war die Liste der anwesenden trauernden Staatsoberhäupter und Persönlichkeiten, die sich eingefunden hatten um ihm das letzte Geleit zu gewähren.
4 Könige, 31 Staatspräsidenten, 22 Premiers und 47 Außenminister, dazu Prominente wie Indira Gandhi, Margaret Thatcher, Willy Brandt und zahllose mehr. Die Führer von Ost und West, und nahezu allen Ländern dazwischen, hatten sich in Jugoslawien versammelt, um Tito die letzte Ehre zu erweisen.
Dieses Staatsbegräbnis, so Lawrence Eagleburger, sei ein Beispiel dafür gewesen, dass Tito in internationaler Hinsicht größer war, als das Leben selbst.
[Bearbeiten] Privatleben
Josip Broz Titos Beziehungsleben war durch einen häufigen Wechsel weiblicher Gefährten gekennzeichnet. Er hatte mehreren Damen die Ehe versprochen, bereits den ersten Ehetermin hielt er nicht ein und verließ seine erste Verlobte am Hochzeitstag noch vor der Eheschließung. Broz hatte aus diversen Beziehungen mehrere außereheliche Kinder. Weiters war Broz einige Male verheiratet und zeugte auch in seinen Ehen mehrere Kinder.
Broz' zweiter außerehelicher Sohn Hans Studer fiel als Soldat der Deutschen Wehrmacht am Kriegsschauplatz Jugoslawien, also im Einsatz gegen die Partisanen Titos.
[Bearbeiten] Sonstiges
Um Josip Broz Tito ranken sich zahllose Legenden. Unter anderem erzählt Bruno Kreisky in seiner dreibändigen Autobiographie Zwischen den Zeiten von Titos Trinkfestigkeit, aber auch davon, dass er auch abseits des Protokolles noch ein halbes Jahrhundert nach Zerfall der Österreich-Ungarischen Monarchie gewisse persönliche Bezüge zu Österreich bewahrt haben soll.
Tito hatte sich die adriatische Insel Brijuni/Brioni zur Präsidentenresidenz ausbauen lassen. Eine Zeitlang war es bei Staatsbesuchen Brauch, Tito für seinen Privatzoo Tiere als Geschenk mitzubringen. Einige Nachkommen dieser Gastgeschenke bevölkern heute das Naturschutzgebiet auf der Insel Brijuni/Brioni.
Als Titos Leben verfilmt werden sollte, wurde - eher ungewöhnlich - mit Richard Burton ein westlicher Spitzendarsteller verpflichtet. Während der Dreharbeiten des Filmes (ursprünglicher Titel: The Battle of Sutjeska, später auf The Fifth Offensive umbenannt) kam es zu einer Begegnung mit dem Schauspieler, dem so wie Tito der Ruf der Trinkfestigkeit nachging. Es wird berichtet, dass Vorbild wie Schauspieler sich bestens verstanden und sich dabei Hochprozentiges in einiger Menge zu Gemüte führten.
Tito hatte verfügt, für seinen Sonderzug spezielle Lokomotiven vorzuhalten. Ursprünglich handelte es sich um drei blau gestrichene Schnellzugsdampflokomotiven der jugoslawischen Baureihe 11 (Nachbauten der ungarischen Baureihe 424). Später wurden Nachbauten der deutschen Großdieselloks Baureihe V200 angeschafft.
[Bearbeiten] Literatur
- Dedijer, Vladimir. Tito - Autorisierte Biographie. 1953. Ullstein A.G. West-Berlin
- Djilas, Milovan. Tito. Eine kritische Biographie. 1984. ISBN: 3217011589
- Radulović, Filip. The Loves of Josip Broz. Es stellte sich heraus, dass Tito 16 Kinder mit 15 verschiedenen Frauen hatte.
- Eine ausführliche Liste der Bücher über Tito; von titoville.com (siehe Weblinks)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Josip Broz Tito – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Titos Homepage, zahlreiche Fotos und Informationen (englisch)
- Literatur von und über Josip Broz Tito im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Seite des Deutschen Historischen Museums über Tito
- Biographie (serbokroatisch) auf den Seiten von www.slobodnajugoslavija.com („Freies Jugoslawien”)
[Bearbeiten] Siehe auch
Personendaten | |
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NAME | Tito, Josip Broz |
KURZBESCHREIBUNG | jugoslawischer Politiker, Ministerpräsident und Staatspräsident Jugoslawiens |
GEBURTSDATUM | 7. Mai 1892 |
GEBURTSORT | im kroatischen Dorf Kumrovec |
STERBEDATUM | 4. Mai 1980 |
STERBEORT | Ljubljana |