Geschichte des Elsasses
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[Bearbeiten] Frühzeit
Die frühe Besiedlungsgeschichte des Elsasses ist vergleichbar mit der Besiedlung Südwestdeutschlands:
Erste Spuren für eine Bevölkerung können – bedingt durch das feuchte Habitat – für die Bronzezeit nachgewiesen werden.
Vermutlich bildeten die Kelten die ersten nachweisbaren Siedler. Ein letzter keltischer Bevölkerungsstrom trifft im 5. Jahrhundert v. Chr. von der Donau her in der Region ein. Als Bauwerke der Epoche wertet man die Heidenmauer (mur paien) sowie den Odilienberg (Mont Saint Odile).
110 v. Chr. ziehen die Kimbern und Teutonen aus der Region Karlsruhe über Basel Richtung Gallien, wo sie 109 v. Chr. und 105 v. Chr. römische Armeen vernichten. Im 1. Jahrhundert v. Chr. siedelten sich im zentralen und nördlichen Elsass die Tribocer an, im Süden die Sequaner. Der (germanische) Suebenfürst Ariovist versucht, im Raum Baden, Elsass, Nordschweiz und in der Freigrafschaft Burgund ein keltisch-germanisches Königreich zu errichten.
58 v. Chr. erobert Julius Caesar durch den Sieg über Ariovist bei Mülhausen das Elsass. Die Rheingrenze wird mit Militärlagern befestigt. Es wird angenommen, dass die Römer als Erste in der Region Wein anbauten, um es als Handelsgut zu verwenden. Das Elsass wird ein Teil der römischen Provinz Germania Superior. Der sequanische Süden ist Teil der Provinz Belgica. Um Christi Geburt wird die Bevölkerung noch als mehrheitlich keltisch eingestuft. Gründung Straßburgs als Legionslager Argentoratum. Römerstraße von Augst bei Basel über Argentoratum nach Mainz. Romanisierung der keltischen Bevölkerung. Ab 254 ist das Elsass zunehmend Angriffen der Südwest-Germanen – so genannte Alemannen – ausgesetzt, die den Limes (258/259) zerstören und den Rhein mehrfach überschreiten. Die Römer können nach der Niederlage der Alemannen in der Schlacht am Gardasee 268 die Rheingrenze wiedererlangen (277). 289 erneuter Einbruch der Alemannen.
Die diocletianische Reichsreform von 293 schlägt das Elsass dem nordwestlichen Reichsteil mit der Hauptstadt Trier zu (Praefectus praetorio Galliarum).
Bei der Schlacht bei Argentoratum (Straßburg) schlägt General Julian (Kaiser 361-363) die erneut eingedrungenen Alemannen um 357 noch einmal. Kaiser Valentinian I. kann ab 364 die Rheingrenze noch einmal sichern. Die im Elsass verbliebenen Germanen werden romanisiert. Im Spätreich gehört das Oberelsass zur Provinz Maxima Sequanorum, das Unterelsass zur Provinz Germania. Beide Provinzen gehören zur Diözese Gallien und mit ihr zur gallischen Präfektur.
375 überschreiten die Alemannen erneut den Oberrhein. 391 wird das – athanasische, nicht arianische – Christentum Staatsreligion.
405 und 406 zieht der römische Heermeister Stilicho die römischen Truppen vom Oberrhein ab, um dem westgotischen Angriff auf Italien begegnen zu können. Die Alemannen können ungehindert das elsässische Rheinufer besetzen und besiedeln. Die alemannisch-gallorömische Sprachgrenze verschiebt sich vom Oberrhein in die Vogesen. Deren (hintere) Täler und Höhen bleiben aber noch lange gallorömisch. Das Elsass wird wieder fast vollständig entchristianisiert. Nördlich des Elsass siedeln um Worms die Burgunder. 435 bringt der römische Heermeister Aetius im Bündnis mit den Hunnen Gallien wieder unter römische Oberhoheit und besiegt die Burgunder. Die tatsächliche Macht über das Elsass liegt in der Folgezeit mehr bei den Hunnen als bei den Römern. 441 – 453 Der Hunnenkönig Attila beherrscht auch die Alemannen im Elsass. 443 zerstört er das Burgunderreich, woraufhin die verbliebenen Burgunder rheinaufwärts ziehen und sich südlich des Elsass ansiedeln. Nach dem römisch-fränkisch-westgotischen Sieg über Attila und die mit ihm verbündeten Alemannen in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (451) zieht sich Attila hinter den Rhein zurück. Die Römer gewinnen aber von den Alemannen nicht wieder die Oberherrschaft über das Elsass. 496 werden die Alemannen durch die Franken unter dem Merowingerkönig Chlodwig geschlagen ,vermutlich bei Weißenburg/Wissembourg. Die nördlichen Alemannen in der Pfalz und um Weißenburg werden dem Reich Austrasien angegliedert und durch fränkische Neusiedlung überprägt. Die südlichen Alemannen im übrigen Elsass bleiben vorläufig unter dem Schutz Theoderichs und der Ostgoten selbständig. Die Volkstumsgrenze zwischen Franken und Alemannen wird zur Nordgrenze des Elsass. Auch im Westen, auf den Vogesen, grenzt das Elsass an das Frankenreich. Hier findet aber kaum fränkische Neusiedlung statt, so dass sich westlich der Vogesen das Gallorömische erhält. 535 greift Justinian das Ostgotenreich an. Um die Franken zur Neutralität zu bewegen, treten die Ostgoten das Elsass mit dem Rest Alemanniens an die Franken ab. Es folgt die Christianisierung. Um 625 wird Straßburg Bischofssitz. Mit dem Zerfall des merowingischen Frankenreichs gewinnen die Alemannen im Elsass wieder eine weitgehende Autonomie.
610 taucht der Begriff Elsass als Alesaciones erstmals beim Chronisten Fredegar auf. Die Herkunft des Wortes Elsass ist nicht zweifelsfrei geklärt. Eine häufige Erklärung leitet den Namem von dem Flüsschen Ill ab, das sich fast durch das ganze Elsass zieht. Der Fluss soll zur Römerzeit den Namen Ello getragen haben. Jene Alemannen, die sich rechts und links der Ill niederließen, das heißt sesshaft wurden, bezeichneten sich selbst als die Ill-Sassen bzw. Ello-Sassen, also die an der „Ill Sesshaften“, woraus der Landschaftsname Elsass entstanden sein soll.
[Bearbeiten] Mittelalter
- Ab dem 8. Jahrhundert dem Karolingischen Reich zugehörig.
- Zu Beginn des 9. Jahrhunderts unter Karl dem Großen hat die Region zentrale Bedeutung für das Reich.
- 829 Bei der Gründung des alemannischen Reichsteils unter Karl verbleibt das Elsass beim Gesamtreich unter Ludwig dem Frommen und Lothar.
- 833 Empörung der Söhne Ludwig (des Deutschen) und Pippin gegen Lothar: Die Heere der Söhne treffen zwischen Colmar und Türkheim auf das Heer des Vaters. Dessen Truppen gehen aber kampflos zu den Söhnen über (Name des Nichtschlachtfelds daher „Lügenfeld“).
- 842 treffen sich Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle nach der Schlacht von Fontenoy (841) im Elsass, um sich ewige Treue zu schwören (nie wieder eine solche Schlacht zwischen karolingischen Brüdern). Die sogenannten Straßburger Eide werden zweisprachig geleistet, in Vulgärlatein und Althochdeutsch. Sie dokumentieren die Zementierung der im Elsass verlaufenden Sprachgrenze: Der gallorömische Teil geht trotz jahrhundertelanger fränkischer Herrschaft nicht zur fränkischen / deutschen Sprache über.
- 843 Das Elsass fällt durch den Vertrag von Verdun an das Mittelreich von Lothar I. 855 an dessen Sohn Lothar II., als Teil des genannten Lotharingien. Es liegt somit in der Mitte zwischen den romanisch- und den germanischsprechenden Ländern.
- 869 Tod König Lothars II. Sein illegitimer Sohn Hugo versucht, im Elsass eine eigenständige Herrschaft zu etablieren, wird aber von den Brüdern seines Großvaters beseitigt.
- 870 Vertrag von Mersen: Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle teilen Lotharingien auf. Das Elsass fällt an das Ostfränkische Reich.
- Um 900 bilden sich im Bereich des Ostfränkischen Reichs deutsche Stammesherzogtümer, Keimzellen eines künftigen deutschen Reichs. Das Elsass ist Teil des - mit Alemannien identischen - Herzogtums Schwaben. Der Grenzverlauf gegen das Königreich Burgund stabilisiert sich erst nach und nach. Anfangs gehört der Elsgau (Ajoie), also die Gegend um Pruntrut/Porrentruy, zum Elsass; um 1000 gehört er zu Burgund. Die Südgrenze des Elsasses folgt seither zwischen Delle und Basel der Linie der heutigen französisch-schweizerischen Grenze.
- 936 oder 950 Einfall der Ungarn. Verheerung der Abtei Murbach.
- 1152 Friedrich Barbarossa, Herzog von Schwaben, wird deutscher König und (1155) römisch-deutscher Kaiser. Hagenau ist staufische Pfalz. Das Elsass ist (ein) Mittelpunkt des Reichs. Kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit bis Mitte des 14. Jahrhunderts. Bau zahlloser Burgen. Die Habsburger sind Grafen im Sundgau.
- 1212 Neuordnung als Provinz (procura) mit Ministerialen.
- Friedrich II. gründet etwa ein Dutzend Städte und richtet ein zentrales Landgericht sowie eine zentrale Verwaltung in Hagenau ein. Der Bischof von Straßburg (Sitz seit dem 4. Jhdt.) wird zum Verwalter ernannt.
- Konrad IV. erteilt Graf Rudolf von Habsburg die Verwaltungsrechte.
- 1262 Straßburg erhält den Status einer freien Reichsstadt.
- 1299 wird das Elsass als Mitgift für die Schwester des französischen Königs Philipps des Schönen für die Heirat mit dem Sohn des deutschen Königs Albrechts I. von Habsburg benannt,(???) doch die Heirat scheitert.
- 1307 der Graf von Mömpelgard (Montbéliard) erlangt die Herrschaft über die Stadt Belfort.
- 1324 erwerben die Habsburger die Grafschaft Pfirt / Ferrette.
- 1354 Zehnstädtebund. Colmar und Hagenau werden direkt dem Kaiser unterstellt.
- 1444 französische?? Truppen beziehen im Elsass und in Lothringen Winterquartier und fordern die Unterwerfung von Metz und Straßburg.
- 1469 Der habsburgische Sundgau im Oberelsass wird von Herzog Siegmund dem Münzreichen an Karl den Kühnen, Herzog von Burgund, verpfändet. Die Steuern gehen an den deutschen Kaiser.??
- 1474 Der Sundgau wird wieder habsburgisch.
- 1477 Karl der Kühne stirbt in der Schlacht bei Nancy. Burgund fällt seiner Tochter Maria als Erbe zu. Sie heiratet den Habsburger Kaiser Maximilian I.. Weil auch Frankreich Anspruch auf das burgundische Erbe erhebt, beginnt der Gegensatz zwischen Habsburg und Frankreich (bis 1753), der sich aber vorläufig auf das Elsass noch nicht auswirkt.
- 1493 Bauernaufstände im Rahmen der „Bundschuh-Bewegung“.
- 1515 Die Stadt Mülhausen schließt sich der Alten Eidgenossenschaft an. Sie bleibt dort bis 1798.
[Bearbeiten] Reformationszeit
Das frühe 16. Jahrhundert ist eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit (Isenheimer Altar). Straßburg ist eine der größten Städte Deutschlands.
- 1523 oder 1524 Straßburg wird protestantisch. Der Reformator Martin Bucer macht die Stadt in der Folge zu einem Reformationszentrum.
- 1525 Großer Bauernkrieg auch im Elsass. Reformation auch in Mülhausen und im württembergischen Horburg (zwischen Breisach und Colmar). Im übrigen bleibt das Elsass weithin katholisch.
- ab 1546 Zentrum der Mennoniten.
- 1584 – 1602 Straßburger Kapitelstreit. Mülhausen wird reformiert.
- 1621 Gründung der (protestantischen) Universität Straßburg (die Universität besteht bis zur Französischen Revolution).
Gegenreformation: Jesuitenkollegs in Hagenau, Molsheim, Schlettstadt und Ensisheim.
[Bearbeiten] 1. Französische Epoche bis zum Ende des Absolutismus
- 1635, nach dem Frieden von Prag zwischen dem Kaiser und einer Anzahl protestantischer Reichsstände, schaltet sich Frankreich aktiv in den Dreißigjährigen Krieg ein. Es unterstützt nun massiv Bernhard von Weimar, der 1638 Breisach und große Teile des Elsass erobert. Das Elsass wird zum Aufmarschgebiet für französische Vorstöße nach Franken und Schwaben und fürchterlich zerstört.
- 1646 verkauften die Habsburger für 1.200.000 Taler den im Oberelsass gelegenen Sundgau an Frankreich - das ihn bereits besetzt hielt -, um damit militärische Maßnahmen (gegen Ungarn, Türken und Feinde im Westen) zu finanzieren. (??)
- 1648 Ende des Kriegs. Die Wirtschaft lag am Boden. Etwa die Hälfte der Bevölkerung des Elsass war umgekommen. Im Westfälischen Frieden fielen der früher habsburgische Sundgau und alle übrigen habsburgischen Territorien im Elsass und die kaiserlichen Rechte (also die Vogtei) an 9 elsässischen Reichsstädten (Weißenburg, Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Kaysersberg, Colmar, Türkheim und Münster) und an Landau - aber nicht an Straßburg, an Frankreich. Der größte Teil des Elsass verblieb beim Deutschen Reich. Wie weit genau die französischen Rechte an den abgetretenen Reichsstädten reichten, ließ der Vertragstext offen, was beiden Seiten Raum für Interpretationen ließ. Wenngleich die französische Krone den Vertrag in ihrem Sinne las und die Vogtei restriktiver ausübte, als es im Heiligen Römischen Reich üblich war, so blieb doch die Stadtverfassung dieser ehemaligen Reichsstädte trotz der herrschenden absolutistischen Doktrin in Teilen bis zur Französischen Revolution erhalten. Dieses Ergebnis wird gelegentlich dem kaiserlichen Bevollmächtigten Isaac Volmer, dem ehemaligen Kanzler des Elsass (??), zugeschrieben.
- 1680 setzte König Ludwig XIV. so genannte Reunionskammern ein, die die Wiedervereinigung der französisch gewordenen Gebiete (nicht nur im Elsass) mit den noch nicht französischen veranlassen sollten (friedliche Eroberung der Rheingrenze durch Annexionen). Die Reunionen im Elsass wurden vom Deutschen Reich zunächst nicht anerkannt. Das Reich war aber - auch wegen der akuten Türkengefahr (Wien, 1683) zu militärischem Widerstand gegen die französische Politik nicht in der Lage. Die Ausnutzung der Zwangslage des Reichs durch Frankreich zwecks Durchführung rechtlich zweifelhafter Annexionen war ein erster Grund für die - später intensiver empfundene - Feindschaft Deutschlands gegenüber Frankreich.
- 1681 Belagerung, Einnahme und Annexion von Straßburg durch Frankreich. Bis 1686 wird das Unterelsass zwischen Schlettstadt und Straßburg komplett reuniert.
- 1685 hebt Ludwig XIV. das Edikt von Nantes auf. Zahllose Protestanten (Hugenotten) verlassen Frankreich.
- 1671 – 1711 Viele Wiedertäufer fliehen aus der Schweiz ins Elsass. Der Ursprung ist zumeist der Kanton Bern. Straßburg wird so zum Zentrum der frühen Wiedertäufer-Bewegung.
- 1689 entschließt sich das Deutsche Reich zum Krieg gegen Frankreich, das 1688 auch in der Pfalz einmarschiert war (Pfälzischer Erbfolgekrieg). Kriegsziel ist unter anderem die Beseitigung der aus deutscher Sicht rechtswidrigen Reunionen im Elsass. Frankreich reuniert die Gegend um Hagenau und das untere Oberelsass.
- 1697 Frieden von Rijswijk. Das Deutsche Reich erkennt die Reunionen an. Das Elsass bleibt bei Frankreich. Frankreich gibt 1700 die rechtsrheinische Festung Breisach zurück.
- 1699 - 1703 Bau der Festung Neu-Breisach gegenüber von Breisach durch Vauban.
- 1701 Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs. Das mittlerweile in den Türkenkriegen zur Großmacht aufgestiegene Österreich versucht nicht nur, die Übernahme des spanischen Throns durch einen Anjou zu verhindern, sondern auch, das Elsass für Österreich bzw. das Deutsche Reich zurückzugewinnen.
- 1714 Frieden von Rastatt und Baden (Schweiz): Das Deutsche Reich und Österreich erkennen abermals den status quo im Elsass (zugunsten Frankreichs) an.
- Anfang des 18. Jahrhunderts wandern zehntausende Elsässer in die menschenleeren Gebiete des ehemaligen Südungarn, vorwiegend Banat und Batschka. Diese Gebiete waren zuvor durch die Habsburger von den Türken zurückerobert worden.
- 1753 Graf Kaunitz-Rietberg österreichischer Regierungschef. Er beendet die Feindschaft mit Frankreich. Ende der österreichischen Bemühungen um eine Rückgewinnung des Elsass.
- 1771 Goethe studiert in Straßburg. Das Elsass hat in Stadt und Land noch einen vollständig deutschen Charakter. Die französische Krone hat kein Interesse an einer kulturellen Französisierung des Landes.
[Bearbeiten] 1. französische Epoche von der Revolution bis zur Industrialisierung
- 1789 Französische Revolution - auch in Straßburg. Abschaffung der noch verbliebenen mittelalterlichen Herrschaftsstrukturen. Ende des württembergischen Territoriums Horburg zwischen Colmar und Neu-Breisach. Aufteilung des Elsass in die Départements Ober- und Unterrhein (Haut-Rhin und Bas-Rhin). Beseitigung der unter den Bourbonen fortbestehenden mittelalterlichen Stadtverfassung Straßburgs zugunsten einer französischen Zentralverwaltung.
- September 1791 Bürgerliche Verfassung für ganz Frankreich: Menschenrechte, Gleichheit, Privateigentum. Zensuswahlrecht. Starke Identifizierung der Elsässer mit der Revolution bewirkt erstmals auch eine Identifikation mit Frankreich selbst, das nun nicht mehr ein beliebiges Königreich ist, sondern Gemeinwesen aller freien Franzosen.
- 1793 „Wohlfahrtsausschuss“. Jakobinischer Terror auch im Elsass. Im Ersten Koalitionskrieg allgemeine Mobilmachung. Frankreich annektiert die lothringischen Grafschaften Salm und Saarwerden, die dem Département Bas Rhin zugeschlagen werden.
- Mai 1794 Abschaffung des Christentums. Die Elsässer stellen sich (vorwiegend im Sundgau) gegen die herrschenden Jakobiner. Teile der Bevölkerung gehen ins vorläufige Exil. Taufe und Heirat der Sundgauer Bevölkerung werden nun meist während der Wallfahrten nach Mariastein bei Basel vorgenommen. Das Straßburger Münster entgeht knapp dem Abriss.
- 1798 Gründung der Helvetischen Republik. Frankreich belegt das zuvor mit der Eidgenossenschaft verbundene Mülhausen mit einer Handelsblockade, bis dieses seine Selbständigkeit aufgibt: das ganze Elsass ist französisch.
- 1800 Einführung des Code Civil. Abschaffung des alten "gemeinen Rechts".
- 1803/1804 und 1808 Massenauswanderungen nach Russland, insbesondere Rückkehrer, die enteignet wurden. (???)
- 1814 Nach der Niederlage Napoleons vermeiden die Großmächte auf dem Wiener Kongress eine Demütigung Frankreichs. Das Elsass bleibt - entgegen den Wünschen der erwachten deutschen Nationalbewegung - französisch.
- 1815 Als Nachspiel zur Rückkehr Napoleons von Elba und der verlorenen Schlacht von Waterloo verschiebt der Wiener Kongress die deutsch-französische Grenze im Bereich Landau/Weißenburg geringfügig zu Gunsten Deutschlands. Landau wird bayrisch, Weißenburg bleibt bei Frankreich.
- 1834 Schifffahrtskanal von Mülhausen nach Straßburg.
- bis 1846 Bevölkerungsexplosion, Hungersnöte, Auswanderungswellen nun auch nach Amerika, insbesondere in die Republik Texas: Castroville, Stephen Austin.
- ab 1840: Eisenbahnbau: 1841 Straßburg - Mülhausen, 1844 Mülhausen - Basel, 1851 Straßburg - Nancy, 1855 Straßburg - Ludwigshafen, 1855 Mülhausen - Belfort - Besancon und Vesoul. Maschinenbauindustrie im Raum Mülhausen.
[Bearbeiten] Das Reichsland Elsass-Lothringen
- 1870/1871 Deutsch-Französischer Krieg. Einmarsch deutscher Truppen von der Pfalz her. Infolge der für die deutschen Heere siegreichen Schlachten im Unterelsass bei Weißenburg und Wörth deutsche Besetzung des Elsasses. Friede von Frankfurt: Die Festung Belfort mit Umland bleibt französisch; das übrige Elsass und Nordostlothringen fallen nach 190 Jahren als Reichsland Elsass-Lothringen wieder an das neu gegründete Deutsche Reich. Die neue deutsch-französische Grenze folgt im wesentlichen der Sprachgrenze (Ausnahmen: Val d'Orbey, westlicher Sundgau). Für das monarchisch und föderal organisierte Deutsche Reich ist es schwierig, das neu erworbene Gebiet zu integrieren. Abgesehen von den Hansestädten ist das neue Deutsche Reich ein Fürstenbund. Das Elsass hat aber keinen Fürsten und wird auch nicht einem der deutschen Teilstaaten zugeschlagen. Stattdessen wird das Land direkt dem Kaiser unterstellt und von Preußen aus ähnlich einer Kolonie durch einen Statthalter verwaltet. Das französische Zivilrecht und zum Teil auch das Verwaltungsrecht bleiben in Kraft. Eine Verfassung für das Elsass wird erst 1911 eingeführt. Der bei Frankreich verbliebene Teil des Départements Haut Rhin um Belfort wird zum neuen Département "Territoire de Belfort".
- 1872 Elsass-Lothringen wird auch dem Deutschen Zollverein eingegliedert.
- Zu den ins Deutsche Reich eingegliederten Gebiete gehörten auch solche, in denen Französisch gesprochen wurde (Gegend um Metz). Diese Sprachenfrage wurde in mehreren Gesetzen von 1872 und 1873 so geregelt, dass in den mehrheitlich französischsprachigen Gebieten Französisch zur Verwaltungs- und Schulsprache wurde, in den Gebieten mit einer deutschsprachigen Mehrheit wurde Deutsch Schul- und Verwaltungssprache.
- Nach der Abtretung von Elsass-Lothringen an Deutschland beherrschten für viele Jahre Revanchegedanken die Politik und die öffentliche Meinung in Frankreich. Ein zusätzlicher Anlass hierfür war 1887 die so genannte Schnäbele-Affaire.
- Wachstum der großen Städte. Anlage neuer Stadtviertel in Straßburg und Mülhausen. Bevölkerungsrückgang auf dem Lande.
- 1883 erhält auch das Elsass die Sozialversicherung.
- 1900 Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB). Der Code Civil tritt außer Kraft.
- 1907 Karl von Wedel wird Statthalter von Elsass-Lothringen.
- 1911 Verfassungsrechtliche Gleichstellung des „Reichslands“ Elsass-Lothringen mit den übrigen deutschen Bundesstaaten. Es erhält eine eigene Landesverwaltung, ein eigenes Parlament (Landtag), eine eigene Landesregierung, eine eigene Landesverfassung und konnte 1918 gleichwertig mit Bayern oder Sachsen sprechen.
- 1912 Unter der Regierung Raymond Poincaré stellt sich Frankreich auf einen Krieg zur Rückgewinnung Elsass-Lothringens ein. Widerspruch der Sozialisten unter Jean Jaurès.
- 1913 Der Zaberner Zwischenfall vergiftet erneut das Verhältnis zwischen den Elsässern und dem Deutschen Reich.
- 1914 Rücktritt von Wedels. Der Kaiser ernennt mit Johann von Dallwitz einen neuen Statthalter, der die elsässische Verfassung von 1911 ablehnt.
- 1914 – 1918 Erster Weltkrieg. 1914: Französische Offensive zur Rückgewinnung des Elsass im Bereich Mülhausen scheitert. Massive Kampfhandlungen, vor allem im Bereich des Hartmannsweiler Kopfes oberhalb von Mulhouse/Mülhausen. Der Frontverlauf folgt im wesentlichen der Vogesenhöhe; der Grand Ballon / Gebweiler Belchen ist in französischer Hand.
- November 1918 Revolution in Deutschland. Errichtung eines Arbeiter- und Soldatenrats auch in Straßburg.
- 11. November 1918 Waffenstillstand. Ausrufung einer Republik Elsass-Lothringen, die allerdings angesichts des kurz bevorstehenden Einmarsches der französischen Truppen weder großen Rückhalt noch historische Perspektive hat. Die deutschen Truppen räumen das Elsass, das – unter wenig Jubel der Bevölkerung – einige Tage später von französischen Truppen besetzt wird.
[Bearbeiten] 2. französische Epoche
- 1919 Durch den Vertrag von Versailles wird Elsass-Lothringen entgegen dem vom US-Präsidenten Woodrow Wilson proklamierten Selbstbestimmungsrecht der Völker erneut vom Deutschen Reich getrennt und wieder an Frankreich angeschlossen. Auch die Nutzung des Rheins fällt nunmehr an Frankreich, das beginnt, den Rheinseitenkanal zu bauen (Grand Canal d'Alsace). Wiedereinführung des Code Civil. Wiedererrichtung der Départements Haut Rhin und Bas Rhin. Eine Wiedervereinigung des Départements Territoire de Belfort mit dem Département Haut Rhin unterbleibt. Die massive, erzwungene Französisierung verursacht großen Unmut unter der deutsch (elsässisch) sprechenden Bevölkerung. 300 000 aus dem deutschen Reich zugezogene Menschen und ihre Nachkommen werden ausgewiesen.
- 1939 – 1945 Zweiter Weltkrieg. Die Bevölkerung wird größtenteils ins französische Binnenland deportiert. Straßburg ist monatelang menschenleer, wird nur von freigelassenen Zootieren „bewohnt“.
- 1940: Keine nennenswerten Kampfhandlungen im Elsass.
[Bearbeiten] Deutsche Besetzung im 2. Weltkrieg
- 1940 Nach der Niederlage Frankreichs wird das Elsass (faktisch) wieder an das Deutsche Reich angeschlossen. Eine formelle Eingliederung durch einen Friedensvertrag findet bis Kriegsende allerdings nicht statt. Als Chef der Zivilverwaltung wird der nationalsozialistische Gauleiter der NSDAP in Baden Robert Wagner eingesetzt (Gau Baden-Elsaß). Die Elsässer kehren in propagandistisch aufgemachten Sammelfahrten aus dem französischen Hinterland ins nunmehr „deutsche Elsaß“ heim.
- 1941 Einrichtung eines Konzentrationslagers "Struthof" bei Natzweiler westlich des Odilienbergs.
- 1942 - 1944 100.000 junge Elsässer (und 30.000 Lothringer) werden als so genannte Volksdeutsche zwangsweise in die Wehrmacht oder die Waffen-SS eingezogen. Dies war völkerrechtswidrig, da Staatsangehörige des Gegners nicht eingezogen werden dürfen. Mit der Einberufung zur Wehrmacht oder Waffen-SS erhielten sie automatisch die deutsche Reichsangehörigkeit.
- 1944 – 1945 Befreiung vom NS-Regime durch die alliierten Streitkräfte. Straßburg und Mülhausen fallen schon im November 1944 in französische Hand; aus dem Brückenkopf um Colmar ziehen sich die Deutschen erst im Februar 1945 zurück.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit und europäische Einigung
- 1945 sind Elsass und Lothringen wieder Teil der französischen Republik. Elsässer, die als Angehörige der Wehrmacht oder der Waffen-SS in sowjetische Gefangenschaft geraten sind, werden von der UdSSR weiterhin als deutsche Kriegsgefangene behandelt. Nur wenige können unmittelbar nach Kriegsende ins Elsass zurückkehren. Die letzten Gefangenen kehren erst 1952 zurück.
- seit 1945 gilt Französisch als alleinige Amts- und Schulsprache; damit beginnt die erneute Französisierung der Elsässer und Lothringer. Der umgangssprachliche Gebrauch der deutschen Muttersprache (elsässischer Dialekt) geht inzwischen immer mehr zurück. Die Französisierung des Elsass und Lothringens bezeichnet den Versuch der französischen Regierung, das Elsass dem Zentralstaat anzugliedern. Auch die starke Einwanderung aus anderen Teilen Frankreichs und den ehemaligen französischen Kolonien fördert seit Kriegsende die Französisierung.
- 1972 wird an elsässischen Schulen das Verbot der deutschen Sprache als Lehrfach aufgehoben. In dem nach wie vor zweisprachigen Land kann Deutsch in begrenztem Umfang und als Fremdsprache wieder unterrichtet werden. Es herrschte darum lange Zeit Unklarheit, in welcher Form dieser „Fremdsprachenunterrichtet“ erteilt werden soll, da Lehrbücher des Hochdeutschen auf Grundlage des elsässischen Dialekts fehlten.
- 1973 wird die „Région Alsace“ geschaffen.
- 1976 erhält das Elsass eine gewisse kulturelle Autonomie, allerdings ist die deutsch-elsässische Identität der Bewohner erheblich beschädigt: Nur noch ein Teil der jüngeren Generation spricht die elsässische Mundart. In der mittleren und älteren Generation ist die Beherrschung von Dialekt und deutscher Hochsprache zu diesem Zeitpunkt aber noch sehr weit verbreitet. Wirklich zweisprachige Schulen mit deutscher und französischer Unterrichtssprache wie in Luxemburg werden erst ab Anfang der 1990er Jahre und in sehr beschränktem Umfang eingeführt.
- 1974 - 1977 errichtet die EdF in Fessenheim im Oberelsass Frankreichs erstes Atomkraftwerk.
- Im Anschluss an die Einheitliche Europäische Akte (1987) entsteht die Oberrheinkonferenz. Sie koordiniert grenzüberschreitende Projekte im Rahmen der INTERREG-Programme der EU.
- 1995 Der Sundgau gründet zusammen mit Lörrach und Basel die Regio TriRhena
- Am 16. März 1995 fallen die Grenzkontrollen nach Deutschland im Zuge der Umsetzung des Schengener Abkommens weg.
[Bearbeiten] Literatur
- Daniel Gerson Die Kehrseite der Emanzipation in Frankreich. Judenfeindschaft im Elsass 1778 - 1848 Essen: Klartext, 2005 ISBN 3898614085
- Die faschistische Okkupationspolitik in Frankreich (1940- 1944) Dokumentenauswahl Hg. und Einl. Ludwig Nestler. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1990 (Orts-, Personenregister) ISBN 3326002971 (bes. Einleitung Die faktische Annexion der ostfranzösischen Départements S. 40 - 52 sowie Stichworte "Robert Wagner" und "Josef Bürckel"
- Lothar Kettenacker Nationalsozialistische Volkstumspolitik im Elsaß Stuttgart: DVA, 1973 ISBN 3421016216