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Geschichte Georgiens - Wikipedia

Geschichte Georgiens

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Älteste Siedlungen

Die älteste Zeugnisse menschlicher Siedlungen in Georgien lassen sich auf die mittlere Altsteinzeit datieren. In der frühen Kupferzeit entstanden in Ostgeorgien Siedlungen, deren Bewohner einen hohen Stufe in der Agrarkultur erreicht hatten.

Zeugnisse aus der Bronzezeit wurden in den 1970er Jahren bei den archäologischen Ausgrabungen in der ostgeorgischen Region Imiris-Gora zum Vorschein gebracht. Siedlungen, die auf das 5. Jahrhundert v. Chr. datiert wurden, schließen u.a. die Häuser mit Emporen ein. Diese Wohnstätten hatten einen runden oder ovalen Grundriss. Ihr charakteristisches Merkmal waren eine zentrale Stütze und ein Schornstein. Diese Besonderheiten wurden in georgischen Siedlungen und Häusern des Darbasi-Typs benutzt und weiterentwickelt. Diese Siedlungen verbindet man mit der Migration der Vor- und Urgeorgischen Stämme Diachuri, Tabali, Mus'chi (später Mes'chi), und Kolchi. Sie beherrschten bereits die Kunst der Herstellung und der Bearbeitung von Eisen, Bronze und Gold.

[Bearbeiten] Antike

Im 13. Jahrhundert v. Chr. entstand das Königreich Diaochi aus einer Vereinigung verschiedener kartwelischer Stämme. Es wurde über eines der stärksten Schwarzmeerländer und existierte bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. Danach ging es im Land Kolcha auf. Es bildeten sich neue Staaten, darunter das Reich Gamirr der Kimmerer und im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. das Reich Speri im Südwesten.

Assyrier, die nach den Zeugnissen von Herodot im 8. Jahrhundert v. Chr. in Transkaukasien eingedrangen, herrschten im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. südlich von Georgien. Der assyrische Herrscher Sargon II. siedelte 772 v. Chr. einen Teil der jüdischen Bevölkerung aus Palästina in der kolchischen Tiefebene an.

Im 6. Jahrhundert v. Chr. bildete sich im Westen des heutigen Georgien der Staat Kolchis. Im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand im gebirgigen Osten das Land Iberien. Es wurde auch Kartlien genannt, weil sich die Iberier selbst Kartweli nannten. Die Länder waren durch das Lichi-Gebirge getrennt.

Beide Staaten pflegten enge wirtschaftliche Verbindungen zu Griechenland, Parthien und den Achämeniden. Im Kaukasusgebirge wurden Gold, Silber, Kupfer und Eisen gewonnen. Georgische Handwerker schmiedeten daraus die Schwerter, mit denen Griechen und Trojaner kämpften. Nach der Argonautensage raubten Jason und die Argonauten das Goldene Vlies aus Kolchis.

Als Alexander der Große nach 333 v. Chr. Persien eroberte, wurden Kolchis und Iberien unabhängig. In der Zeit der Diadochenkämpfe wurden sie von dem pontischen Feldherrn Ason erobert, der eine Schreckensherrschaft errichtete. Iberien befreite sich und konnte ganz Georgien von Ason befreien. Georgien war bis auf Kolchis, das mit Iberien freundschaftlich verbunden war, vereint und pflegte gute Beziehungen zu dem Diadochen Seleukos.

In den mithridatischen Kriegen standen Kolchis als Provinz und Iberien als Vasall auf Seiten von Pontos und somit gegen Rom. [66 v. Chr.]] eroberte der römische Feldherr Pompeius nach dem Sieg über Pontos auch Iberien und Kolchis. Sie wurden zu römischen Vasallen. Im 1. Jahrhundert zerfiel Kolchis. Es bildete sich der Nachfolgestaat Lasika.

337 konvertierte Georgien als einer der ersten Staaten der Welt zum Christentum. König Mirian III. von Iberien führte das Christentum als offizielle Staatsreligion ein. Am 17. Januar 395 wurde die südwestliche Kolchis Teil des Oströmischen Reiches. Ab 585 galt das oströmische Glaubensbekenntnis.

Iberien wurde im 3. Jahrhundert erstmals persischer Vasallenstaat. Danach wechselte es häufig die Seiten, um seine Existenz zu erhalten. Im 6. Jahrhundert war es persische Provinz. Danach orientierte sich Iberien außenpolitisch an Byzanz.

642 kamen die Araber erstmals nach Georgien, konnten das Land aber nicht erobern. Es kam zu mehreren Kriegen, in denen Georgien nach und nach von den Arabern erobert wurde. Dabei zerfielen Lasika und Iberien in kleinere Fürstentümer, darunter Kartli, Kachetien, Heretien, Tao-Klardsheti, Abchasien und Egrisi.

[Bearbeiten] Mittelalter und frühe Neuzeit

Georgische Staaten 830 bis 1020
Georgische Staaten 830 bis 1020

Am Anfang des 11. Jahrhunderts vereinte König Bagrat III. Ost- und Westgeorgische Königreiche in einem Georgischen Königreich. Seine Nachkommen, die Bagratiden-Dynastie, herrschten Teilen Georgiens bis 1801. Jedoch löste sich Kachetien-Heretien mehrmals aus dem Herrschaftsgebiet. Erst 1104 wurde es endgültig Teil Georgiens.

Obgleich es später von verschiedenen Invasoren - vor allem Mongolen und Türken - heimgesucht wurde, konnte die Unabhängigkeit Georgiens zumindest in Teilen immer erhalten werden. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert erreichte es unter mächtigen Herrschern wie König David dem Erbauer (David IV. Agmaschenebeli, 1089-1125) und seiner Enkelin Königin Tamara (1184-1213) einen Höhepunkt an Macht und Prestige.

Europa 1328
Europa 1328

In jener Zeit entwickelten sich in Georgien Elemente von Bürgerrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. König Dimitri I. verfügte, dass Muslime in Georgien ihre Religion unbeschränkt ausüben können. Unter der Herrschaft Königin Tamaras wurden staatliche Proklamationen nur noch nach Absprache mit dem Adelsparlament Darbasi verkündet. Auf lokaler Ebene schuf sie Gerichte, gegen deren Entscheidungen Widerspruch bei einem Obersten Gerichtshof eingelegt werden konnte. Die Königin schaffte die Todesstrafe und die Verstümmelung von Straftätern ab.

Georgiens Hauptstadt Tiflis 1671
Georgiens Hauptstadt Tiflis 1671

Die folgenden Jahrhunderte brachten Georgien eine lange Periode des Niedergangs. 1386 verwüsteten die Mongolen unter Timur Lenk das Land, verursachten eine schnelle Entvölkerung, sodass das Land nach 1403 in zeitweise in Anarchie versankt. Das Reich zerfiel Mitte des 15. Jahrhunderts in drei Königreiche (Imeretien, Kachetien und Kartli) sowie fünf Fürstentümer (Abchasien, Gurien, Mingrelien, Samzche, Swanetien).

Die westlicheren waren Vasallenstaaten des Osmanischen Reiches, die östlichen von Persien abhängig. 1578 fiel ganz Georgien an das osmanische Reich, die östlichen Teile gingen aber 1639 wieder verloren. 1795 besetzte der persische Schah Aga Mohammed Khan Georgien, zerstörte die Hauptstadt Tiflis und verschleppte 22.000 Georgier als Sklaven.

[Bearbeiten] Georgien im Russischen Reich, 1801–1917

Georgien im Russischen Reich, 1882: Die Gouvernements Tiflis, Kutais und Kars sowie der Bezirk Sochumi
Georgien im Russischen Reich, 1882: Die Gouvernements Tiflis, Kutais und Kars sowie der Bezirk Sochumi

1783 stellte sich Ostgeorgien (Kartlien-Kachetien) im Vertrag von Georgiewsk unter russischen Schutz. Am 18. Januar 1801 wurde das Land auf Dekret Zar Pauls I. annektiert. [1] [2] [3] Ostgeorgiens Thronfolger David Batonischwili wurde vier Monate später von der Macht entfernt, durch eine Regierung unter dem russischen General Iwan Petrowitsch Lasarew ersetzt und schließlich außer Landes gebracht. [4] Im April 1802 wurde die Aristokratie mit Waffengewalt zum Eid auf die russische Kaiserkrone gezwungen. [5]

Die Regionen im Westen des Landes blieben noch ein Jahrzehnt lang staatlich unabhängig. Erst 1810 eroberte Russland das georgische Königreich Imeretien. Russland brauchte weitere 54 Jahre, die vollständige Kontrolle über Westgeorgien zu gewinnen. Die Region Gurien wurde 1828 abgeschafft, Mingrelien 1857. Die Region Swanetien wurde zwischen 1857 und 1859 annektiert, das Fürstentum Abchasien 1864. [6]

Georgien wurde einer intensiven Russifizierung unterworfen, um das soziale und kulturelle System dem Russlands anzupassen. Zugleich öffnete die russische Herrschaft Georgien für Europa. Tiflis wurde zum Paris des Ostens. In Georgien blühten Aufklärung, Liberalismus und modernes Nationalbewusstsein. Die Brüder Bagration übersetzen Werke der europäischen Literatur ins Georgische. Deutsche siedelten in Südgeorgien. Unter der Egide des russischen Gouverneurs Alexei Jermolow fanden nach 1825 Verbannte des gescheiterten liberalen Dekabristenaufstandes in Georgien Unterschlupf. Ein aufständisches Regiment aus Sankt Petersburg, dem besonders viele Mitglieder der liberalen Intelligenz angehörten, wurde nach Georgien deportiert und verband sich mit der dortigen Oberschicht.

Georgien drängte auf Eigenständigkeit. 1832 scheiterte ein Versuch, die Bagratiden-Dynastie wieder an die Macht zu bringen. Der Zar entsandte Graf Michail Woronzow, um als Vizekönig des Kaukasus die russische Herrschaft zu sichern. Der in England erzogene Woronzow modernisierte Handel, Industrie, Städtebau und Verkehrswesen, gründete 1845 das erste Theater und 1846 die erste öffentliche Bibliothek in Transkaukasien. 1866 wurde in Georgien die Leibeigenschaft abgeschafft.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Unzufriedenheit der Georgier zu einer nationalen Befreiungsbewegung. 1905 brach eine großangelegte Bauernaufstand aus, der politische Reformen folgten und Spannungen zeitweise abbaute. Führende politische Kraft wurde die menschewistische Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Bei den Wahlen zur russischen Staatsduma 1905 errang sie in Georgien sämtliche Sitze.

[Bearbeiten] Die erste Republik, 1917-1921

Unabhängigkeitserklärung Georgiens, Mai 1918
Unabhängigkeitserklärung Georgiens, Mai 1918

Hauptartikel: Demokratische Republik Georgien

1917 brachte die Februarrevolution in Russland auch in Georgien die zaristische Ordnung zum Fall. Georgien bildete zusammen mit Armenien und Aserbaidschan ein Besonderes Transkaukasisches Komitee (russisch Osobyi Zakavkazskii Komitet), das in der Umbruchphase für Ordnung sorgen sollte. Seine militärischen Kräfte waren jedoch zu schwach, um die drei Länder gegen die Türkei zu schützen, deren Truppen den abziehenden russischen Streitkräften unmittelbar nachrückten.

Um Georgien vor einer türkischen Eroberung zu bewahren, nahm die georgische Nationalversammlung (georgisch Dampudsnebeli Kreba) Verhandlungen mit Deutschland auf, das bereit war, ein unabhängiges Georgien vor dem Zugriff des Osmanischen Reiches zu schützen. Als Gegenleistung verlangte Berlin Privilegien bei der Ausbeutung von Mangan und Kupfer sowie dem Öltransfer vom Kaspischen Meer. Die Reichsregierung hatte bereits 3.000 deutsche Soldaten in Georgien stationiert, um die Belieferung der deutschen Schwerindustrie mit Rohstoffen zu sichern.

Am 26. Mai 1918 erklärte sich Georgien als Demokratische Republik Georgien für unabhängig. Zwei Tage später erkannte Deutschland die Republik als erster Staat an. Es folgten Rumänien, Argentinien, die Türkei. In einem Zusatzabkommen zum Friedensvertrag von Brest-Litowsk, das am 27. August 1918 in Berlin unterzeichnet wurde, verzichtete Sowjetrussland auf Georgien. Nach der Kapitulation Deutschlands im November des gleichen Jahres übernahm Großbritannien den Schutz Georgiens. Sowjetrussland erkannte es am 7. Mai 1920 völkerrechtlich an. Das Land nahm an der Friedenskonferenz von Versailles teil und wurde am 27. Januar 1921 Mitglied des Völkerbundes.

Erster Premierminister Georgiens wurde im Juni 1918 der Sozialdemokrat Noe Ramischwili. Er stand einem Koalitionskabinett aus menschewistischen Sozialdemokraten, National-Demokraten und Sozial-Föderalisten vor. Nach einem Erdrutschsieg der Sozialdemokraten bei Parlamentswahlen im Februar 1919 folgte ihm Premier Noe Schordania. Die Regierung setzte eine Agrarreform und eine umfassende Sozialgesetzgebung durch, führte den Acht-Stunden-Tag ein und ging hart gegen bolschewistische und separatistische Bewegungen in Georgien vor. Am 21. Februar 1921 verabschiedete das Parlament Georgiens erste Verfassung nach dem Vorbild der Schweiz.

Am 11. Februar 1921 marschierte die 11. Armee der Roten Arbeiter- und Bauernarmee in Georgien ein. Tiflis wurde am 25. Februar von drei Seiten angegriffen und trotz heftigen Widerstands der demokratischen Volksgarde besetzt. Bei der Verteidigung der Hauptstadt fielen über 300 Kadetten der Tiflisser Militärschule. Am gleichen Tag wurde die Georgische Sozialistische Sowjetrepublik ausgerufen. Die demokratische Regierung floh zunächst nach Kutaissi, dann nach Batumi und ging am 17. März außer Landes. Das Parlament war einen Tag zuvor ein letztes Mal zusammengetreten.

[Bearbeiten] Die zweite Republik, 1921-1991

Die Rote Armee besetzt Tiflis, Februar 1921
Die Rote Armee besetzt Tiflis, Februar 1921

[Bearbeiten] Sowjetisierung

Am 6. April 1921 wurde sämtlicher Grundbesitz in Georgien enteignet und verstaatlicht. Der georgische Staat wurde systematisch zerschlagen. Er verlor ethnisch umstrittene Grenzgebiete an seine Nachbarn. Auf seinem Boden wurden ein Autonomer Oblast Südossetien, eine Abchasische Sozialistische Sowjetrepublik und eine Adscharische Sozialistische Sowjetrepublik eingerichtet. Im Dezember 1922 ging Georgien in der Transkaukasischen Föderativen Sozialistischen Sowjetrepublik (TFSSR) auf, zu der auch Armenien und Aserbaidschan gehörten. Erst 1936 entstand die formal eigenständige Georgische Sozialistische Sowjetrepublik.

Am 28. August 1924, dem georgischen Mariä Himmelfahrtstag (georgisch Mariamoba), kam es zum August-Aufstand gegen die sowjetische Besatzung. Die Aufständischen wurden von der Exilregierung in Paris unterstützt und bedienten sich einer Vielzahl versteckter Waffen. Der Befehlshaber der Roten Armee in Georgien wurde von einem einheimischen Piloten getötet, der das Flugzeug im Stil der Tokkōtai abstürzen ließ. Stalin ließ den Aufstand niederschlagen und die Organisatoren hinrichten.

Über 30.000 Georgier, vor allem Adlige, Großgrundbesitzer, Zaristen, Monarchisten aus der politischen und sozialen Elite des Landes, wurden zwischen 1921 und 1924 erschossen oder verschwanden in sowjetischen Straflagern. Den Stalinschen Säuberungen 1935 - 1938, 1942 und 1945 - 1950 fielen ca. 50.000 Georgier zum Opfer. Unter ihnen waren viele Intellektuelle. Fast die Hälfte der Schriftstellergruppe Blaue Hörner (georgisch Tsisperi Kantsebi) kam dabei um. Ihr Schicksal wird in dem 2006 eröffneten Museum der sowjetischen Besetzung in Tiflis dokumentiert.

[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg

Obgleich es ein Kriegsziel Adolf Hitlers war, die kaukasischen Ölfelder zu erreichen, kamen die Achsenmächte kaum über das georgische Grenzgebiet hinaus. Das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete legte im Januar 1942 einen Entwurf für den Generalbezirk Georgien vor. Er sollte einem neuzugründenden Reichskommissariat Kaukasien unterstellt werden. Die Organisation Todt plante eine Autobahn entlang der abchasischen Schwarzmeerküste durch die Kolchische Tiefebene und die Transkaukasische Senke nach Baku. Die Pläne blieben jedoch in der Schublade. Die deutsche Wehrmacht überschritt 1942 die georgische Grenze in Abchasien, besetzte das Gebirgsdorf Pßchu, 20 km vor der Küste des Schwarzen Meeres bei Gudauta, musste sich dann jedoch zurückziehen.

Georgier kämpften auf beiden Seiten der Front: Mindestens 30.000 in den Reihen der Ostlegionen der Wehrmacht, in der Georgischen Legion, der Nordkaukasischen Legion und anderen Legionen ethnischer Kaukasier. Sie wurden jedoch nicht an der Ostfront eingesetzt. Im April 1945 erhob sich ein georgisches Bataillon auf der Nordseeinsel Texel gegen die Wehrmacht.

Die Mehrheit, über 700.000 Georgier, kämpfte in den Reihen der Roten Armee. 2.500 georgische Rekruten verteidigten die Festung von Brest gegen den deutschen Angriff. Das Land wurde ein wichtiger Standort der Munitionsproduktion. Es produzierte Flugzeuge, automatische Gewehre, Granatwerfer und Kugeln. Der georgische Sergeant Meliton Kantaria hisste die sowjetische Fahne als Zeichen des Sieges auf dem Berliner Reichstagsgebäude. Bei Tiflis entstanden 1942 mehrere Kriegefangenenlager für deutsche Soldaten von der Kaukasusfront, von Melitopol, Nikopol, der Krim und der Heeresgruppe Mitte. Sie wurden Anfang der 1950er Jahre geschlossen.

[Bearbeiten] Modernisierung und Korruption

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr Georgien einen Schub der Industrialisierung und Urbanisierung. Rustawi wurde zu einem schwerindustriellen Zentrum ausgebaut. Im Zuge der Entstalinisierung kam es 1956 zum Massaker von Tiflis als tausende Georgier, auf die Straßen gingen, um der Beleidigung ihren Nationalstolzes Luft zu machen. Mindestens 80, möglicherweise mehr als 150 Menschen wurden von der Armee getötet als die friedlichen Demonstrationen in einen Aufstand gegen die sowjetische Herrschaft mündeten.

Das Dezentralisierungsprogramm, das Chruschtschow Mitte der 1950er Jahre einführte, wurde von der georgischen Kommunistischen Partei genutzt, um ihre regionale Machtbasis auszubauen. Neben der offiziellen staatlichen Wirtschaft entstand eine florierende private Schattenwirtschaft, die Georgien zu einer der erfolgreichsten Sowjetrepubliken machte, zugleich aber auch zu einer stark ansteigenden Korruption führte.

Obgleich Korruption in der Sowjetunion nicht unbekannt war, verbreitete sie sich in Georgien dermaßen offensichtlich, dass sie die Leitung in Moskau in Verlegenheit brachte. Selbst höchste Ämter galten als käuflich. Eduard Schewardnadse, zwischen 1964 und 1972 Innenminister in Tiflis, machte sich einen Namen als Streiter gegen die Korruption und organisierte die Ablösung von Wassili Mschawanadse, den korrupten Ersten Parteisekretär der Georgischen Kommunistischen Partei. Schewardnadse stieg mit dem Segen Moskaus zum Ersten Parteisekretär auf. Von 1972 bis 1985 lenkte er Georgien effektiv, verbesserte die Staatswirtschaft und entließ hunderte korrupter Funktionäre.

[Bearbeiten] Nationalismus

Die 1970er Jahre brachten eine Wiederbelebung des georgischen Nationalismus. Um Swiad Gamsachurdia und Merab Kostawa bildete sich eine kleine, aber effektive nationalistische Opposition. Sie verlangte, die Russifizierung Georgiens zu stoppen und die kulturelle Identität des Landes zu schützen. 1978 kam es zu Protesten von Mitarbeitern und Studenten der Staatlichen Universität Tiflis gegen die Verankerung des Russischen als Amtssprache in der georgischen Verfassung. 16 Studenten wurden zwangsexmatrikuliert. Die Verfassungsänderung musste rückgängig gemacht werden.

1978 drohte Abchasien von Georgien abzufallen. Führende abchasische Politiker beklagten eine unfaire Behandlung ihrer Volksgruppe in kulturellen, linguistischen, politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten. Schewardnadse löste die Krise, indem er den Abchasiern mehr Teilhaberechte einräumte.

Zu einer Wirtschaftskrise führte Schewardnadses Versuch, Georgiens Bauern zu reglementieren. Sie sollten nicht länger mehr als eine Kuh besitzen und ihre Güter nicht frei auf Märkten verkaufen dürfen. Sämtliche Agrarprodukte waren statt dessen beim Kolchos abzuliefern. Das führte zu einer derartigen Verknappung an Lebensmitteln, dass von 1980 bis 1984 Lebensmittelkarten eingeführt werden mussten. Die legal verkaufte Butter wurde monatlich auf 600 Gramm, der legal verkaufte Zucker auf monatlich ein Kilogramm pro Person reduziert.

Gegen immer wieder aufflackernde Systemopposition ging Schewardnadse mit harter Hand vor. Die kritische Journalistin Nasi Schamanauri ließ er zu Beginn der 1980er Jahre vor Gericht stellen und später in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, wo sie umkam. Im November 1983 scheiterte die Tiflisser Flugzeugentführung, ein Fluchtversuch mehrerer junger Georgier. Sie hatten eine Linienmaschine der Aeroflot entführt und vergeblich versucht, sie zur Landung in der Türkei zu zwingen. Nach ihrer Rückkehr wurden sie im August 1984 mit Schewardnadses Billigung zum Tode verurteilt und hingerichtet. Vergeblich hatte eine unabhängige Initiative Unterschriften für ihr Leben gesammelt. Der Mönch Theodor Tschichladse wurde als "Rädelsführer" erschossen.

[Bearbeiten] Perestroika

Schewardnadses Ernennung zum sowjetischen Außenminister 1985 brachte Jumber Patiaschwili an die Spitze der georgischen Kommunisten, einen konservativen und ineffektiven Funktionär, der mit den Herausforderungen der Perestroika-Periode nicht zurecht kam. Ende der 1980er Jahre kam es zu zunehmend gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den kommunistischen Machthabern und der wiedererstehenden georgischen Nationalbewegung sowie den Nationalbewegungen in den von ethnischen Minderheiten bewohnten Gebieten.

Der oppositionelle Druck manifestierte sich in Demonstrationen und Streiks. Am 9. April 1989 lösten sowjetische Fallschirmjäger unter Führung von General Igor Rodionov eine gewaltfreie Demonstration vor dem Regierungsgebäude in Tiflis mit Spaten und Giftgas auf. 20 Georgier wurden getötet; Hunderte verletzt. Der Vorfall radikalisierte die georgische Politik, veranlasste viele Menschen, auch Kommunisten, zu dem Schluss, dass die staatliche Unabhängigkeit einer Fortsetzung der sowjetischen Herrschaft vorzuziehen sei.

Am 28. Oktober 1990 kam es zu Mehrparteien-Wahlen zum Obersten Sowjet. Wahlsieger wurde das nationalistische Wahlbündnis Runder Tisch - Freies Georgien (georgisch Mrgvali Magida Tavisupali Sakartvelo). Es erhielt 62% der Wählerstimmen. Sein Vorsitzender Swiad Gamsachurdia wurde Vorsitzender des Obersten Sowjets Georgiens.

Für den 31. März 1991 organisierte Gamsachurdia ein Referendum über die staatliche Unabhängigkeit, das mit 98,9% der Stimmen bestätigt wurde. Die Unabhängigkeit Georgiens wurde am 9. April 1991 erklärt. Gamsachurdia wandte sich gegen jede Dominanz der Sowjetunion in Georgien, forderte die Auflösung der sowjetischen Militärbasen im Lande und weigerte sich, an der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) teilzunehmen.

[Bearbeiten] Die dritte Republik, ab 1991

[Bearbeiten] Ära Gamsachurdia

Swiad Gamsachurdia wurde am 26. Mai 1991 mit 86% der Stimmen zum ersten Präsidenten Georgiens gewählt. Seine Politik wurde innenpolitisch zunehmend sprunghaft und autoritär, außenpolitisch ging er auf Konfrontationskurs mit Russland. Er ließ sich mit diktatorischen Vollmachten ausstatten, verhaftete Oppositionsführer. Nationalisten und Reformisten vereinten ihre Kräfte in einer Anti-Gamsachurdia-Koalition. Die angespannte Situation wurde durch eine wachsende Macht verschiedener paramilitärischer Gruppen verschärft. Am 22. Dezember 1991 organisierten paramilitärische Gruppen und Teile der Nationalgarde unter Tengis Kitowani und Dschaba Iosseliani mit russischer Unterstützung einen Militärputsch, belagerten Gamsachurdia und die Präsidialgarde im Parlamentsgebäude in der Innenstadt von Tiflis. Nach offiziellen Schätzungen starben dabei zwischen 100 und 1.000 Menschen, nach inoffiziellen Schätzungen rund 2.000. Gamsachurdia konnte seinen Gegnern entkommen, flüchtete mit seiner Familie und rund 200 bewaffneten Anhängern im Januar 1992 zunächst nach Armenien, dann nach Sochumi und schließlich nach Grosny in Tschetschenien.

Die siegreichen Streitkräfte luden Eduard Schewardnadse im März 1992 ein, Vorsitzender eines neugebildeten Staatsrates zu werden. Er gab dem Staatsstreich ein moderates Antlitz und Georgien neues Ansehen. Im August 1992 eskalierte ein Disput mit separatistischen Kräften in Georgiens Autonomer Republik Abchasien. Tiflis entsandte die Nationalgarde und paramilitärische Verbände, um die separatistischen Aktivitäten zu unterbinden. Die Separatisten wehrten sich und im September 1993 erlitten die Regierungsstreitkräfte eine katastrophale Niederlage. Die gesamte georgische Bevölkerung wurde aus der Autonomen Republik vertrieben. Rund 50.000 Menschen starben und etwa 200.000 mussten fliehen.

Ethnische Gewalttätigkeiten flammten auch in Südossetien auf, wurden dort schließlich unterdrückt. Das kostete mehrere hundert Menschen das Leben und viele Georgier und Osseten flohen aus dem Gebiet. Als Folge wurden 1992 UN-Friedenstruppen in die abtrünnigen Gebiete entsandt, denen auch 2000 russische Soldaten angehören. Im Südwesten Georgiens kam die Autonome Republik Adscharien unter die Kontrolle von Aslan Abaschidse, der die Republik von 1991 bis zu seinem Rücktritt 2004 wie ein persönliches Fürstentum führte, in dem Tiflis nur wenig Einfluss hatte.

Am 24. September 1993, am Ende des Abchasienkonflikts, kehrte Swiad Gamsachurdia aus dem Exil zurück, um einen Aufstand gegen die Regierung zu organisieren. Seine Anhänger konnten Nutzen aus der Unordnung der Regierungsstreitkräfte ziehen und überrannten einen großen Teil Westgeorgiens. Russland war alarmiert. Einheiten der russischen Armee wurde nach Georgien entsandt, um der Regierung zu helfen. Gamsachurdias Rebellion brach schnell in sich zusammen. Er starb am 31. Dezember 1993 nachdem er von seinen Gegnern in die Enge getrieben worden war. Schewardnadses Regierung schloss sich als Preis für die erfahrene militärische und politische Unterstützung gegen starke Strömungen in Georgiens öffentlicher Meinung im März 1994 der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) an. 1995 sicherte er Russland die Überlassung von drei Militärbasen in Georgien auf die Dauer von 20 Jahren zu.

[Bearbeiten] Ära Schewardnadse

Schewardnadse mit Frankreichs Präsident Jacques Chirac, 1997
Schewardnadse mit Frankreichs Präsident Jacques Chirac, 1997

Im August 1995 entkam Schewardnadse einem Bombenattentat auf seine Regierungslimousine. Er gab die Schuld dafür seinen bisherigen paramilitärischen Alliierten und ließ den Militärführer Dschaba Iosseliani verhaften. Der paramilitärische Miliz Sakartwelos Mchedrioni wurde als Mafiaverband aufgelöst. Im Oktober setzte die Mehrheit der Georgier in einer Volksabstimmung eine moderne westliche Verfassung in Kraft, die Grundfreiheiten und Demokratie garantierte. Im November des gleichen Jahres gewann Schewardnadse die Präsidentschaftswahlen mit großer Mehrheit.

Die Ära Schewardnadse war durch enge Beziehungen zu den USA, regelmäßige Reibungen mit Russland, ein Ansteigen der Korruption und wirtschaftliche Stagnation geprägt. Der Präsident nutzte die geopolitische Lage Georgiens als Transitland für Öl vom Kaspischen Meer, um als Partner der USA und Westeuropas von Russland unabhängiger zu werden und internationale Hilfsleistungen für Georgien zu gewinnen. Er unterschrieb eine strategische Partnerschaft mit der NATO, fand Aufnahme im Europarat und erklärte den Wunsch, sowohl der NATO wie der Europäischen Union beitreten zu wollen. 1996 nahm das Verfassungsgericht seine Arbeit auf, 1997 wurde die Todesstrafe abgeschafft. Bei den zweiten demokratischen Parlamentswahlen im Oktober 1999 errang Schewardnadses Bürgerunion die absolute Mehrheit.

Die USA wurden zum stärksten Geberland Georgiens für wirtschaftliche und militärische Hilfen. Schewardnadse sicherte seinem Land das drei Milliarden Dollar schwere Investitionsprojekt einer Ölpipeline von Aserbaidschan in die Türkei, die so genannten Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline (BTC). Im Mai 2002 entsandten die USA mehrere hundert Militärausbilder, um die georgische Armee zu befähigen, gegen tschetschenische und islamische Partisanen im Grenzgebiet zu Russland zu kämpfen.

Das führte zu Spannungen mit Russland, das Georgien nach wie vor als sein Einflussgebiet betrachtet. Es nutzte die ihm zugewandten Sezessionsgebiete Abchasien, Südossetien und Adscharien, um Druck auf Georgien auszuüben. Von den vier aus sowjetischen Zeiten stammenden Militärbasen wurden zwei, Wasiani und Gudauta, im Sommer 2002 aufgelöst. Zugleich verzögerte Russland den 1999 in Istanbul vereinbarten Truppenabzug aus den Militärbasen in Batumi und Achalkalaki.

Innenpolitisch verließ sich Schewardnadse auf das zu Sowjetzeiten erlernte politische Instrumentarium. Unmittelbar nach seiner Wahl 1995 berief er Vertreter der früheren Nomenklatura in Schlüsselstellungen der Regierung. Reformer erhielten vergleichsweise einflusslose Ämter. Die Ex-Nomenklatura teilte das lukrative Staatseigentum unter sich auf, zahlte dafür nur geringe Kaufsummen. Allmählich bildete sich um den Präsidenten eine mafiose Clanstruktur, gegen die keine anderen staatlichen Institutionen vorzugehen wagten.

Wirtschaftlich führte dieser Weg in die Stagnation. Der erwartete Aufschwung blieb aus. Kleine und mittelständische Firmen wurden zugunsten von Unternehmen, die von Regierungsmitgliedern geführt wurden, vom Markt gedrängt. Ausländische Investoren wurden zugunsten von Clan-Firmen benachteiligt. Internationale Hilfen in Milliardenhöhe, die bestimmt waren, die georgische Wirtschaft anzuschieben, versickerten in den Taschen einiger weniger. Transparency International zählte Georgien zu den zehn korruptesten Ländern der Welt.

Parlamentspräsident Surab Schwania forderte Schewardnadse im August 2001 in einem offenen Brief auf, der Korruption ein Ende zu bereiten. "Lehrer verdienen 15 Euro im Monat, während Minister sich im Zentrum von Tiflis Paläste errichten", empörte sich Schwania: "Das überschreitet alle Grenzen des Zynismus." 2003 stellte der Internationale Währungsfond wegen des unordentlichen Staatshaushalts seine Unterstützung für Georgien ein. Darüber hinaus zerfiel zwischen Herbst 2001 und Sommer 2002 die Fraktion der Regierungspartei, die eine absolute Mehrheit im Parlament hatte, in mehrere Gruppen.

Hatte Schewardnadse noch zu den Präsidentschaftswahlen im April 2000 eine große Mehrheit gewinnen können, kam es im Herbst 2001 in Tiflis zu einem handfesten Aufstand. Auslöser war eine Razzia bei der regierungskritischen Fernsehstation Rustawi-2. Rund 5.000 Menschen gingen unter Führung des früheren Justizministers Michail Saakaschwili auf die Straße und forderten eine Ablösung des Präsidenten. Schewardnadse musste nachgeben und entließ seinen Innenminister und den Geheimdienstchef.

2002 formierte sich die politische Opposition in zwei neuen Parteien, der Nationalen Bewegung Michail Saakaschwilis und den Vereinigten Demokraten Surab Schwanias. Zu den Parlamentswahlen am 2. November 2003 schloss sich Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse den Reformern an, um die Regierung abzulösen.

[Bearbeiten] Rosenrevolution 2003

Demonstrationen in Tiflis während der georgischen Rosenrevolution 2003
Demonstrationen in Tiflis während der georgischen Rosenrevolution 2003

Hauptartikel: Rosenrevolution

Die Parlamentswahl vom 2. November 2003 wurde erst nach mehreren Wochen Streit von der Wahlkommision bestätigt. Präsident Schewardnadse wurde nach Bekanntgabe der Ergebnisse von der Opposition massiver Wahlbetrug vorgeworfen, auch die USA sowie weitere ausländische Wahlbeobachter kritisierten die Abstimmung. Am Tag vor dem 22. November gab der Sicherheitschef des Landes Wahlbetrug zu, was die Opposition enorm bestärkte. Am 22. November fand die erste Sitzung des neuen Parlaments statt, die von Abgeordneten der Opposition boykottiert wurde.

Schon in der Nacht zum 22. November 2003 hatten sich Demonstranten vor dem Parlamentsgebäude in Tbilisi versammelt, deren Anzahl zum Nachmittag hin auf über 100.000 anschwoll. Sie forderten den Rücktritt von Präsident Schewardnadse, und noch während der Eröffnungsrede des Präsidenten stürmten sie unter Führung von Oppositionsführer Michail Saakaschwili in den Sitzungssaal. Die Sicherheitskräfte vor dem Gebäude ließen die Demonstranten ungehindert passieren. Schewardnadse flüchtete aus dem Gebäude und die Opposition sprach von einer samtenen Revolution in Georgien.

Saakaschwili kündigte an, im Falle einer Präsidentschaft Georgien nach westlichem Vorbild in eine Demokratie zu wandeln und umfassende Wirtschafsreformen durchzuführen. Die Oppositionspolitikerin und bisherige Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse übernahm auf Grundlage der Verfassung kommissarisch die Amtsgeschäfte des Präsidenten. Beide forderten Neuwahlen.

Russland ließ seine in Georgien stationierten Truppen in den Kasernen und schickte noch am Abend des 22. November 2003 seinen Außenminister Igor Iwanow in das Kaukaususland. Die Staaten der GUS kritisierten zunächst offiziell das Vorgehen der Opposition.

Am Abend des 22. November 2003 rief Präsident Schewardnadse den Ausnahmezustand aus und forderte das Parlament auf, diesen innerhalb von 48 Stunden zu bestätigen, da er sonst dem Militär die Leitung übergeben werde. Er befand sich seit der Flucht aus dem Parlamentsgebäude jedoch schon außerhalb von Tbilisi in einer Residenz.

Am Morgen des 23. November 2003 fand ein Vermittlungsgespräch der Opposition mit Igor Iwanow statt, am Nachmittag traf sich Iwanow dann auch mit Schewardnadse. Am Nachmittag liefen zwei Minister, darunter der Sicherheitschef, sowie Teile der Nationalgarde zur Opposition über. Am Abend erklärte Schewardnadse seinen Rücktritt.

Parlamentspräsidentin Burschanadse setze Surab Schwania als amtierenden Staatsminister ein, der die Geschäfte des Regierungschefs bis zur Neuwahl des Parlaments führen sollte.

[Bearbeiten] Ära Saakaschwili

Amtseinführung Präsident Saakaschwilis, 2004
Amtseinführung Präsident Saakaschwilis, 2004

Am 4. Januar 2004 gewann Michail Saakaschwili die Präsidentschaftswahlen mit einem Erdrutschsieg von 96% der Stimmen. Für wichtige Reformfelder holte er erfolgreiche Auslandsgeorgier als Minister ins Land. Energisch ging er gegen die Korruption im Lande vor. Bestechliche Beamte wurden verhaftet, mussten ihr Eigentum dem Staat übergeben. Die Privatisierung des staatlichen Sektors wurde vorangetrieben. Durch konsequente Reformen gingen die Staatsschulden 2004 erstmals zurück. Es gelang Saakaschwili den adscharischen Machthaber Aslan Abaschidse zu vertreiben und Adscharien mit Georgien wiederzuvereinen.

Am 3. Februar 2005 starb Ministerpräsident Surab Schwania an einer Gasvergiftung durch Kohlenmonoxid. Obgleich Polizei, Staatsanwaltschaft und FBI von einem Unfalltod sprachen, bezweifelten Angehörige diese Version und behaupteten, dafür Beweise zu haben.

Der Frieden in den sezessionistischen Gebieten Abchasien und Südossetien, der von russischen und UN-Friedenstruppen kontrolliert wird, bleibt zerbrechlich. Es kam mehrfach zu militärischen Konfrontationen. Präsident Saakaschwili legte am 22. September 2004 vor der UN-Generalversammlung einen Drei-Stufen-Plan zur Beilegung der Regionalkonflikte vor. Die Beziehungen zu Russland bleiben problematisch, weil starke Gruppierungen in Moskau Georgien unverändert als Vasallenstaat betrachten. Russische Druckmittel sind zwei Militärbasen in Georgien und die Unterstützung der sezessionistischen Regierungen in Abchasien und Südossetien.

Georgien bleibt ein nach europäischen Maßstäben sehr armes Land. Investitionen sind nur schwer ins Land zu holen. Die georgische Regierung hat sich gegenüber dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank zu wirtschaftlichen Reformen verpflichtet und setzt seine Zukunft auf die Eröffnung der Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline und die Wiederbelebung der alten Seidenstraße als eurasischem Korridor. Georgien soll eine Brücke für den Transit von Gütern zwischen Europa und Asien werden. Saakaschwili hat angekündigt, die Staatsfinanzen zu sanieren, Löhne und Renten zu erhöhen.

[Bearbeiten] Geschichtliche Persönlichkeiten

Pjotr Iwanowitsch Bagration
Pjotr Iwanowitsch Bagration

Georgier oder Menschen georgischer Abstammung, die in der Geschichte Europas von herausragender Bedeutung waren:

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • A. Khakhanov: Histoire de la Géorgie, Paris 1900
  • Al. Sanders [i.e. Alexander Nikuradse]: Kaukasien: Nordkaukasien, Aserbaidschan, Armenien, Georgien. Geschichtlicher Umriss. Hoheneichen Verlag, München, 1944
  • Alexandre Manvelichvili: Histoire de la Géorgie. Paris 1951
  • David Marshall Lang: A Modern History of Georgia. London 1962
  • Schota Meskhia: Geschichte Georgiens, in: Georgien: Jenaer Reden und Schriften, Jena 1972
  • Kalistrat Salia: Histoire de la nation géorgienne, Paris 1980
  • S. et N. Gougouchvili, D. et O. Zourabichvili: La Géorgie. Presses univérsitaires de France, Paris 1983
  • Nodar Assatiani, Alexandre Bendianachvili: Histoire de la Géorgie, L’Harmattan, Paris, Montréal 1997
  • Nodar Lomouri: A History of Georgia. Sarangi Publishers, Tbilisi 1993
  • Nicholas Awde (Hrsg.): Georgia: A short history. Benett & Bloom, London 2004, ISBN 1-89894-861-5
  • Georges Charachidzé: Introduction à l'étude de la féodalité géorgienne. Droz, Paris/Genève 1971
  • Otar Lordkipanidse: Archäologie in Georgien: von der Altsteinzeit zum Mittelalter. VCH, Acta humaniora, Weinheim 1991, ISBN 3527175318
  • L. Gabunia, A. Vekua, D. Lordkipanidze D., A. Justus, M. Nioradze, G. Bosinski: Neue Urmenschenfunde von Dmanisi (Ost-Georgien). In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. Mainz, 46, Jg. 1999, S. 23-38
  • Adele Bill: Studien zu den Gräbern des 6. bis 1. Jahrhunderts v. Chr. in Georgien unter besonderer Berücksichtigung der Beziehungen zu den Steppenvölkern. Habelt, Bonn 2003, ISBN 3-7749-3192-5
  • Othar Lordkipanidze: Das alte Kolchis und seine Beziehung zur griechischen Welt vom 6. bis 4. Jh. v. Chr. Konstanz 1985
  • Othar Lortkipanidse - P. Levêque (Hrsg.): Sur les traces des Argonautes. Actes du 6e symposium de Vani (Colchide), 22 - 29 septembre 1990, Paris 1996
  • David Braund: Georgia in Antiquity. A History of Colchis and Transcaucasian Iberia 550 BC - AD 562. Clarendon Press, Oxford 1994, ISBN 0-19-814473-3
  • Konstantin Picchelauri: Waffen der Bronzezeit aus Ost-Georgien. Espelkamp, Leidorf 1997, ISBN 3896462539
  • Andrei Miron, Winfried Orthmann (Hrsg.): Unterwegs zum goldenen Vliess. Archäologische Funde aus Georgien. Theiss-Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3806211922
  • Georgien. Schätze aus dem Land des Goldenen Vlies. Deutsches Bergbau-Museum, Bochum 2001, ISBN 3921533848
  • Otar Lordkipanidse - Heinzgerd Brakmann, Art. Iberia II (Georgien). In: Reallexikon für Antike und Christentum 17 (1996) 12-106
  • Getrud Pätsch (Hrsg.): Das Leben Kartlis. Eine Chronik aus Georgien. 300 – 1200. Dietrich, Leipzig 1985
  • Constantine B. Lerner (Hrsg.): The wellspring of Georgian historiography : the early medieval historical chronicle The conversion of Kartli and The life of St. Nino, Bennett & Bloom, London 2004, ISBN 1-89894-865-8
  • Roin Metreveli: David der Erbauer. Tbilisi 1990, ISBN 5505014283
  • Ronald Grigor Suny: The Making of the Georgian Nation. I.B. Tauris & Co Ltd Publishers, London 1989, ISBN 1-85043-120-5
  • F. Brosset: Histoire de la Géorgie depuis l’Antiquité jusqu’au XIXe siècle, St. Péterbourg 1856
  • F. Brosset: Matériaux pour servir à l‘ Histoire de la Géorgie depuis l’an 1201 jusqu’en 1755. Mémoires de l’Accadémie, 1841
  • Traité conclu en 1783 3ntr Cathérine II. impératrice de Russie et Iracly II. roi de Géorgie. In: Receuil des lois russes. vol. XXI, No. 15835, Genève 1909
  • Zurab Avalov: Prisoedinenie Gruzii k Rossii. Montvid, S.-Peterburg 1906
  • David M. Lang: The last years of the Georgian monarchy: 1658-1832. Columbia University Press, New York 1957
  • Nikolas K. Gvosdev: Imperial policies and perspectives towards Georgia: 1760-1819. Macmillan [u.a.], Basingstoke [u.a.] 2000, ISBN 0312229909
  • Julius Reimers: Der Lehnsstaat in Georgien. Leipzig 1914
  • Oliver Reisner: Die Schule der Georgischen Nation: Eine sozialhistorische Untersuchung der nationalen Bewegung in Georgien am Beispiel der "Gesellschaft zur Verbreitung der Lese- und Schreibkunde unter den Georgiern": (1850 - 1917). Reichert, Wiesbaden 2004, ISBN 3-89500-412-X
  • Michael von Cereteli: Georgien und der Weltkrieg. Orient-Verlag, Zürich o.J. (Potsdam 1915)
  • Emmanuel Kuhne: La Géorgie libre, son passé, son présent, son avenir. Atar, Genève 1920
  • Otfried Nippold: La Géorgie du point de vue du droit international, Edition Bureau de Presse Géorgien, Imprimerie Gottfr. Iseli, Berne 1920
  • Eugène Gueguetchkori: L’Avenir de la Géorgie. Publié par le Comité international pour la Géorgie. Imprimerie du Journal de Genève, Genève 1927
  • W. Zürrer: Kaukasien 1918 - 1921. Der Kampf der Grossmächte um die Landbrücke zwischen Schwarzem und Kspischem Meer. Düsseldorf 1978
  • Karl Kautsky: Georgien. Eine sozialdemokratische Bauernrepublik. Eindrücke und Beobachtungen. Wiener Volksbuchhandlung, Wien 1921
  • Clemens Martin: Georgien und die Gründung der UdSSR. Universität München, Magisterarbeit, München 1981
  • R. Abramowitsch, W. Suchomlin, I. Zeretelli: Der Terror gegen die sozialistischen Parteien in Russland und Georgien, Dietz, Berlin 1925
  • Avtandil Menteschaschwili: Stalin und Georgien 1924. In: Georgica. Bd. 17 (1994), S. 39-46
  • Fritjof Nansen: Betrogenes Volk. Eine Studienreise durch Georgien und Armenien als Oberkommissar des Völkerbundes, Brockhaus, Leipzig 1928
  • Constantin Kandelaki: The Georgian Question before the Free World. Acts - Documents - Evidence. Paris 1953
  • Jürgen Gerber: Georgien: Nationale Opposition und kommunistische Herrschaft seit 1956. Nomos-Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1997, ISBN 3-7890-4763-5
  • Konstantin Gamsachurdia: Swiad Gamsachurdia, Dissident - Präsident - Märtyrer. Perseus Verlag, Basel, 1995
  • Naira Gelaschwili: Georgien, ein Paradies in Trümmern. Aufbau-Tschenbücher, Berlin 1993
  • Jonathan Wheatley: Georgia from national awakening to Rose Revolution: Delayed transition in the former Soviet Union. Ashgate, Burlington, VT 2005, ISBN 0-7546-4503-7
  • Zurab Karumidze, James V. Wertsch: "Enough!": The Rose Revolution in the Republic of Georgia 2003. Nova Science Publications, New York 2005, ISBN 1-594-54210-4

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellenangaben

  1. Nikolas K. Gvosdev: Imperial policies and perspectives towards Georgia: 1760-1819. Macmillan [u.a.], Basingstoke [u.a.] 2000, ISBN 0312229909, S. 85
  2. David M. Lang: The last years of the Georgian Monarchy: 1658-1832. Columbia University Press, New York 1957, S. 245
  3. Zurab Avalov: Prisoedinenie Gruzii k Rossii. Montvid, S.-Peterburg 1906, S. 186
  4. Lang, a.a.O., S. 247, S. 255
  5. Lang, a.a.O., S. 252
  6. Englische Wikipedia: Georgia (country)

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