Röbel/Müritz
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Müritz | |
Amt: | Röbel-Müritz | |
Koordinaten: | Koordinaten: 53° 23′ N, 12° 36′ O53° 23′ N, 12° 36′ O | |
Höhe: | 65 m ü. NN | |
Fläche: | 30,17 km² | |
Einwohner: | 5357 (30. Juni 2006) | |
Bevölkerungsdichte: | 178 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 17207 | |
Vorwahl: | 039931 | |
Kfz-Kennzeichen: | MÜR | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 56 057 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 1 17207 Röbel/Müritz |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Heiner Müller (SPD) | |
Lage der Stadt Röbel/Müritz im Landkreis Müritz | ||
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Röbel/Müritz ist eine Stadt im Landkreis Müritz in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland) am Westufer der Müritz. Sie ist Verwaltungssitz des Amtes Röbel-Müritz, dem weitere 24 Gemeinden angehören.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Röbel/Müritz entstand bereits im 10. Jahrhundert als suburbane Siedlung vor einer der Hauptburgen des slawischen Stammes der Morizaner und neben einem Tempelberg, den seit dem frühen 13. Jahrhundert eine der beiden Kirchen (Marienkirche) der Stadt krönt. Die Stadt wurde 1226 von Heinrich Borwin II., einem Urenkel Niklots, des Stammvaters der mecklenburgischen Herzöge, gegründet. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Burg Röbel im Jahre 1227. Neben dieser Gründung entstand durch Heinrich Borwins Sohn Nicolaus von Werle im Jahre 1261 die Nova Civitas de Robolein Zusammenlegung der deutschen Villa Nova und der ehemals slawischen Villa Antiqua.
Nun entwickelte sich ein Phänomen, das selten anzutreffen ist. Während anderenorts die deutschen und slawischen Siedlungen verschmolzen, trennte sich die Neustadt im späten Mittelalter wieder durch Mauer, Graben und Tor von der ehemals slawischen Altstadt. In Neuröbel hatten sich vor allem Kaufleute und Handwerker angesiedelt, die vom Landesherrn mit Hausäckern belehnt wurden, woraus die Bezeichnung „Ackerbürger“ resultierte. In Altröbel verblieb die slawische Bevölkerung - Pachtbauern und Fischersleute. Ein etwa 400 Jahre anhaltender Rechtsstreit beider Ortsteile, der durch die bistümliche Trennung von 1252 (den Südteil und damit die Neustadt erhielt das Bistum Havelberg, den Nordteil erhielt das Bistum Schwerin) noch begünstigt wurde, ließ die Bürger und die Verwaltung kaum zur Ruhe kommen. Prozessakten („Röbel./.Röbel“) von 1585 bis 1886 (im Stadtarchiv vorhanden) belegen den durch soziale und wirtschaftliche Diskriminierung der Altstädter hervorgerufenen Streit, der bereits vor 1500 mit der Ausgrenzung der Altstadt seinen Anfang nahm.
Erst ab 1811 übte nur noch ein Bürgermeister dieses Amt für beide Teile aus. Das Übergewicht im Stadtrat stellten allerdings die Neustädter. Mit der Kommunalreform 1919 wurden auch hier erstmals allgemeine Einwohnerwahlen abgehalten.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
Von ca. 7000 Einwohnern im Jahre 1989 leben heute noch knapp 5400 in der Stadt, die Tendenz ist abnehmend. Das neugeschaffene Amt zählt ca. 16.000 Einwohner.
[Bearbeiten] Religionen
Nach der Reformation war Röbel streng lutherisch. Juden waren bereits seit dem 13. Jahrhundert in Röbel ansässig. Nach dem Sternberger Judenpogrom mussten auch sie das Land verlassen. Erst Ende des 17. Jahrhunderts lebte wieder jüdische Bevölkerung in Röbel. Die Zahl der Juden stieg bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf 110 Gemeindemitglieder an und nahm danach wieder kontinuierlich ab. Im Jahr 1831 wurde die Synagoge in einer Seitenstraße errichtet. Der jüdische Friedhof lag seit Mitte des 18. Jahrhunderts im Scheunenviertel südlich der Neustadt. Die letzte Bestattung erfolgte dort 1938. In der NS-Zeit wurde er geschändet. In den fünfziger Jahren wurden Teile des Friedhofs abgebaggert und überbaut.
[Bearbeiten] Politik
2005 erfolgte der Zusammenschluss mit den Gemeinden der Ämter Röbel-Land und Rechlin zum "Amt Röbel-Müritz".
Bürgermeister ist seit 2006 der Sozialdemokrat Heinz-Fritz Müller.
[Bearbeiten] Wappen
Das Stadtwappen zeigt in der heraldisch rechten Hälfte unter einer Sonne den Stierkopf des Herrenhauses Werle mit der herausgestreckten Schmähzuge, die Nicolaus von Werle nach einem Sieg gegen die Brandenburger 1276 in sein Wappen aufnahm. Linkshälftig befindet sich der Petrischlüssel als Symbol für die starke kirchliche Präsenz in der Stadt (zwei Bistümer, Kloster). Dieses Wappen geht auf das Stadtsiegel aus der Zeit der Stadtgründung zurück, einem der ältesten Siegel Mecklenburgs.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Eine Partnerschaft besteht zu Wardenburg in Niedersachsen, dazu Freundschaften mit Löhne in Nordrhein-Westfalen und Spittal in Kärnten (Österreich).
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die evangelische Pfarrkirche St. Marien ist ein dreischiffiges Backsteingebäude aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie ist damit eine der frühesten Hallenkirchen in Mecklenburg und steht auf dem Tempelberg der slawischen Müritzer. Der Innenraum besitzt ein tief herabgezogenes Kreuzrippengewölbe im Chor und der Sakristei, im Mittelschiff ist die Kanzel und das Gestühl mit filigranen Schnitzereien verziert. Das Altargemälde (1852) stammt von Gaston Lenthe (1805–1860), der als Schweriner Hofmaler zahlreiche Kirchen ausstattete. Der erst Mitte des 19. Jahrhunderts fertiggestellte und begehbare Turm hat eine Höhe von 58 m und bietet einen Überblick über die Müritz.
- Am Platz vor der Kirche steht seit 1928 ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, entworfen von Bildhauer Wilhelm Wandschneider aus Plau am See.
- Die Stadtkirche St.Nicolai, um 1275 geweiht, ähnlich in der Architektur wie die Altstädter Marienkirche, beherbergt im Chor das wertvolle Chorgestühl des Röbeler Dominikanerklosters.
- Die Windmühle auf dem ehemaligen Burgberg, wo bis ca. 1466 noch das Schloss der Fürsten von Werle stand (1227 als Burg erwähnt), wurde als Galerieholländermühle zwischen 1802 und 1825 erbaut und 2006 aufwändig restauriert. Sie hatte seit 1479 mehrere Bockswindmühlen als Vorgänger und wurde zuletzt zwischen 1929 und 1991 als Jugendherberge genutzt.
- Die Reste der Stadtmauer am Mönchteich.
- Das Rathaus am Marktplatz wurde 1805 im klassizistischen Stil erbaut. Eine 1999 erfolgte Sanierung lässt es in altem Glanz erscheinen. 1814 zog dort als Bürgermeister der im Krieg verletzte Leutnant Christian Engel ein, dessen Vater zuvor in Malchow den Engelschen Garten begründet hatte. Christian Engel ließ ebenfalls im Linnéschen Stil einen heute noch existierenden Stadtgarten im Süden Röbels errichten. Sein Sohn Dr. Franz Engel fand auf seinen Reisen in Südamerika eine Palmenart, die er nach seiner Heimatstadt Röbel benannte: Robelia Solitaria Engel.
- Das Synagogengebäude in Röbel ist eine der wenigen erhaltenen Fachwerksynagogen in Mecklenburg. Es blieb während der NS-Zeit erhalten, weil die nur noch aus wenigen Menschen bestehende jüdische Gemeinde der Stadt es an einen Fuhrunternehmer veräußerte. Dieser baute auf der Ostseite ein großes Garagentor ein und nutzte das Gebäude als Garage. Von der Innenausstattung blieb bis auf Reste der Frauenempore nichts erhalten. Ab 2002 wurde das zu dieser Zeit einsturzgefährdete Gebäude restauriert. Es ist heute der historische Mittelpunkt eines Jugendbildungszentrum. Die dazu gehörenden Gebäude bilden auf der Südseite der Synagoge einen Innenhof. In einem neu errichteten Ausstellungsgebäude ist eine Ausstellung zur Geschichte der Juden in Mecklenburg zu besichtigen.
[Bearbeiten] Museen
- Im Openair-Bahnhofsmuseum stehen Lokomotiven und Waggons aus vergangenen Jahrzehnten. Seit 1966 besteht zwischen Röbel und Ganzlin kein Schienenverkehr mehr und der Bahnhof der Kleinstadt wird für den Bahnverkehr nicht mehr benötigt. Im Bahnhofsgebäude befindet sich ein kleines Museum. Mittels vieler Sachzeugnisse und Dokumente wird die Geschichte des Eisenbahnverkehrs in der Region veranschaulicht. Im Sommer verkehren wieder alte Dampflokomotiven und Waggons auf der Strecke.
- Das kleine Stadtmuseum „Heimatstuben“ im Haus des Gastes stellt in fünf Räumen die Orts- und Stadtgeschichte vom Mittelalter bis ca. 1920 vor.
[Bearbeiten] Bauwerke
- St.-Marienkirche, Backsteinkirche von 1250 mit Aussichtsplattform
- St.-Nikolaikirche von 1280. Der Turm, das Langhaus , die Sakristei und der Chor sind kubisch hintereinander gestellt. Innen ist das Kreuzgratgewölbe bemalt und imitiert Backsteingemäuer. Das Chorgestühl hat an den Seiten geschnitzte Frauen- und Männerköpfe und stammt von 1519. Vor der Kirche, unweit des Marktplatzes, wächst noch immer die im Jahre 1816 gepflanzte und an die Gefallenen der Napoleonischen Befreiungskriege erinnernde Friedenseiche.
- In Bollewick, ca. 3 km von Röbel in südwestlicher Richtung entfernt, steht die größte Feldsteinscheune Deutschlands.
- Der 1912 erbaute Wasserturm war der erste Stahlbetonbau in Norddeutschland. Er wurde 1999 saniert.
- 167 Meter hoher, abgespannter Sendemast für UKW und Fernsehen bei Woldzegarten
[Bearbeiten] Parks
- Stadtpark „Bürgergarten“ am Haus des Gastes
- Stadtpark vor dem Krankenhaus, in einer ruhigen Lage
[Bearbeiten] Naturdenkmäler
- u.a. Kroneiche im Glienholz: mit 9,50 m Stammesumfang ist der fast 1000-jährige Baum der stärkste in der Region.
[Bearbeiten] Kulinarische Spezialitäten
Deftige mecklenburgische Küche (z.B. gefüllter Rippenbraten), Müritzfisch (Zander, Wels, Maräne, Hecht, Aal).
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
Ursprünglich eine Handels und Handwerkerstadt, waren Fischerei, Landwirtschaft und Viehzucht bis ins 20. Jahrhundert die Einnahmequellen des Großteils der Röbeler Bevölkerung. Fast jeder Bürger hielt bis 1925 noch Feder- und Häutevieh, von dem die Kühe und Schweine entgeltlich in den Wäldern bei Groß-Kelle gemästet wurden. Hühner, Gänse und Enten liefen frei durch den Ort. 1860 gab es einer Zählung zufolge mehrere hundert Schweine, 450 Kühe, 1300 Schafe, 237 Ziegen und 1100 Gänse (Quelle: Stadtgeschichtliche Ausstellung in der Heimatstube im Haus des Gastes in Röbel, Straße der Deutschen Einheit). Zu DDR-Zeiten wurde die Stadt zu einem touristischen Zentrum mit Ferienheimen und Zeltplätzen ausgebaut. Wichtigster Arbeitgeber ist heute die optimal media production GmbH, ein Dienstleistungsunternehmen der Medienbranche, mit mehr als 500 Beschäftigten. Daneben dominieren Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft.
[Bearbeiten] Öffentliche Einrichtungen
- Stadt- u. Amtsverwaltung, Polizeizentrale
- Klinik für Psychiatrie u. Psychotherapie
- Haus des Gastes mit Tourist-Info, Festssal, Galerie und Stadtmuseum sowie Bürgergarten
[Bearbeiten] Bildung
Gymnasium, Haupt- und Realschule, Grundschule, Volkshochschule.
[Bearbeiten] Vereine
Ältester Verein Röbels ist die 1994 wiedergegründete Schützenzunft von 1548. 1845 wurde der Ackerbürgerverein als Reiterverein gegründet, der bis heute noch das traditionelle „Speckreiten“, ein Wettrennen um eine Speckseite, veranstaltet. Zweitältester Verein ist der Männerchor von 1855. Der Sportverein TSV 1890 gehört zu den zahlenmäßig größten Vereinen des Landkreises. Internationale Bekanntheit hat sich der Seglerverein durch die regelmäßige Veranstaltung von namhaften Segelregatten erworben.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
- Verbrüderungsfeier mit Brandenburg/Schmugglertreffen alle zwei Jahre zwischen Wittstock und Röbel (12. Mai 2007 in Röbel)
- Seefest am 3. Wochenende im Juli
- Matjesfest im Frühsommer
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Franz Engel, Ethnologe und Biologe, Forschungsreisender.
- Albert Niederhöffer, Maler, Schriftsteller, Journalist, Sammler und Herausgeber der vierbändigen Mecklenburgischen Volkssagen (um 1856)
Werner Schinko, Grafiker & Maler
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Röbel – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
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