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Reutlingen - Wikipedia

Reutlingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel befasst sich mit der Stadt Reutlingen in Baden-Württemberg; für den Ortsteil Reutlingen im schweizerischen Winterthur siehe dort.
Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Reutlingen
Reutlingen
Deutschlandkarte, Position von Reutlingen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Reutlingen
Koordinaten: Koordinaten: 48° 29′ N, 9° 13′ O48° 29′ N, 9° 13′ O
Höhe: 382 m ü. NN
Fläche: 87,06 km²
Einwohner: 112.207 (30. Juni 2006)
Bevölkerungsdichte: 1289 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 72760–72770 (alt: 7410)
Vorwahlen: 07121, 07072 und 07127
Kfz-Kennzeichen: RT
Gemeindeschlüssel: 08 4 15 061
Stadtgliederung: Kernstadt und 12 Stadtteile mit Ortschaftsrecht
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 22
72764 Reutlingen
Webpräsenz:
Oberbürgermeisterin: Barbara Bosch (parteilos)

Reutlingen, in einer offiziellen touristischen Eigenbezeichnung das „Tor zur Schwäbischen Alb“, ist die Kreisstadt und größte Stadt des Landkreises Reutlingen in zentraler Lage Baden-Württembergs. Die Stadt liegt im äußersten Nordwesten des Kreisgebietes. Die nächsten Großstädte sind Stuttgart (etwa 31 km nördlich) und Ulm (etwa 57 km südöstlich von Reutlingen).

Die ehemalige Freie Reichsstadt (bis 1802) und spätere württembergische Oberamts- beziehungsweise Kreisstadt überschritt 1989 die Grenze von 100.000 Einwohnern und wurde damit zur bislang jüngsten der insgesamt neun Großstädte Baden-Württembergs. Heute ist Reutlingen die neuntgrößte Stadt in Baden-Württemberg und nach Stuttgart, Heilbronn und Ulm die viertgrößte Stadt des Landesteils Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

[Bearbeiten] Geografische Lage

Blick auf Reutlingen vom südwestlich gelegenen Georgenberg
Blick auf Reutlingen vom südwestlich gelegenen Georgenberg

Reutlingen liegt auf einer bis zu 12 m mächtigen, von Süden nach Norden geneigten Schotterterrasse rechts der Echaz, in einen leichten Bogen des Flusses geschmiegt. Die leichten Anhöhen des mittleren Schwäbischen Alb-Vorlandes rings um die Stadt ragen links und rechts des Echaztales, durch die Achalm (706 m ü. NN) und den Georgenberg (602 m ü. NN) flankiert, bis auf 450 m ü. NN.

Reutlingen gehört mit dem näheren Umland zum südlichen Bereich der Metropolregion Stuttgart. Innerhalb der Region Neckar-Alb bildet Reutlingen zusammen mit der westlichen Nachbarstadt Tübingen das Oberzentrum, eines von derzeit 14 in Baden-Württemberg. Für die Städte und Gemeinden Eningen unter Achalm, Lichtenstein, Pfullingen, Pliezhausen, Sonnenbühl, Walddorfhäslach und Wannweil übernimmt Reutlingen auch die Aufgaben des Mittelbereichs.

[Bearbeiten] Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Reutlingen, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören zum Landkreis Reutlingen beziehungsweise zu den Landkreisen Esslingen ¹ und Tübingen ²

Pliezhausen, Neckartenzlingen¹, Bempflingen¹, Riederich, Metzingen, Eningen unter Achalm, Pfullingen, Sonnenbühl, Mössingen², Gomaringen², Kusterdingen², Wannweil und Kirchentellinsfurt²

[Bearbeiten] Stadtgliederung

Das Stadtgebiet von Reutlingen gliedert sich in die Kernstadt (Reutlingen-Mitte) und 12 Stadtteile. Dabei handelt es sich um ehemals selbständige Gemeinden, die zwischen 1907 und 1975 nach Reutlingen eingemeindet wurden. Für diese Gemeinden wurde jeweils eine Ortschaft (auch als Bezirk bezeichnet) gebildet, was in der Hauptsatzung der Stadt Reutlingen geregelt ist. Jede Ortschaft hat einen Ortschaftsrat, der von den Bürgern der Ortschaft zeitgleich mit dem Gemeinderat der Gesamtstadt gewählt wird. Dieses Gremium ist zu wichtigen, den Stadtteil betreffenden Angelegenheiten zu hören und wählt einen sogenannten Bezirksbürgermeister. Die endgültige Entscheidung über eine Maßnahme obliegt dann allerdings dem Gemeinderat der Gesamtstadt Reutlingen. In jeder Ortschaft gibt es auch eine örtliche Verwaltungsstelle, welche die Bezeichnung „Bezirksamt“ führt.

Die zwölf Ortschaften beziehungsweise Bezirke der Stadt Reutlingen mit den Wappen:

  • Wappen Altenburg Altenburg
  • Wappen Betzingen Betzingen
  • Wappen Bronnweiler Bronnweiler
  • Wappen Degerschlacht Degerschlacht
  • WappenReicheneck Reicheneck
  • Wappen Rommelsbach Rommelsbach
  • Wappen Sickenhausen Sickenhausen
  • Wappen Sondelfingen Sondelfingen

„Reutlingen-Mitte“ ist zu statistischen Zwecken in Stadtteile gegliedert, deren Bezeichnungen sich aus der geschichtlichen Entwicklung beziehungsweise Bebauung heraus ergeben. Eine besondere verwaltungsrechtliche Bedeutung haben diese Bezeichnungen nicht. Im Einzelnen sind folgende Stadtteile in Reutlingen-Mitte zu unterscheiden:

Betzenried, Burgholz, Georgenberg, Hohbuch, Katzensteg, Orschel-Hagen, Oststadt, Ringelbach, Römerschanze, Schafstall, Storlach, Vochezenholz und Voller Brunnen.

(die o.g. Bezeichnungen stimmen teilweise nicht mit den amtlichen Bezeichnungen der Stadtteile überein.)

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Bis zum ausgehenden Mittelalter, Entwicklung zur Freien Reichsstadt

Die erste sesshafte Besiedlung auf dem Gebiet des heutigen Reutlingen wird um das 4./5. Jahrhundert nach Christus angenommen.

Um das Jahr 1030 begann Graf Egino mit dem Bau einer Burg auf dem Gipfel des „Hausbergs“ von Reutlingen, der Achalm (706 m ü. NN.). Von dieser Burg, die im 15. Jahrhundert zerfiel und während des Dreißigjährigen Krieges vollends geschleift wurde, existieren heute nur noch rudimentäre Fundamente. Ein 1838 wieder aufgebauter Bergfried bietet heute als Aussichtsturm auf dem Gelände der Ruine einen Rundblick über die Stadt und den Rand der Schwäbischen Alb sowie das Albvorland.

Der Name Reutlingens wurde zuerst im sogenannten Bempflinger Vertrag erwähnt, der auf das Jahr 1089/1090 datiert wird.

Hauptturm der (seit der Reformation) evangelischen Marienkirche, im Zentrum Reutlingens
Hauptturm der (seit der Reformation) evangelischen Marienkirche, im Zentrum Reutlingens

1180 erhielt Reutlingen das Marktrecht und zwischen 1220 und 1240 kam der Stadtstatus dazu. Wann genau Reutlingen den Status der Freien Reichsstadt erhielt, ist in der historischen Forschung unklar. Die Entwicklung dazu ist eher als Prozess zu sehen, in dem der Stadt immer mehr Rechte vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches verliehen wurden, wodurch sie von den umliegenden Herrschaften, insbesondere der Grafen von Württemberg unabhängiger wurde. Die militärisch befestigte Stadtmauer, die bis heute in Teilen erhalten ist, wurde errichtet. Im 13. Jahrhundert und darüber hinaus war Reutlingen für den Kaiser ein wichtiger Stützpunkt des Reiches gegen konkurrierende Adelshäuser der Gegend. Nach erfolgreichem Widerstand gegen die Belagerung der Stadt durch die Stauferfeinde unter Graf Ulrich I. von Württemberg wurde, wie es in Überlieferungen heisst, aus Dankbarkeit nach überstandener Belagerung 1247 mit dem Bau der Marienkirche begonnen, die 1343 fertiggestellt wurde. Diese monumentale Kirche im gotischen Stil ist bis heute ein weithin sichtbares, prägendes Wahrzeichen der Stadt und eine ihrer bedeutendsten Sehenswürdigkeiten.

[Bearbeiten] Reformation - Christliche Konfessionen in Reutlingen

Nach Beginn der Lutherischen Reformation wurde Reutlingen ab 1519 unter dem prägenden Einfluss des protestantischen Pfarrers und Predigers Matthäus Alber zu einer Hochburg der evangelischen Glaubenslehre im südwestdeutschen Raum.

Ab 1519 predigte Alber, der teilweise auch als „Luther Schwabens“ betitelt wird, in Reutlingen nach den Lehren von Martin Luther. Bis ins 20. Jahrhundert war Reutlingen eine Hochburg des Protestantismus. Die Stadt gehörte 1529 zu den Vertretern der protestantischen Minderheit (Protestation) am Reichstag zu Speyer. Ihre Bürgerschaft forderte die ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens. Nürnberg und Reutlingen waren die zwei Freien Reichsstädte im süddeutschen Raum, die sich 1530 durch Unterzeichnung der Confessio Augustana in Augsburg zur Lehre Luthers bekannten. Über lange Zeit war das Privileg, das Bürgerrecht der Stadt erwerben zu können, Protestanten vorbehalten. Juden wurden bis in die 1860er Jahre gänzlich aus der Stadt verbannt.

Katholiken wurden allenfalls als Dienstboten geduldet. Nach dem 1802 erfolgten Anschluss an an das Herzogtum Württemberg 1802 (das 1806 als Königreich (vgl. Königreich Württemberg) proklamiert wurde), erhielt die Stadt den Sitz eines Dekanats der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Ab 1824 gab es einen Generalrat bzw. eine Generalsuperintendentur Reutlingen, die jedoch zunächst ihren Sitz in Stuttgart hatte. Aus der letzteren wurde 1924 die Prälatur (auch „Sprengel“) Reutlingen, welcher der Prälat („Regionalbischof“) vorsteht, der heute in Reutlingen seinen Sitz hat. Alle heutigen Kirchengemeinden im Reutlinger Stadtgebiet gehören zu dem 1802 errichteten Dekanat bzw. dem später errichteten Kirchenbezirk.

Im 19. Jahrhundert zogen auch wieder Katholiken in die Stadt, doch nahm deren Zahl nur sehr langsam zu. 1823 wurde die erste katholische Gemeinde gegründet. Um 1900 waren von den 21.000 Einwohnern 1.700 katholisch. Die Glieder der katholischen Gemeinden gehören heute zum Dekanat Reutlingen der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Vor der Reformation gehörten die Katholiken zum Bistum Konstanz.

[Bearbeiten] Von der Freien Reichsstadt zum Anschluss an Württemberg (16. bis 19. Jahrhundert)

Ansicht des Turms der Marienkirche und des Heimatmuseums vom Spendhaus
Ansicht des Turms der Marienkirche und des Heimatmuseums vom Spendhaus

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde Reutlingen unter Kaiser Maximilian I. ein Asylrecht für Totschläger, die ohne Vorsatz gehandelt hatten, verliehen. Mit der Verleihung dieses Rechts war die Entwicklung zur Freien Reichsstadt endgültig abgeschlossen. Reutlingen besaß mit diesem Status bereits seit längerem eine nur dem Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation)“ verantwortliche Autonomie, die einem eigenen staatsrechtlichen Status gleichkam, der bis 1802 existierte. Der Marktbrunnen Reutlingens mit einer Statue Maximilians II., errichtet um 1570, erinnert bis in die Gegenwart an die Verleihung der entsprechenden Rechte, und deren Festigung durch Maximilian II..

Im Jahr 1726 wurde Reutlingen von der größten Katastrophe seiner Geschichte heimgesucht, als ein Stadtbrand 80% der Wohnhäuser und die meisten öffentlichen Gebäude zerstörte, wodurch etwa 1200 Familien obdachlos wurden.

In Folge der napoleonischen Hegemonie in den meisten Ländern der Heiligen Römischen Reichs wurde die Stadt 1802 gegen ihren Widerstand Teil des damaligen Herzogtums und späteren Königreichs Württemberg, wodurch sie den Status der Freien Reichsstadt verlor. Zum reichsstädtischen Gebiet gehörten bis dahin neben der eigentlichen Stadt Reutlingen auch die Dörfer Betzingen, Bronnweiler, Ohmenhausen, Wannweil, Stockach und Ziegelhausen. (Bis 1648 gehörte auch Gomaringen mit Hinterweiler zur Reichsstadt, doch wurden beide Orte seinerzeit durch die - nach dem Dreißigjährigen Krieg - überschuldete Reichsstadt an Württemberg verkauft). Nach 1802 wurde Reutlingen Sitz eines württembergischen Oberamtes, die reichsstädtischen Dörfer wurden zu selbständigen Gemeinden.

Bei der bürgerlichen Märzrevolution von 1848 war Reutlingen als immer noch gedemütigte freie Stadt, bezogen auf die Situation im Königreich Württemberg, wo die Revolution wegen der frühen Zugeständnisse des Königs insgesamt eine vergleichsweise unblutige Entwicklung nahm, vorne dabei und suchte den Konflikt mit der württembergischen Obrigkeit.

Die Industrialisierung der Stadt kam erst langsam in Gang, jedoch sehr intensiv nach Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke nach Plochingen (Neckar-Alb-Bahn) 1859. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde Reutlingen und sein Einzugsgebiet zu einer relativen Hochburg der sozialistischen und sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Südwestdeutschland.

[Bearbeiten] Reutlingen unter dem Nationalsozialismus

Nach der Machtergreifung der NSDAP im Jahr 1933 wandelte sich Reutlingen schnell von einer sozialistisch geprägten in eine vom Nationalsozialismus dominierte Stadt. Der Gemeinderat und die öffentliche Verwaltung wurde von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet, die Gewerkschaftshäuser besetzt, Arbeiterorganisationen aufgelöst. Der NSDAP-Funktionär Richard Dederer wurde zum Oberbürgermeister der Stadt, als der er bis zur Besetzung durch französische Truppen 1945 im Amt blieb.

In der Diktatur des Nationalsozialismus änderte sich auch einiges in der Verwaltung: Aus dem Oberamt Reutlingen ging 1934 der Landkreis Reutlingen hervor. Ein Jahr später wurde Reutlingen Stadtkreis im Sinne der Deutschen Gemeindeordnung, verblieb aber weiterhin beim Landkreis Reutlingen. 1938 wurde der Landkreis Reutlingen um einige Gemeinden des aufgelösten Landkreises Urach erweitert.

Von Anfang an hatten die in Reutlingen lebenden ethnischen und religiösen Minderheiten, unter ihnen etwa 10 Sinti-Familien und über 100 Menschen jüdischen Glaubens unter der Ausgrenzung, schließlich der Verfolgung bis hin zur Ermordung zu leiden. Erst seit der Einführung der Gewerbefreiheit in den 1860er Jahren waren nach etwa 350jähriger Verbannung der Juden aus der Stadt wieder einige jüdische Familien in Reutlingen sesshaft geworden. In den 1930er Jahren waren es vor allem Gewerbetreibende unter ihnen, die durch die Boykottmaßnahmen der Nationalsozialisten getroffen wurden. Ab Mitte der 1930er Jahre kam es zur sogenannten „Arisierung“ jüdischer Betriebe auch in Reutlingen. 1942 gab es offiziell keine Juden mehr in der Stadt. Etwa 30 bis 40 von ihnen waren bereits vor dem Zweiten Weltkrieg emigriert, unter ihnen auch der vormalige Besitzer eines der größten Einzelhandelskaufhäuser in der Stadtmitte/Marktplatz, Samuel Kahn. Zwischen 50 und 70 Reutlinger Jüdinnen und Juden wurden in den Vernichtungslagern im Rahmen des Holocaust ermordet. Nur von acht davon ist bekannt, dass sie die Qualen der KZs überlebten. Ebenso hart traf es die in Reutlingen lebenden Sinti. Die meisten von ihnen wurden im August 1944 in Auschwitz-Birkenau umgebracht.

Politische NS-Gegner wurden oftmals im Konzentrationslager Heuberg bei Meßstetten interniert. Von dort wurden einige nach dessen Auflösung in größere Konzentrationslager verlegt, darunter auch der vormalige Reutlinger KPD-Bezirksvorsitzende Fritz Wandel, der bis zum Kriegsende Gefangener im KZ Dachau war. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war er neben anderen zusammen mit Oskar Kalbfell, der als SPD-Mitglied einer Reutlinger Widerstandsgruppe um Georg Allmendinger im Untergrund angehört hatte, an entscheidender Stelle beim demokratischen Wiederaufbau der Stadt beteiligt.

In der Endphase des Zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur wurde Reutlingen durch vier Luftangriffe der Westalliierten schwer in Mitleidenschaft gezogen, rund 25 Prozent des Gebäudebestandes wurden vernichtet. Um weitere Zerstörungen zu vermeiden, übergab im April 1945 Oskar Kalbfell in einer beherzten Aktion den anrückenden französischen Truppen die Stadt.

[Bearbeiten] Nachkriegszeit

1945 wurde die Stadt unter französischer Besatzung wieder Teil des Landkreises Reutlingen und zur „unmittelbaren Kreisstadt“ erklärt. Der Wiederaufbau Reutlingens und seine Demokratisierung ist eng mit dem Namen Kalbfells verbunden, der als erster demokratisch gewählter Oberbürgermeister der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg die politische Geschichte Reutlingens bis 1973 prägte.

Seit Inkrafttreten der Gemeindeordnung des Bundeslandes Baden-Württemberg zum 1. April 1956 ist Reutlingen Große Kreisstadt.

1984 war Reutlingen Gastgeber der fünften Landesgartenschau Baden-Württemberg.

[Bearbeiten] Eingemeindungen

Ehemals selbständige Gemeinden beziehungsweise Gemarkungen, die in die Stadt Reutlingen eingegliedert wurden

Jahr Orte Zuwachs in ha
1. April 1907 Betzingen 8.706
1. April 1939 Sondelfingen ?
1. April 1949 Ohmenhausen ?
1. Januar 1971 Bronnweiler 119
1. Januar 1971 Gönningen 1.568
1. Januar 1971 Oferdingen 317
Jahr Orte Zuwachs in ha
1. Januar 1971 Reicheneck 226
1. Januar 1972 Altenburg 261
1. Januar 1972 Degerschlacht 175
1. April 1972 Sickenhausen 262
1. Juli 1974 Rommelsbach 370
1. Januar 1975 Mittelstadt 684

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Bevölkerungsentwicklung
Bevölkerungsentwicklung

1907 hatte Reutlingen 25.000 Einwohner, bis 1952 verdoppelte sich diese Zahl auf 50.000. Im Jahre 1988 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Ende Dezember 2004 lebten in Reutlingen nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg 112.229 Menschen mit Hauptwohnsitz - historischer Höchststand.

Im Juni 2004 betrug der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung nach Angaben der Stadtverwaltung 15,2 Prozent (16.541 Personen). Die meisten Ausländer stammen aus der Türkei (3.046), Griechenland (2.969), Italien (2.050), Kroatien (1.642) sowie Bosnien und Herzegowina (1.132).

Die politischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Interessen der nichtdeutschen Einwohner gegenüber der Stadtverwaltung werden durch einen seit 1984 in der Regel alle 4 Jahre - zuletzt 2005 - von den wahlberechtigten Immigranten gewählten kommunalen Ausländerrat (bis 1995 betitelt als Ausländerbeirat) mit derzeit 15 Mandatsträgern vertreten. Dieser Beirat tagt etwa vier Mal jährlich und nimmt eine beratende Funktion gegenüber dem Gemeinderat ein.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1733 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst. Die Angaben beziehen sich ab 1843 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1843 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1300 4.500
1347 5.000
1542 5.420
1600 5.043
1659 4.376
1733 6.663
7. Dezember 1803 ¹ 7.798
1. November 1822 ¹ 9.475
3. Dezember 1846 ¹ 12.660
3. Dezember 1849 ¹ 12.659
3. Dezember 1852 ¹ 12.410
3. Dezember 1855 ¹ 12.367
3. Dezember 1858 ¹ 12.729
3. Dezember 1861 ¹ 13.449
3. Dezember 1864 ¹ 13.420
3. Dezember 1867 ¹ 13.781
Jahr Einwohner
1. Dezember 1871 ¹ 14.237
1. Dezember 1875 ¹ 15.246
1. Dezember 1880 ¹ 16.609
1. Dezember 1885 ¹ 17.319
1. Dezember 1890 ¹ 18.542
2. Dezember 1895 ¹ 19.822
1. Dezember 1900 ¹ 21.494
1. Dezember 1905 ¹ 23.848
1. Dezember 1910 ¹ 29.763
1. Dezember 1916 ¹ 25.691
5. Dezember 1917 ¹ 25.355
8. Oktober 1919 ¹ 28.891
16. Juni 1925 ¹ 30.501
16. Juni 1933 ¹ 33.204
17. Mai 1939 ¹ 38.885
31. Dezember 1945 36.562
Jahr Einwohner
29. Oktober 1946 ¹ 36.785
13. September 1950 ¹ 45.735
25. September 1956 ¹ 60.481
6. Juni 1961 ¹ 67.407
31. Dezember 1965 73.375
27. Mai 1970 ¹ 79.534
31. Dezember 1975 95.289
31. Dezember 1980 95.456
31. Dezember 1985 97.030
25. Mai 1987 ¹ 98.853
31. Dezember 1990 103.687
31. Dezember 1995 108.565
31. Dezember 2000 110.650
31. Dezember 2005 112.252

¹ Volkszählungsergebnis

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Gemeinderat

Bei der Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 ergab sich folgende Sitzverteilung:

  • CDU - 12 Sitze
  • SPD - 9 Sitze
  • Grüne und Unabhängige - 6 Sitze
  • Freie Wähler - 5 Sitze
  • WiR („Wir in Reutlingen“) - 4 Sitze
  • FDP - 2 Sitze
  • BMR („Bürgerliche Mitte Reutlingen“) - 2 Sitze

Die Gemeinderäte von FDP und BMR bilden die FDP/BMR Fraktionsgemeinschaft.

[Bearbeiten] Bürgermeister

An der Spitze der Stadt Reutlingen stand der Schultheiß als Vorsitzender des Gerichts. Später gab es 2 Schultheißen. In württembergischer Zeit wurde vom König ein Oberbürgermeister eingesetzt, der später teilweise den Titel Stadtschultheiß führte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg regiert Oskar Kalbfell (SPD) die Stadt unumstritten bis 1972 als Oberbürgermeister.

Kalbfell folgt der ehemalige Landrat des Altkreises Münsingen, Dr. Manfred Oechsle (CDU), mit dem ebenfalls eine Ära beginnt, die mit der Wahl von Dr. Stefan Schultes (CDU) im April 1995 endet. Bei der jüngsten Oberbürgermeisterwahl 2003 musste Dr. Schultes sein Amt für die bisherige beigeordnete Bürgermeisterin von Fellbach, die von der SPD favorisierte parteilose Barbara Bosch, räumen, die nunmehr die Geschicke der Stadt lenkt.

  • 1803 - 1804: Dr. Christoph Jakob Enslin, Amtsbürgermeister
  • 1804: Karl Wilhelm Kenngott, Amtsverweser
  • 1805 - 1819: Dr. Clemens Christoph Cammerer, Oberbürgermeister
  • 1819 - 1837: August Merkh, Oberbürgermeister
  • 1837 - 1845: Carl Joseph Cammerer, Stadtschultheiß
  • 1845 - 1867: Wilhelm Grathwohl, Stadtschultheiß
  • 1867 - 1898: Dr. Carl Julius, Stadtschultheiß
  • 1898 - 1929: Karl Emil Hepp, Stadtschultheiß
  • 1929 - 1933: Dr. Ing. Dr. Karl Haller, Oberbürgermeister
  • 1933 - 1945: Dr. Richard Dederer, NSDAP, Oberbürgermeister
  • 1945 - 1973: Oskar Kalbfell, SPD, Oberbürgermeister
  • 1973 - 1994: Dr. Manfred Oechsle, CDU, Oberbürgermeister
  • 1995 - 2003: Dr. Stefan Schultes, CDU, Oberbürgermeister
  • seit 2003: Barbara Bosch, Oberbürgermeisterin

Der Oberbürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Die Amtszeit von Barbara Bosch endet am 2. April 2011.

[Bearbeiten] Wappen

Ältere Form des Wappens
Ältere Form des Wappens

Das Wappen der Stadt Reutlingen zeigt in Gold den rot bezungten schwarzen Reichsadler belegt mit einem von Schwarz, Rot und Silber geteilten Brustschild. Die Stadtflagge ist Schwarz-Rot-Weiß.

Der Adler ist das Symbol der Reichsfreiheit, welche die Stadt Reutlingen bis 1802 inne hatte, bevor sie zum Herzogtum Württemberg, dem späteren Königreich, kam. Der Reichsadler tauchte im 15. Jahrhundert auf einem schwarz-rot-silbernem Schildfuß auf. Später wurde ein zweifach geteilter Schild zwischen den Fängen des Adlers hinzugefügt. Dieser wurde danach teils alleine, teils mit Adler verwendet. Ab dem 17. Jahrhundert wurde der Schild meist als Brustschild dargestellt. Die Stadtfarben wechselten mehrmals, doch sind die heutigen Farben inzwischen schon sehr lange gebräuchlich.

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

Reutlingen unterhält mit folgenden Städten Städtepartnerschaften:

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten sowie Brauchtum

[Bearbeiten] Theater, Kleinkunst, Kabarett

  • Theater in der Tonne (Theater, vereinzelt Kleinkunst und Varieté)
  • Naturtheater Reutlingen (Theater)
  • Kleinkunstbühne Rappen (v.a. Kabarett, Comedy, Kleinkunst)
  • Kulturbühne Foyer U3 (Kleinkunst, Kabarett, Musik, verschiedenes)

[Bearbeiten] Musik

  • Württembergische Philharmonie Reutlingen, gegründet 1945 (klassische Musik)
  • Junge Sinfonie Reutlingen (klassische Musik)
  • Jugend-Nachwuchsorchester - NWO (klassische Musik)
  • Jazzclub „In der Mitte“ e.V. (Jazz, Ragtime, Blues)
  • Kulturschock Zelle - 1968 als Galerie Zelle gegründet, ist die Zelle, inzwischen in ihrem dritten Domizil, heute eines der ältesten noch bestehenden selbstverwalteten bzw. autonomen Jugendzentren Baden-Württembergs und ein Zentrum der linksalternativen Jugendkultur des Reutlinger Umfelds (Rock, Punk, metal, Hip Hop u.a.)
  • M-Park (Disco, Popmusik, Rock, Schlager, Techno)
  • Färberei4 (Disco, Popmusik, Black, Rock)
  • Cafe Nepomuk (Latin Rock, Weltmusik, Kleinkunst, Rock, Folk u.a.)
  • La Fontaine (House, Black)
  • Billy Bobs
  • Hades (metal, gothic, heavy)
  • KuRT e.V. - Kultur für Reutlingen (Organisation von Parties, Konzerten und Bandförderung)

[Bearbeiten] Museen

  • Heimatmuseum Reutlingen, gegründet 1890
  • Naturkundemuseum Reutlingen
  • Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen
  • Städtische Galerie Reutlingen
  • Samenhandelsmuseum in Reutlingen-Gönningen
  • Feuerwehrmuseum (zur Zeit im Aufbau in der neuen Feuerwache)
  • Heimatstube Reutlingen-Ohmenhausen
  • Heimatstube Reutlingen-Reicheneck
  • Museum Im Dorf Reutlingen-Betzingen

[Bearbeiten] Galerien

  • ART GALLERY Festl & Maas
  • Galerie am Ledergraben
  • Galerie Haus Geiselhart
  • Kanzlei im Dominohaus
  • Kunst bei Gutekunst
  • Kunst in der Scheune
  • Kunstverein Reutlingen
  • Reutlinger Kunstkabinett Kraushaar
  • Werkstattgalerie
  • Galerie Thron

[Bearbeiten] Bauwerke

  • Kirchen:
  • Neues Spital ("Volksbildungshaus")
  • Rathaus
  • Spendhaus
  • Reste der Stadtmauer mit Tübinger Tor, Gartentor und Zwinger
  • Landratsamt (ehemaliger Regierungssitz Württembergs)
  • Eisturm
  • Stadtmauerhäuser
  • Zwinger
  • Oberes Bollwerk
  • Gmindersdorf
  • Haus der Südwestmetall (ganz aus Metall gebaut)

[Bearbeiten] Brunnen

  • Aquamobil (Brunnen vor der Hauptpost), erbaut 1986 von Gottfried Gruner
  • Aquamobil (Brunnen in der Kaiserpassage), auch von Gottfried Gruner
  • Gartentorbrunnen, erbaut im Jahre 1931 als Ersatz für einen alten Brunnen von 1590
  • Gerber- und Färberbrunnen, erbaut im Jahre 1921 von Professor Josef Zeitler an Stelle des Löwenbrunnen
  • Gockelbrunnen, erbaut 1979 von Ulrich Boss, bis 1856 war an dem Platz der "rote Brunnen"
  • Kaskadenbrunnen im Volkspark
  • Kirchbrunnen, erbaut 1561 von Hans Motz, auf der Brunnensäule der Stauferkaiser Friedrich II.
  • Lindenbrunnen, erbaut 1544 als Ziehbrunnen von Hans Huber und Sohn, 1954 restauriert durch die Brüder Raach
  • Marktbrunnen, erbaut 1570 von Leonhard Baumhauer, auf der Brunnensäule befindet sich eine Ritterskulptur Kaiser Maximilians II. (1527-1576)
  • Springbrunnen (Listplatz)
  • Springbrunnen vor dem Rathaus
  • Steinfeld, erbaut 1983 von Rainer Hantschke
  • Wöhrwoldbrunnen
  • Zunftbrunnen, mit Miniaturskulpturen der 12 ehemaligen Zünfte der Stadt Reutlingen, gestaltet von Bonifatius Stirnberg 1983.

[Bearbeiten] Parks

  • Volkspark und Pomologie
  • Parkanlage am Listplatz
  • Parkanlage hinterm Achalmbad
  • Planie (Allee)
  • Garten des Heimatmuseums
  • Stadtgarten, 1902 angelegt
  • Friedhof Unter den Linden

[Bearbeiten] Sonstige Sehenswürdigkeiten

  • Denkmal des Nationalökonomen Friedrich List nach Entwurf Gustav Adolph Kietz (1854), Bronzeguss ausgeführt von Georg Ferdinand Howaldt
  • Hermann-Kurz-Denkmal
  • Achalm, 707 m hoher „Hausberg“ Reutlingens, ragt über 300 m über die Stadt empor, - mit Resten einer Burgruine und Aussichtsturm.
  • Denkmal des Reformationsbürgermeisters Jos Weiß (1480/85-1542) am Albtorplatz. Errichtet nach Entwürfen von 1878 durch den Verschönerungsverein Reutlingen e.V.
  • Spreuerhofgasse, die - inzwischen offiziell - schmalste Gasse der Welt. Im Durchschnitt ist die Spreuerhofgasse nur ca. 40 cm breit, an der engsten Stelle 31 cm schmal.
  • Georgenberg, 602 m über N.N., Berg vulkanischen Ursprungs im Norden der Kernstadt.
  • Gönninger Seen, renaturierte Travertin-Steinbrüche im Gönninger Tal mit zahlreichen kleineren Wasserfällen
  • Gönninger Wasserfall der Wiesaz im Ortsteil Gönningen (Höhe: 6 m; siehe auch Wasserfälle in Deutschland)

[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen

  • Januar: Donnerstag nach dem Dreikönigsfest: Mutscheltag (siehe unten bei Kulinarische Spezialitäten)
  • Februar: Vesperkirche
  • Februar: Faschingsumzug
  • Februar/März: Mundartwochen (seit 1976)
  • März: Frühlingsfest
  • März: "Schiedweckentag", Traditionelle Reutlinger Kalbfleischpastete zum Ende der Winterzeit
  • April: Ostermarkt mit verkaufsoffenen Sonntag
  • Mai: Garden Life in der Pomologie
  • Juni: Zelt am ZOB
  • Juni/Juli: Stadtfest, erstmals 1977 (jedes 2. Jahr alternierend mit Tübingen, 2004 mit ca. 75.000 Besuchern)
  • Juli: Reutlinger Altstadtlauf (seit 1992)
  • Juli: Schwörtag, reichsstädtische Tradition seit ca. 1347 bis zum Ende der Reichsstadtzeit 1802, wiederbelebt 2005 durch Oberbürgermeisterin Barbara Bosch
  • Juli: Oststadtfest "Neigschmeckt" mit regionalen Spezialitäten (seit 2006)
  • Juli: Reutlinger Classic Open Air
  • September: OK Fest der Oberamteistraße und Kanzleistraße
  • September: Katharinenstraßenfest
  • September: Oldtimer-Wochenende Retromotor
  • September: Weindorf Reutlinger Herbst
  • Oktober: Metzgerstraßenfest
  • Oktober: Sicherheitstag - Leistungsschau von Hilfsorganisationen und Vereinen mit verkaufsoffenen Sonntag
  • November/Dezember: Weihnachtsmarkt um die Marienkirche
  • Dezember: Reutlinger Heiliger Morgen - jeweils einige Hundert Menschen treffen sich am Morgen des 24.12 vor den Kneipen der Altstadt

[Bearbeiten] Kulinarische Spezialitäten

  • Kimmicher - Brötchen mit viel Kümmel, Reutlinger Traditionsgebäck
  • Mutschel - Sternförmiges Mürbteiggebäck, Reutlinger Traditionsgebäck
  • Schiedwecken - Blätterteig mit zartem Kalbfleisch gefüllt

[Bearbeiten] Narrenvereine

  • Narrenverein Burghond Reicheneck e.V. - Narrenverein der Reutlinger Teilgemeinde
  • NZ Sickenhausen - gegründet am 8. Juli 1990
  • Narrengruppe Siggenhusener Teufel
  • Narrenzunft Rommelsbach e.V. Gall Hans, Schmalz Kachel, Luka
  • Narrenverein Sickenhauserner Wölfe
  • Narrenverein Degerschlachter Eulen
  • NZ Reutlinger Schandele (Achalmgautscher)
  • Männerverein Reutlingen (MVR) Karnevalsgesellschaft
  • Reutlinger Clowns&Harlekins

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten] Verkehr

[Bearbeiten] Straßenverkehr

Reutlingen liegt zwar nicht direkt an einer Bundesautobahn, doch sind die Autobahnen A 81 Stuttgart - Singen (Hohentwiel) über Rottenburg am Neckar (Ergenzingen) und Tübingen beziehungsweise A 8 Stuttgart - Ulm über Filderstadt nur etwa 15 Minuten entfernt. Durch die Stadt führen die B 28 Tübingen - Ulm, die B 312 Stuttgart - Biberach - Memmingen. Die B 464 bildet einen Zubringer zur B 27 und weiter Richtung Böblingen zur A 81.

[Bearbeiten] Eisenbahn

Reutlingen liegt an der „Neckar-Alb-Bahn“ Stuttgart–Plochingen–Tübingen. Neben RB und RE verkehrt ein stündlicher IRE als Expresszug ohne Zwischenhalt nach Stuttgart. Im Zuge des Großprojektes Stuttgart 21 soll eine direktere Linienführung über den Flughafen (ohne den Umweg über Plochingen) zu einer deutlichen Verbesserung der Anbindung nach Stuttgart sowie an den Fernverkehr führen. Der Reutlinger Bahnhof besitzt einen ausgedehnten Güter- und Rangierbahnhof, der vor einigen Jahren geschlossen wurde. Die Gleisanlagen sind allerdings komplett erhalten und eine Wiederinbetriebnahme ist im Gespräch.

[Bearbeiten] ÖPNV

Die vier Linien der einstigen Reutlinger Straßenbahn wurden zwischen 1970 und 1974 stillgelegt. Heute bedienen Busse der Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft mbH (RSV) und verschiedener anderer Verkehrsunternehmen den Nahverkehr im Stadtgebiet.

Alle Linien sind zu einheitlichen Preisen innerhalb des Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) nutzbar, hierbei befindet sich Reutlingen in der Wabe 220.

[Bearbeiten] Medien

In Reutlingen erscheinen die Tageszeitungen Reutlinger General-Anzeiger und Reutlinger Nachrichten, eine Lokalausgabe der Südwest-Presse, deren Hauptredaktion ihren Sitz in Ulm hat. Auch das Schwäbische Tagblatt aus Tübingen berichtet auf einer eigenen Reutlingen-Seite. Im lokalen Kabelnetz ist der Fernsehsender RTF.1 auf dem Kanal K08 mit regionalen Nachrichten zu empfangen.

Von 1948 bis 1964 betrieb der Südwestfunk bei 48° 30' 54″ N, 9° 11' 30″ O einen Rundfunksender für Mittelwelle, der als Sendeantenne einen 48 Meter hohen, gegen Erde isolierten abgespannten Sendemasten verwendete. Auf dem Areal dieser Sendestelle befindet sich heute ein Wasserwerk.

[Bearbeiten] Gerichte, Behörden und Einrichtungen

Reutlingen ist, neben der Stadtverwaltung im Rathaus, Sitz folgender Behörden und Einrichtungen beziehungsweise Körperschaften des öffentlichen Rechts (K.d.ö.R.):

Ferner ist Reutlingen Sitz der Prälatur Reutlingen und des Kirchenbezirks Reutlingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg sowie des Dekanatsverbands Reutlingen-Zwiefalten des Bistums Rottenburg-Stuttgart, dem die Dekanate Reutlingen und Zwiefalten angehören.

[Bearbeiten] Bildung

In Reutlingen gibt es folgende Hochschulen bzw. Fachhochschulen und Seminare:

Die Stadt Reutlingen ist Träger von vier allgemeinbildenden Gymnasien: Albert-Einstein-Gymnasium (AEG), Isolde-Kurz-Gymnasium (IKG), Johannes-Kepler-Gymnasium (Kepi) und Friedrich-List-Gymnasium (FLG). Ein weiteres Gymnasium findet sich im Bildungszentrum Nord (BZN), das neben dem Gymnasium auch eine Realschule und eine Hauptschule umfasst. Ferner gibt es zwei weitere Realschulen (Eichendorff- und Hermann Hesse Realschule), neun Grund- und Hauptschulen (Eduard-Spranger-Schule, Gerhart-Hauptmann-Schule, Hermann-Kurz-Schule, Hoffmann-Schule Betzingen, Matthäus-Beger-Schule, Mörike-Schule Sondelfingen, Rossberg-Schule Gönningen, Schillerschule Orschel-Hagen und Wald-Schule Ohmenhausen), neun selbständige Grundschulen (Auchtert-Grundschule, Friedrich-Silcher-Schule Sickenhausen, Grundschule Mittelstadt, Grundschule Oferdingen, Grundschule Rommelsbach, Hof-Grundschule Altenburg, Hohbuch-Grundschule, Jos-Weiß-Schule und Römerschanz-Grundschule) und zwei Förderschulen (Bodelschwingh-Schule und Gutenberg-Schule).

Der Landkreis Reutlingen ist Träger der vier Beruflichen Schulen (Ferdinand-von-Steinbeis-Schule Gewerbliche Schule I, Kerschensteinerschule Gewerbliche Schule II, Laura-Schradin-Schule - Hauswirtschaftliche Schule und Theodor-Heuss-Schule - Kaufmännische Schule) sowie der Erich-Kästner-Schule für Sprachbehinderte mit Schulkindergarten, der Peter-Rosegger-Schule für Geistigbehinderte und des Schulkindergartens für Lernbehinderte.

Zahlreiche Privatschulen runden das schulische Angebot in Reutlingen ab. Es bestehen ein Abendgymnasium, eine Abendrealschule Kolpinghaus, die Christian-Morgenstern-Schule,die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik, die Berufliche Heimsonderschule, die Fachschule für Ergotherapie der Volkshochschule, die katholische Sankt Wolfgang Schule (Grund- und Hauptschule, die vom Bischof in Rottenburg unterstützt wird), die Freie Evangelische Schule Reutlingen (FES- Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule), die Freie Georgenschule (einheitliche Volks- und Höhere Schule - Freie Waldorfschule), die Carlo-Schmid-Haus Förderberufsfachschule des Internationalen Bundes, die Ita-Wegman-Schule für Erziehungshilfe, das Lederinstitut Gerberschulen Reutlingen, die Oberlinschule für Erziehungshilfe, die Private Sonderberufsschule der Gustav-Werner-Stiftung, die Schule für Pflegeberufe des Klinikums am Steinenberg, ein Schulkindergarten für Geistig- u. Körperbehinderte, ein weiterer Schulkindergarten für Geistigbehinderte, die St.-Wolfgang-Schule GHS Freie Katholische Schule, die Werkstattschule e.V. - Schule für Erziehungshilfe und Private einjährige Sonderberufsfachschule sowie die Wilhelm-Maybach-Schule Förderberufsschule.

[Bearbeiten] Sport

  • DAV - Sektion Reutlingen
  • SSV Reutlingen 05
  • TSG Reutlingen e.V.
  • SG Reutlingen e.V.
  • 1. RMC Reutlingen
  • Eishalle Reutlingen
  • Tennisverein Reutlingen e.V.
  • BSV Reutlingen
  • Reutlingen Woodpeckers e.V.
  • PSV Reutlingen e.V.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Ehrenbürger

Die folgende Übersicht enthält alle Personen, die von der Stadt die Ehrenbürgerwürde verliehen bekamen. Die Auflistung erfolgt nach dem Zeitpunkt der Verleihung.

  • 1832: von Jäger, Finanzkammerdirektor von Reutlingen
  • 1854: Jetter, Oberpräzeptor
  • 1881: Dr. Ferdinand von Steinbeis, Präsident der Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart
  • 1884: Gustav Werner, Theologe und Gründer der nach ihm benannten Stiftung
  • 1892: Carl Julius von Benz, Oberbürgermeister a.D.
  • 1896: Präsident von Luz, Präsident der Kreisregierung Reutlingen
  • 1903: von Bellino, Präsident der Kreisregierung von Reutlingen
  • 1912: Friedrich von Payer, Kammerpräsident und Geheimrat
  • 1929: Gustav Groß, Fabrikant
  • 1929: Johannes Eisenlohr, Gemeinderat, Feuerwehrkommandant
  • 1929: Emil Hepp, Oberbürgermeister a.D.
  • 1946: Prof. Dr.-Ing. E.h. Otto Johannsen, Direktor des Technikums für Textilindustrie Reutlingen
  • 1949: Herbert Clark Hoover, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika 1929-1933
  • 1952: Christian Knapp, Schulrat a.D.
  • 1953: Dr.-Ing. E.h. Emil Gminder, Geschäftsführer
  • 1954: Ernst Ziegler, Kunstsammler
  • 1973: Oskar Kalbfell, Oberbürgermeister a.D.
  • 1976: Paul Pillet, Bürgermeister der Partnerstadt Roanne/Loire
  • 1985: Karl Danzer, Firmengründer
  • 1999: Dr. Manfred Oechsle, Oberbürgermeister a.D.

Ehrenbürger der ehemaligen Gemeinde Ohmenhausen:

  • 1886: Dr. Christian Gottlob Erhard Bunz, Pfarrer

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt

Die Liste enthält Personen, die in Reutlingen geboren sind. Ob sie später ihren Wirkungskreis in Reutlingen hatten oder nicht ist dabei unerheblich. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit.

  • Jos (Jodokus) Weiß (1480/85–1542), Bürgermeister der Stadt, Unterzeichner des Augsburger Glaubensbekenntnisses 1530 vor Kaiser Karl V.
  • Matthäus Alber (1495–1570), Reformator der Stadt
  • Johannes Schradin, Reformator
  • Johann Jakob Fetzer (1760–1844), Bürgermeister, Schriftsteller
  • Friedrich List (1789–1846), Volkswirtschaftler und Politiker, Eisenbahnpionier
  • Hermann Kurz (1813–1873), Dichter und Schriftsteller
  • Ernst Theodor Haux (1863–1938), Unternehmer
  • Ludwig Finckh (1876–1964), Dichter und Erzähler
  • Laura Schradin (1878–1937), Politikerin
  • Karl Wilhelm Meissner (1891–1959), Physiker
  • Oskar Kalbfell (1897–1979), Oberbürgermeister und Landtagsabgeordneter
  • Erwin Fischer (1904–1996), Jurist
  • Walter Vielhauer (1909-1986), Gewerkschafter, Politiker, Widerstandskämpfer
  • Max Otto Bruker (1909-2001), Arzt
  • Helmut Lamparter (1912–1991), Pfarrer und Dichter (Wie lange willst du mein vergessen)
  • Martin Hengel (* 1926), evangelischer Theologe
  • Willi Betz (* 1927), Gründer des größten Fuhrunternehmens Europas (Internationale Spedition Willi Betz GmbH & Co. KG)
  • Roland Kayn (* 1933), Organist und Komponist
  • Ernst Messerschmid (* 1945), Physiker und Astronaut, Teilnehmer der D1-Space-Shuttle-Mission
  • Jürgen Hambrecht (* 1946), Manager
  • Ulrich Herter (* 1952), Musiker
  • Claus Kleber (* 1955), Journalist
  • Dietlinde Turban (* 1957), Schauspielerin
  • Hubert Kah (* 1961), Musiker
  • Matthias Epple (* 1966), Chemieprofessor
  • Stephan Vuckovic (* 1972), Triathlet, Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney
  • Ole Bischof (* 1979), Judoka

[Bearbeiten] Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben oder wirken

[Bearbeiten] Literatur

  • Erich Keyser (Herausgeber): „Württembergisches Städtebuch“; Band IV Teilband Baden-Württemberg Band 2 aus "Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte - Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages, Stuttgart 1961
  • Stadtverwaltung Reutlingen/Schul-, Kultur- und Sportamt/Heimatmuseum und Stadtarchiv (Herausgeber): „Reutlingen 1930 - 1950. Nationalsozialismus und Nachkriegszeit“; Katalog und Buch mit Hintergrundbeschreibungen zur gleichnamigen Ausstellung von 1995, ISBN 3-927228-61-3
  • Carl Bames: „Chronica von Reutlingen und Pfullingen - In Freud und Leid im Festtags- und Werkstattskleid von 1803 bis 1874“, Karl Knödler-Verlag Reutlingen, Neuauflage 1985, ISBN 3-87421-095-2
  • Paul Landmesser, Peter Pächler, IG Metall Reutlingen (Herausgeber): „Wir lernen im Vorwärtsgehen! - Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Reutlingen 1844 - 1949“; Distel-Verlag Heilbronn 1990, ISBN 3-923208-25-1

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Reutlingen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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